Review

Schwierig zu bestimmen, wann ein Film "kult" ist, ja, schwierig zu definieren, was "kult" überhaupt sein soll. Trotzdem gibt es meist eine ziemliche Übereinkunft der Aficionados. Die 3 Filme der berüchtigten "Tokugawa"-Reihe von Teruo Ishii gehören mit Sicherheit dazu, wenn schon nicht aufgrund ihrer Qualität dann wenigstens wegen ihres schlechten Rufs. Ich selbst kann mich noch erinnern, daß "Frauen geschändet und gequält" flüsternd und unter der Hand als "superextrem" galt und wer es schaffte, als Minderjähriger das Teil im Bahnhofskino zu sehen, der war schlicht Chef.
Wie meistens wenn man solche Gerüchte später überprüfen will, so steht mit Sicherheit eine Enttäuschung bevor, denn angesichts heutiger Standards, zumal in Fernost, erscheint meist alles andere harmlos. Immerhin ergeben sich in einigen Fällen aber "Qualitäten", die man nicht vermutet hätte und auch in diesem Fall liegt ein Trash-Klassiker erster Zwerchfellriß-Güte vor den Augen des Rezensenten.
3 Episoden aus der berüchtigt-brutalen Tokugawa-Zeit sollen es sein, die in Shogun's Joy of Torture präsentiert werden und die Geschichten sind hinreichend dümmlich, um schon mal als solche kaum zu überzeugen. In der ersten Epsiode wird eine Frau, die die medizinische Behandlung ihres Bruders nicht bezahlen kann und somit dem "Benefaktor" zu willen sein soll aufgrund (korrekt!) vermuteter inzestuöser Beziehungen zu einem grausamen Tode verurteilt, nachdem sie für die Tötung ihres Vergewaltigers eine Begnadigung bekommen hätte. Tiefe Einblicke in die japanische Justiz!
Nummer zwei spielt in einem Nonnenkloster, an das ein Mönchskloster schließt, was als Setup schon die Verwicklungen impliziert. Hier sind es dann die (lesbischen und daher eifersüchtigen) Frauen, die ihre Geschlechtsgenossinen mies behandeln, bis die Justiz eingreift und ihrerseits die Kühe fliegen läßt (oder besser: absticht).
In Nummer drei, der bizarrsten Episode, geht es um einen Wettstreit von Tätowierern. Diese Episode war die berühmteste und bietet auch die Grundlage für den zweiten Teil der Serie. Das urjapanische Thema der Geisha-Tätowierung, daß ja in der Folge von vielen anderen Filme aufgegriffen wurde, u. a. auch durchaus seriös in Yoichi Takabayashis "Irezumi", mag für den europäischen Betrachter nicht dieselbe Relevanz haben, für ein paar sehr bizarre Szenen ist es allemal gut.
Berüchtigt an Shogun's Joy of Torture waren die titelgebenden Folterungen, die aber eben nicht mehr wirklich den heutigen Filmstandards entsprechen und zumindest die deutsche Schnittversion könnte ohne weitere Säuberungen ein gerades "16" bekommen. Für Ende der 60er war es aber wohl durchaus starker Tobak, weil auch die gesamte Atmosphäre äußerst "sleazy" ist. Wobei man wieder auf das erheiternde japanische Paradoxon stößt, daß man Frauen zwar mißhandeln und foltern "darf" ohne Ende, aber auf keinen Fall mehr Körper zeigen als ein paar Brüste - was für einen Softsexfilm schon eine gewisse Herausforderung darstellt, die aber, viele Jahrzehnte vor "Eyes Wide Shut", auf originelle Weise - Balken, Seile, vieles kann einer Muschi im Weg sein - gelöst wird.
Die Schauspielerei ist asiatisch expressiv und ziemlich unter jeder Sau, aber der Oberhammer ist natürlich in der deutschen Synchronisation zu finden, die dankenswerterweise auch auf der niederländischen DVD mit dabei ist. Wie bei den meisten italienischen z-Klassikern schlägt sie auch hier dem Faß den Boden aus und sorgt für regelmäßige Lachkrämpfe. Unglaublich, daß man das zu einer bestimmten Zeit mal nicht komisch fand! Zusätzlich gibt es ja bei einer DVD immer noch die wunderbare Möglichkeit der optionalen Untertitel und wenn man zur deutschen Fassung noch die deutschen (!) UT dazuschaltet, die, wie ich eigentlich nicht erwähnen müßte, mit dem tatsächlich Gesagten schwer auf Kriegsfuß stehen, dann ist dem Halten keines mehr.
Die Breitwand-Filmgestaltung (war offenbar das bevorzugte Format dieser Zeit) fängt zwar schöne Sonnenuntergänge ein, ist aber dermaßen ver-fulci-t (blitzartige Augenzooms) und verwackelt, daß man den Eindruck bekommt, für Stative hätte das Geld nicht mehr gereicht. Effektmäßig hat man sich durchaus Mühe gegeben, aber hier scheint das Budget trotzdem durch. Ob es sich lohnt, den doch recht steilen Preis von Japan Shock zu bezahlen, mag jeder für sich entscheiden, ein Klassiker des fernöstlichen Müllfilms ist dies jedoch allemal und wesentlich unterhaltsamer als der äußerst dröge zweite Teil "Das Freudenhaus von Nagasaki".

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