Review

*** SPOILERWARNUNG ***


Ignorieren wir doch einfach mal alles, was nach „Terminator 2: Judgement Day“ (1991) passiert ist und setzen dort nochmal an. Sarah Connor hat den Untergang abgewendet, da schafft es ein weiterer Terminator doch noch ans Ziel und tötet ihren Sohn John. Der Anführer des zukünftigen Widerstands gegen die Maschinen ist ausgelöscht, die Zukunft wird umgeschrieben und nun randaliert dort eine für den Cyberkrieg geschaffene Künstliche Intelligenz namens Legion und macht … das Gleiche wie einst SkyNet. Nur, dass eben jemand anderes nun den Widerstand anführt. Also schickt SkyN..., sorry, Legion ein neues Killermodell durch die Zeit zurück, die Gegenseite sorgt für das Erscheinen einer Beschützerin.

Es ist eine Variation der bekannten Geschichte und dem Franchise ist nicht erst seit diesem bis dato letzten Teil der Kinoreihe ein dunkles Schicksal beschieden. Man ist also in einem Was-wäre-wenn-Szenario angekommen, womit die Reihe offiziell zugibt, dass es im Hinblick auf die ursprüngliche Geschichte nichts mehr zu erzählen gibt. Tim Miller inszeniert hier teure Fanfiction, wie es „Genisys“ (2015) auch schon war. Eine weitere kreative Bankrotterklärung. Und weil James Cameron hier beteiligt war, hat er natürlich lobende Worte im Vorfeld gefunden. „It's gritty, it's fast, it's intense“. Stand sicherlich so auf deinem Gehaltsscheck, James. Das Skript ist ein Flickenteppich an Ideen, sie kommen und gehen wie manche Figur (Sarahs EMP-Kumpel). Höhepunkt ist dabei der peinliche Versuch, die Stimmung des Endes von „Judgement Day“ erneut einzufangen, aber dazu ist das Personal vor der Kamera zu beliebig und ebenso sind Miller und Schreiberling David S. Goyer dazu gar nicht in der Lage.

Die Geschichte ist im Kern dünn, das ist allerdings nicht mal schlimm. Von Anfang an war die Reihe kein Shakespeare, funktionierte aber auf anderen Ebenen. Nur findet man diese hier nicht oder sie werden vor den Augen des Publikums demontiert.
Denn was macht ein Terminator, der seinen Auftrag erledigt hat? Richtig, er nennt sich Carl, arbeitet an seiner Menschwerdung, kümmert sich um seine Familie und erzählt dir was über Inneneinrichtung. Ja, genau so wollte ich diese ikonische Filmfigur schon immer einmal sehen. Nicht. Die Vermenschlichung des T-800 ist von Grund auf albern, das mit John tut ihm dann auch irgendwie noch leid. Themen wie die Entwicklung eines Bewusstseins in einer KI etc. sind spannend, passen aber nicht in dieses Franchise. Nicht zu dem, was Schwarzenegger in der Reihe repräsentierte. Das Wiedersehen mit Arnie ist nett, aber wenig ergiebig. Der Rest vom Ensemble wirft dann die Frage auf, mit wem man hier denn mitfiebern soll?

Grace ist keine Sympathieträgerin, natürlich auf ihre Mission fokussiert, Mackenzie Davis schafft es aber nie, das nahbar rüberzubringen. Dass man Grace dazu noch ein dieses Überhitzungs-Gimmick verpassen musste, um immer wieder mal künstlich Drama zu generieren, fällt zwischen dem ganzen anderen  Klumpatsch kaum noch auf. Trotzdem witzig, wie man ihr Ableben am Ende dramatisch aussehen lassen will. Mehr als ein Schulterzucken war da bei mir nicht drin. Die zu beschützende Dani Ramos (Natalia Reyes) fällt auch eher durch Profillosigkeit und dann eine 180-Grad-Wende auf. Von jetzt auf gleich mimt sie ihr späteres Ich, ein zugeflüsterter Satz und Johnita kann Schießen wie ein Profi. Sarah Connor ist die harte Kämpferin, an der die Ereignisse nicht spurlos vorbeigegangen sind. Doch ist diese überhöhte Selbstverständlichkeit, mit der sie durch das Szenario stapft, schwer nachvollziehbar. Man ließ nichts von dem bekannten Charakter übrig. Ist ihre Abneigung gegenüber Carl auch verständlich und mag sie noch so viele „Fucks“ raushauen, sie wirkt stets zu gewollt auf Krawall gebürstet. Bleibt noch der Antagonist, Gabriel Luna gibt den wenig bedrohlichen Rev-9 mit seinem Flüssigmetall. Nettes Gimmick, aber immer wieder faszinierend, wie ineffektiv so eine kalte Killermaschine das einsetzt. Vergessliches Ding, dieses Legion-Produkt.

Action und Effekte gibt es auch, beides nicht zu wenig, aber beides auch nicht allzu gut. Der Krawall ist dabei gar nicht so verkehrt choreographiert und durchaus mit manch netten Einfällen gespickt, läuft aber unterm Strich immer nach dem gleichen Schema ab. Der Dev-9 steckt ein, regeneriert, weiter geht's. Dabei fliegen allerlei CGI-Figuren durch die Gegend. Und auch vieles andere stammt aus dem Rechner. Autos, Gegenstände, Kulissen, Klamotten. Hier hat kaum eine Szene eine spürbare Haptik, die Grenze zur Künstlichkeit wird zu oft überschritten und das zerstört teils im Sekundentakt die Immersion. Dadurch geht jedwede Wucht flöten, die den Sequenzen sichtlich angedacht war. Die Präsentation macht viel zunichte.

„I won't be back.“

Man hatte nichts mehr zu erzählen, also macht man es trotzdem. Ein bisschen neues Setting, alte Figuren zurückholen, neue egale Gesichter ins Getümmel schmeißen, wird schon was kleben bleiben. „Dark Fate“ variiert in öder Weise die bekannte Formel, sieht oft zu künstlich aus und ist die zwei Stunden, die er dauert, kaum wert. Nicht unbedingt besser oder schlechter als „Genisys“, nur eben auf seine eigene Art genauso überflüssig.

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