Review
von Frostbeule
Hier ist vieles schiefgelaufen
Meine Rezension bezieht sich auf Staffel 1+2. Star Trek: Picard hat einige Stärken aufzubieten, so z.B. charismatische, taltentierte Schauspieler, jedoch auch hervorragende Kulissen, Effekte und Atmosphäre. Adressiert wird das ganze v.a. an ein jüngeres Publikum. Dem alteingesessenen Trekki stößt hier leider einiges unangenehm auf. Wie soll man es nur beschreiben, ohne ein wenig zu spoilern? Star Trek wurde weitgehend entkernt und verfremdet, lediglich die Oberfläche und das äußere Erscheinungsbild wurden wiederverwertet. Mit dieser Kritik musste sich schon Star Trek Discovery herumschlagen. Die wohl größte Katastrophe in Picard sind die vielzähligen, schweren Logikfehler und die hanebüchend, absurd anmutende Storyausgestaltung.
*Spoiler on* Die alte Riege a.D. bekommt so mir nichts, Dir nichts den Chefsessel von der Sternenflotte angeboten und darf der ganzen Flotte Befehle geben? Die Borg sind zu einer handzahmen Truppe Freunde verkommen? Der kleine Fiesling Q wird zum netten Kerl. Seven of Nine outet sich als homo- bzw. bi-sexuell? Dr. Soong spielt so eine Art bösen Data? Die Bösewichte warten mit dem Schießen und Kämpfen, stehen still da bis der Dialog fertig gesprochen ist? Trotz modernster Technik gehen die meisten Schüsse daneben? Eine Guinan, die aufgequollen in ihrer Sister-Act-Robe einen auf schnödes Liebäugeltantchen macht? Ein zwar gealterte, aber nach wie vor zierliche Wesley Cruser mit Bart, der durch die Zeit reist? Eine Androidin, die aufgrund ihrer Proportionen keinem biologischen Geschlecht eindeutig zugeordent werden kann? Zigfach, nervige Rückblicke in Picards Kindheitstraumata? Elterndarsteller, die Picard kein bißchen ähnlich sehen? *Spoiler off*
Die Geschichtenschreiber haben es geschafft einige wirklich spannende Höhepunkte herauszuarbeiten, die dann aber ins Bodenlose in sich zusammensacken, keine runden Abschlüsse finden und meist schlimmstmögliche, weil für Fans enttäuschende Ausgänge finden.
Fazit: Technisch und schauspielerisch meisterlich, aber inhaltlich grauenhaft. Die Story ist weitgehend lieblos und unglaubwürdig.(4/10)
Und weiter geht es mit Staffel 3:
Diese rettet die gesamte Serie! Hier laufen noch mal die alte Enterprise-D und E-Crew sowie einige Mitglieder der Voyager-Besatzung zu Höchstform auf. Die Story wirkt ausgefeilter, durchdachter und überzeugend. Am Ende sind da natürlich einige Logikfehler, die treue Fans aber großzügig tolerieren können. Ein Action-Feuerwerk mit großartigen Schauspielern und sitzenden knackigen Dialogen, einfach fantastisch. Staffel 3 war die große Überraschung der ganzen neuen Star Trek Ableger überhaupt, selbst Strange New Worlds und Discovery können hiergegen nicht anstinken. Hier gibt es nur sehr wenig zu meckern.
Fazit: Staffel 1 und 2 können übersprungen werden, wirklich heiß und spannend wird es erst in Staffel 3. Star Trek vom Feinsten mit allen Elementen, die man sich wünscht. Staffel 3 muss jeder Star Trek Fan gesehen haben. (8/10)