Die alljährliche Halloween-Nacht scheint eine traurige Angelegenheit für die beziehungsgeschädigte Harper (Katie Stevens) zu werden, die eigentlich alleine zu Hause herumsitzen wollte, sich dann aber doch überreden läßt, mit Freunden in einer Disco zu feiern. Weil dort aber nicht wirklich was los ist, beschließen die sechs jungen Leute, einem kommerziellen Horrorhaus einen Besuch abzustatten. Schon nach kurzer Fahrt wird man mitten im Nirgendwo fündig - die abgelegene Spukhaus-location mit einem schweigenden Clown als Türwächter scheint genau das Richtige zu sein. Doch drinnen erweist sich das in der Art einer begehbaren Geisterbahn aufgebaute Etablissement als auswegloses Labyrinth. Als sich nach diversen Schockeinlagen eines der Mädels verletzt und ein anderes verschwindet, bekommen es die bis dato eher flapsig auftretenden Twens langsam mit der Angst zu tun, da weit und breit keine ansprechbaren Aufsichtspersonen, Notrufknöpfe oder Notausgänge auszumachen sind. Schließlich muß sich die Gruppe dann auch noch aufteilen, da einige Passagen und Durchgänge in diesem exquisiten Spukhaus nur einzeln begehbar sind...
Sonderlich innovativ ist es nicht, was sich das Regieduo Scott Beck / Bryan Woods in ihrem Slasher Halloween Haunt ausgedacht hat: ein halbes Dutzend junger Leute in einem Geister-Irrgarten, dessen nach vermeintlich freiwilligem Grusel aussehende Attraktionen sich schnell als tödliche Fallen herausstellen. Und da von außen keine Hilfe zu erwarten ist (die Handies bitte beim Einchecken abgeben, danke) bleiben die Besucher, aus deren Perspektive das Geschehen gezeigt wird, ganz auf sich allein gestellt.
Somit liegt das Hauptaugenmerk bei dieser Mischung aus Escape Room und vor allem in der zweiten Filmhälfte immer mehr an Saw erinnernden Handlung auch nicht auf dem erratbaren und erwartbaren Ausgang der Geschichte, sondern vielmehr auf der Kreativität der Fallen - und hier toben sich die Autoren so richtig aus: herumfliegende Messer, Selbstschussanlagen, Nagelbretter im Dunklen, Falltüren in durchkriechbaren Gängen, massenweise Plastikspinnen von oben, mit Sofortkleber bestrichene Flächen, aber auch dunkle Röhren, in die man blind hineingreifen muß und immer wieder maskierte Bewaffnete, denen es zu entkommen gilt.
Auch die ab Filmmitte verstärkt einsetzenden Splattereinlagen können sich sehen lassen, hier sind Brandeisen in Gesichtern, Mistgabelattacken und weggeschossene Schädel zu erwähnen, allesamt handwerklich sauber ausgeführt, relativ kurz aber für einen Schockeffekt gerade noch ausreichend lang graphisch dargestellt, auch wenn bei einer Hammerattacke Bruchteile von Sekunden weggeschnitten worden zu sein scheinen. Künstliche Beleuchtung mittels Farbfiltern, häufiger Wechsel zwischen hell und dunkel sowie übersteuerte Schlag-, Stich- und Schußgeräusche tun ein Übriges, die unheilvolle Stimmung zu verstärken.
Bezüglich der Darsteller herrschen bei vier Mädels und zwei Burschen von Anfang an klare Verhältnisse, wer das final girl (und wer der final boy) sein wird, da eben nur Harpers Filmrolle eine - übrigens gähnend langweilige - Kurzcharakterisierung erfährt. Die jungen Leute verhalten sich erwartungsgemäß teilweise blöd (allerdings nie saublöd) und reagieren falsch (laufen beispielsweise nach Abwehr eines Angriffs kopflos davon, statt den Angreifer zu fesseln oder anderweitig unschädlich zu machen oder wenigstens die Tür hinter sich zu verrammeln), doch gehört solcherlei Verhalten nunmal zu den gängigen Stereotypen des Genres und fällt daher nicht weiter auf.
Bezüglich der Hintergründe dieses Besucherschlachtens bleiben freilich sämtliche Fragen ungeklärt, die Motivation hinter dem aufwendigen Erstellen dieser ausgesuchten Fallen steht ebenso wie ein zum Schluß an den Haaren herbeigezogener persönlicher Kontext zum final girl absolut nicht zur Disposition. Immerhin stecken hinter den meist schweigenden Betreibern des Spukhauses passend häßliche Gesichter, sofern diese einmal einen Blick unter ihre Masken gewähren.
Story und Charaktäre also genretypisch eher mau, dafür ein Fest für Freunde abseitig fieser Fallen in dunklen Labyrinthgängen - diesbezüglich zuindest hervorragend unterhaltsam und durchwegs für eine Zweitsichtung geeignet: 7,6 Punkte.