"I did a little research. At that time, Tim Ballard was not the controversy that he's become today, there was only three or four links to him that I could find [...] But it was just very simple. I was like, "I would love to meet with him," because he was a former agent, just to kind of gather more information, but I wasn't meeting him to see if I was going to do his movie."
"I think what happened was the following. You know, when Disney bought Fox, imagine all the content that there was to go through. I think we got lost in translation. We were a little movie. Also, we were with Fox International, which is even a step farther from domestic Fox. So I just think that, when the merge happened, our film got lost. I don't think it was intentional to be like, 'Oh, we don't want anyone to see you.' I just think it was the nature of when one company gets bought."
~ Alejandro Monteverde
Geschicktes Marketing hat den Samen verteilt und Mund-zu-Mund-Propaganda sich um das Aufblühen gekümmert, den Rest hat die Kontroversen um den Film erreicht, einer der Blockbuster des Sommers, aus dem Nichts heraus, vergleichsweise minimal finanziert, aber mit groß aufgehender Ernte gerade in den USA sowie weiterführend noch Kinobuchungen dann im weiten Rest der Welt. Aus dem mittelpreisigen Thrillerdrama, gespeist aus auch christlichen, aber vor allem aufklärerischen Überzeugungen der Aufreger der Zeit geworden, Umstände und Herkünfte und Ansprechpartner sowie die Rezeption selber wurden untersucht, der eigentliche Autor und Regisseur des Ganzen, Alejandro Monteverde, hatte ursprünglich eine andere, eine rein privat motivierte Intention, er wurde von dem Andrang und dem Erfolg und vor allem der trumpistisch-verschwörungstheoretisch-rechtsextremistischen Interpretation eher überrannt. Er wurde mit politisiert, sein Name steht im Vorspann, er hat sich distanziert:
Der bei der Homeland Security tätige Spezialagent Tim Ballard [ James Caviezel ] stößt bei der Verhaftung des Triebtäters Ernst Oshinsky [ Kris Avedisian ] nicht nur auf kinderpornographisches Material, sondern durch Nachhaken und einer vorgetäuschten Freundschaft und Interesse auch auf die Hintermännern, wobei er mehr zufällig den kleinen Miguel Aguilar [ Lucás Ávila ] während einer angedachten 'Geschäftsübergabe' befreien kann. Der aus Tegucigalpa, Honduras stammende Achtjährige wurde zusammen mit seiner etwas älteren Schwester Rocío [ Cristal Aparicio ] zusammen mit anderen Kindern während einem scheinbaren Casting der ehemaligen Schönheitskönigin Katty Juarez [ Yessica Borroto Perryman ] und ihren Mannen entführt; Ballard, dem die Angelegenheit nicht aus dem Kopf geht, vereinbart mit seinem Vorgesetzten John Bryant [ Kurt Fuller ] die Möglichkeit einer Reise nach Cartagena, Kolumbien, wo er sich mit dem ehemaligen Kartellmitglied Vampiro [ Bill Camp ] trifft, und einen Plan zur Befreiung auch der anderen Kinder entwickelt.
Um Angel Studios als Aufkäufer und Distributoren des Filmes rangeln sich die Gerüchte, der Film selber bezeichnet sich als 'basierend auf einer wahren Geschichte', der Biografie, der Suche eines Mannes nach Rettung von sich selber durch die Rettung anderer Seelen, dem Zusammensetzen eines innerlich zerbrochenen Puzzle, dem Kampf gegen die Kriminalität, über seinen Beruf hinaus, im Zusammenhang mit der Paulusgeschichte als Berufung fürderhin. Erst werden aber die Machenschaften vorgestellt, das Ausnutzen der Träume von Kindern, die leeren Versprechen vom Fördern und Entwickeln und Unterstützen, der Vater der Kinder bekommt die Broschüre gereicht und das Märchen erzählt, ihm gefriert eher der Blick, er bringt es zu keinem Lächeln. Es gibt einen kurzen Abschied, dann sieht er sie nie wieder.
Klagende, andächtige, religiöse Klänge auf der Tonspur, eine Reise erst in ein fernes Land, die karibische Küste im Norden, den Pazifik im Süden, Zentralamerika der erste Schauplatz, Honduras, das Land des Verschwindens. Vorher ein Fotoshooting der Kinder mit deutlicher Sprache, die Kleidung wird gelockert, dem Alter unnatürliche Blicke herausgefordert, Lippenstift benutzt, später das Einspielen realer Bilder, Entführungen auf offener Straße, aus dem Hauseingang heraus, vom Bürgersteig hinweg, ein Raub der Kleinsten, ein schnelles und effektives Prozedere. Der Film macht es ähnlich, aber er macht es sensibler, er appelliert an die Emotionen, er manipuliert die grundlegendsten Gefühle, er nimmt sich ausgesprochen Zeit dafür, er konzentriert sich später noch auf das Gute, den Retter im Kampf gegen die Sklaverei, den Anti-Menschenhandel-Aktivisten mit den Bibelversen; aber erstmal auf das Böse.
"It's messed up world, man. You know, I've been to a lot of murder scenes. This shit's different.", ein Haus wurde gestürmt, ein Upload ins Darkweb verhindert, eine riesige Akten- und Bildersammlung beschlagnahmt, ein Krimineller vor den Richter geführt. "It's a messed up world, right?" fällt erneut im Gespräch, das ist der Weckruf des Timothy Ballard, das ist der Weckruf des Caviezel. Der Schauspieler ist dabei auch sicherlich mit der Coup des Filmes, er war schon der Messias, der Sohn Gottes, er gilt als mutmaßlicher QAnon-Vertreter, er war aber auch fünf Jahre lang in Person of Interest (2011 - 2016) und hat dort seine darstellende Kunst kultiviert und verinnerlicht, ein ziemlicher Minimalismus, ein Einzelkämpfer eigentlich ohne Verbindungen zur Außenwelt, der Sprachduktus stets gleich, die Betonung fortlaufend gering, die Worte trotzdem von Bedeutung, die körperlichen Bewegung auch sparsam, das ganze Auftreten gebremst und dennoch zwingend; ein Mann, der spricht und agiert, aber nicht richtig dabei scheint und nicht wirklich bzw. nur für eine, die entscheidende Aufgabe lebt. Für einen kurzen Augenblick hier spielt die Regie auch mit einer anderen Möglichkeit der Herangehensweise, mit einer vorgetäuschten Connection zum Straftäter, mit einem Verständnis für die verbrecherische Aktion, mit einer zweiten Ebene. Es gibt kein Verständnis, man täuscht es nur vor für mehr Information. Er braucht eine Woche, er fragt beim Chef nach einer Woche, er bekommt sie bewilligt, für eine Art Undercoveraktion.
14,5 Mio. USD soll der Film ursprünglich gekostet (und schon im Eröffnungswochenende wieder eingespielt) haben, das ist im jetzigen Zustand wenig für die Präsentation auf der Kinoleinwand, damit kommt eigentlich nur Neeson und Blumhouse in die Lichtspielhäuser, die ersten floppen mittlerweile, die zweiten sind einem anderen Genre zugewandt. Für die reine Auswertung digital und on demand ist man zu teuer, das rentiert sich nicht; der einige Jahre auf 'Halde' liegende, ursprünglich von 20th Century Fox supportete, aber in deren Verkauf zu Disney untergegangene Film hatte auch schlichtweg den bzw. die richtigen Gönner zum richtigen Augenblick, er hätte auch versumpfen können in den monatlichen Angeboten für die Streamingdienste (Amazon und Netflix haben eine Auswertung abgelehnt, ohne Angabe von Gründen), er hat sich an dessen statt (durch auch werteorientiertes Investieren, Crowdfunding mit Erfolgsbeteiligung, teilweise über Blockchain & Kryptowährung, teilweise wurden bei den 'Sponsoren' auch im Nachhinein vereinzelt kriminelle Auffälligkeiten öffentlich; "Angel Studios adhered to the requirements of federal and state laws and regulations in allowing 6,678 people to invest an average of $501 each into the launch of Sound of Freedom. Just as anyone can invest in the stock market, everyone who meets the legal criteria can invest in Angel Studios projects.") wie Phoenix aus der Asche zu Höhen aufgeschwungen. Klein(er) vom Budget her wirkt er immer noch, anfangs oft nur zwei Darsteller im Bilde, keine wirkliche Umgebung, Innensetting, ein Büro, ein Auto, ein Haus, Parkgaragen, später expandiert man. Es geht an die Grenze zu Mexiko, "Is there some kind of problem, officer?", die Jagd wird ausgeweitet, man kehrt nicht mehr nur vor der eigenen Veranda, man ergreift die Eigeninitiative auch woanders, "Because God's children are not for sale."
Inszeniert ist das ruhig bis ausladend, längere Einstellungen, mit Rückblenden und Einschnitten von Cartagena und Tijuana und anderen Zwischengeschehen versehen. Zeitlich verschwommen, technisch solide, die (wenigen) Familienszenen im Hause Ballard (mit UNODC Goodwill Ambassador Mira Sorvino als Ehefrau) selber wirken oftmals unnütz und auch sichtlich forciert bis gestellt, zudem arbeitet man mit einigen überflüssigen Andeutungen und 'weidet' sich etwas am Leid der Opfer; bürokratisches Kleinklein wird mit einer schnell weggewischten Träne im Büro des Vorgesetzten ebenso erledigt. Angekommen im Departamentos Bolívar selber werden die farbenfreudigen Figuren addiert, man bedient das Genre, zeigt sich als B-Picture, mit Ansinnen, mit Spruchkarten, mit Fabularium, mit Faktenlabyrinthen, mit Fiktionalitäten, eine eher blasse Dramatisierung des mit versteckten Kameras gedrehten und auch nur diese Aufnahmen nutzenden, allerdings wenig bekannten Dokudrama The Abolitionists (2016) der Regisseure Darrin Fletcher und Chet Thomas, manchmal wirkt das wie Panama - The Revolution Is Heating Up (2022), der bunt-verhunzte CIA-/Bürgerkriegs-/US-Invasionsthriller mit seiner verdeckten Mission und dem schillernden Umfeld und dem Verzicht auf Aufmerksamkeit, Logik, Zeit- und auch Lokalkolorit. Der Vater der entführten Kinder kommt eher spooky bis undankbar, was den 'weißen Retter' hier noch bisschen höher auf den Schemel hievt, der eigentliche Auslöser des Ganzen (ein Teammitglied der Homeland Security, der anfangs nachfragt, was man abgesehen der Verhaftungen sonst noch erreicht) ward nie wieder gesehen, die Kriminellen sind alle bisschen überzeichnet und bei denen wirkt natürlich die Drohung mit den Vergewaltigungen im Knast am besten. Action hat das Werk keine, im Grunde ist es ein größerer langer 'Fernsehfilm' mit zwei, drei Spannungsmomenten. Um die Figur Ballard herum wird viel gebechert, es wird viel erklärt und erläutert, es wird die Gesinnung derer, die helfen und unterstützen anekdotenhaft dargereicht, dann geht's nach Bogota, später an die Grenze zu Ecuador, in die Todeszone, in die No-go-Area, ein Rebellengebiet, dass niemand außer dem Einzelkämpfer Ballard betritt; jeweils per scheme, wie auch vom Film selber wird jetzt im Film zweimal eine Art Trojanisches Pferd, eine Projektion im Film und vom Film installiert.