Terminator Dark Fate - alte Eisen rosten nicht
Arnold ist wieder einmal zurück gekehrt. Und wieder eimal als T-800. Im nunmehr 5. Terminator-Sequel gibt er zum fünften Mal den Killer aus der Zukunft (sein CGI-Cameo in Teil 4 zählt nicht). Es war klar, dass das nicht überall auf Begeisterung stoßen würde, zu beliebig und letztlich belanglos waren die letzten beiden Ableger ("Salvation", 2009 und "Genisys", 2015) und auch der bei Fans noch einigermaßen geschätzte dritte Teil ließ so einiges vermissen, was die beiden Vorgänger so einzigartig gemacht hatte. Was sollte also diesmal besser werden, so die berechtigte Sorge, Frage, Kritik?
Nun, außer Arnie kehrten auch noch Linda Hamilton und Franchise-Mastermind James Cameron zurück, so die Hoffnungsvollen. Ja, aber die erste ist viel zu alt für ein Badass-Revival und der zweite wirkt nur im Hintergrund als Ideenlieferant und Produzent, so die Skeptiker. Immerhin sitzt mit Tim Miller kein weicheiiger Auftragsarbeiter auf dem Regiestuhl, schließlich hatte er die ach so gemütliche Marvel-Familienrunde mit dem rotzigen Deadpool ganz nett aufgemischt.
Trumpf Nummer drei sollte die Story sein. Die Idee die Teile 3-5 einfach zu ignorieren, ist jedenfalls nicht die schlechteste. „Terminator 3" war ein wenig originelles Remake von „T2", „Salvation" hatte zwar den originellen Ansatz komplett in der düsteren Zukunft zu spielen, setzte diesen aber so schlecht um, dass man sich eine erneute Zeitreise wünschte und „Genysis" generierte sich als unaugegorener Hybrid aus „Back to the Future 2" und einer unverhohlenen Hommage an das Original.
Und tatsächlich funktioniert „Dark Fate" bisher am besten als direkte Fortsetzung von „Terminator 2: Judgment Day" (1991). Stimmung, Look und Plot richten sich ehrfürchtig, aber nicht anbiedernd am übermächtigen Vorbild aus. Das macht Spaß, das weckt schöne Erinnerungen, das fühlt sich richtig an. Aber reicht das auch für einen guten, oder gar bahnbrechenden Film? Kann Miller ähnliche Ausrufezeichen setzten wie einst Cameron?
Der Start jedenfalls gelingt. Wir sehen die CGI-verjüngten Sarah und John Connor im mexikanischen Exil, ein idyllisches Bild, das jäh zerstört wird und neugierig macht auf die neue Zeitlinie. Als neues Personal lernen wir sodann die futuristische Kriegerin Grace (Mackenzie Davis), ihre Schutzbefohlene Daniela (Natalia Reyes) sowie ein selbst dem T-1000 überlegenes Terminator-Modell (Gabriel Luna als Rev-9) kennen.
Hier schleicht sich allerdings erstmals ein unwohliges Deja-Vu-Gefühl ein. So gut die drei gecastet wurden und so sehr sie in ihren jeweiligen Rollen aufgehen, so offensichtlich hat man sich hier am ganz ähnlich angelegten Figurentrio aus „T2" orientiert. Wieder gibt es also auf Seiten des Bösen ein upgegradetes Modell, das praktisch unzerstörbar scheint. Wieder wird der technisch unterlegene Beschützer emotionalisiert, um Publikum und Schutzbefohlenen für sich einzunehmen. Und wieder macht das zunächst naive und hilflose Zielobjekt eine erstaunliche Badass-Entwicklung durch.
Was den Film dann wieder aus der Redundanz-Falle zieht, sind ausgerechnet die alten Recken Schwarzenegger und Hamilton. Beiden beschert Miller auf ihre Weise richtig knallige Einführungen und lässt sie in der Folge als fast schon klassisches Buddy-Duo aufeinander los. Der Film hat hier seine stärksten Momente, nicht nur, weil man sich freut die beiden Franchise-Ikonen wieder vereint zu sehen, sondern weil man sich für ihre Beziehung und Entwicklung tatsächlich etwas Pfiffiges überlegt hat. Vor allem Schwarzenegger genießt diese originelle Neuinterpretation seiner bekanntesten Rolle und spielt so gut wie nie zuvor seit seiner Rückkehr ins Filmgeschäft. Hamilton ist allerdings das eigentliche Herz des neuen Films und übernimmt damit Arnolds Funktion aus „T2". Die rotzige, lakonische Kampfamazone steht ihr prächtig und man fragt sich bedauernd, wo sie all die Jahre abgeblieben war.
Der Hauptplot sorgt dagegen weniger für einen höheren Puls, zu sehr kopiert er Motive und Dramaturgie aus den Cameron-Filmen. Cameron und Miller haben das in diversen Interviews stets zugegeben und als notwendig erachtet, um die (wieder einmal) geplante Trilogie auf den Weg zu bringen. Es ist also zu früh, um den Stab über diesen Ansatz zu brechen, allerdings hängt die Realisierung der Sequel vom Erfolg des Erstlings ab und wenn der zu wenig eigenständig wirkt ...
Was „Dark Fate" wiederum sehr gut gelingt, ist der Bezug zur Gegenwart. Der Zustand der heutigen Welt, die Anspielungen auf die US-Politik gegenüber Mexiko sowie das Verhältnis zur modernen (Informations-)Technik, all das wird sehr schön untergemischt und mit der Handlung verquickt. Bei aller Kritik an den „T2"-Anleihen kommt man letztlich nicht umhin zuzugeben, wie aktuell dieser Film heute erst recht ist und wie wenig positiv man sich global davon weg entwickelt hat.
Die Terminator-Filme hatten neben ihren klugen wie kritischen Kommentaren zu Zeitgeist und technologischem Fortschritt aber noch ein weiteres Alleinstellungsmerkmal: die revolutionären Action-Sequenzen. Zugegeben, „Dark Fate" tritt hier ein ganz schweres Erbe an und kann vor diesem übermächtigen Hintergrund nur scheitern. Die Visualisierung des Flüssigmetall-Terminators steht in den letzten 30 Jahren beinahe konkurrenzlos da und wird nur noch von „Matrix" und „Jurassic Park" flankiert, beide übrigens ebenfalls vor der Jahrtausendwende. So gesehen konnte man von „Dark Fate" nicht etwas erwarten, was seit 20 Jahren kein Actionfilm mehr geschafft hat. Vor diesem Hintergrund macht Miller vieles richtig. Die Actionszenen sind wuchtig, druckvoll und verlassen sich keineswegs nur auf den digitalen Helfer. Sie sind auch gut über den Film verteilt und stehen immer im Dienst der Erzählung. Ein Visionär wie Cameron ist Miller zwar sicher nicht, wobei aber auch hier die Ähnlichkeiten zu „T2" der bewusst gewählten Anlehnung bei Figuren und Plot geschuldet sind.
Was bleibt also vom erneuten Wiederbelebungsversuch der Terminator-Reihe? Wer schon immer fand, dass die Geschichte mit Teil 2 auserzählt war, wird auch hier die Nase rümpfen und ganz laut Redundanz schreien. Wer die Cameron-Filme gralsgleich verehrt und ähnlich Visionäres erwartet, wird enttäuscht die Schultern zucken. Und wer langsam mehr als genug davon hat, die alten Recken aus den 80er und 90er Jahren immer und immer wieder ihrem Nimbus frönen zu sehen, der sollte besser gleich ganz weg bleiben.
Für alle anderen gilt folgendes: „Terminator Dark Fate" ignoriert nicht nur die letzten drei Sequels, er ist auch besser als sie. Er erreicht nicht die nihilistische Grimmigkeit von "The Terminator" (1984) und auch nicht die Epik und Genialität von "judgment Day", aber als direkte Fortsetzung von „T2" funktioniert er so gut wie kein Film zuvor. Das liegt zum einen an Millers etwas nerdigem Bemühen Look und Ton der Vorgänger zu kopieren, vor allem aber an der stimmigen und gewitzten Fortführung der ikonischen Figuren Sarah Connor und des Terminators. Linda Hamilton und Arnold Schwarzenegger nehmen diese Steilvorlage dankbar an, machen damit aber auch schmerzlich deutlich, wie essentiell sie für das Franchise sind. Eine geplante Trilogie wird mit der Hypothek zurecht kommen müssen, die beiden in irgendeiner Form zu ersetzen. Ein Dilemma das man aus dem Star Wars-Kosmos kennt, das sich aber nicht so leicht über den Schauwert-Faktor wird lösen bzw. übertünchen lassen wie dort. Jedenfalls sollte es kein weiteres „I´ll be back!" mehr geben, der T-800 hat genügend Modell-Variationen hinter sich. Und die letzte war so richtig ausgreift. So kann man auch als Maschine beruhigt in den verdienten Ruhestand gehen.