Der Originaltitel „Only“ kommt ohne den mal wieder irreführenden deutschen Zusatz „Letzte Frau auf der Welt“ (natürlich nach aktueller Mode auf englisch) aus, denn es stimmt auch nicht: Eva (Freida Pinto) ist eine der letzten Frauen.
Inhalt:
Ein Komet hat irgendwie (wie, wird nicht genau erklärt und ist für den Film auch nicht wichtig) dafür gesorgt, dass ein Ascheregen ein Virus über den Erdball verteilt, welches Frauen innerhalb weniger Tage tötet. Will (Leslie Odom Jr.), Evas Lebensgefährte, hat das schnell realisiert und beschützt sie seitdem durch eine umfangreiche Quarantäne vor dem Virus und auch der Staatsmacht, die im Zuge von nun notwendiger Forschung zur Arterhaltung quasi zur Jagd auf alle noch lebenden Frauen geblasen hat. Eines Tages wird Eva jedoch positiv getestet, was das Leben der beiden zum zweiten Mal verändert...
Kritik:
Der Film ist ein einfühlsames und auch teilweise berührendes Beziehungsdrama, das die SciFi-Kulisse mit dem Kometen nur als Rahmen gebraucht. Es geht hier um Macht, Vereinsamung und natürlich Liebe. Dadurch, dass das Virus nur Eva gefährdet, ergibt sich eine von Will nicht gewollte, vom Virus aufgezwungene Machtsituation: Er muss Eva beschützen, vor der Staatsmacht, vor dem Virus und auch vor ihr selbst. Er muss nun bestimmen, was ihm nicht behagt. Aber er sieht keinen anderen Ausweg. Es ist klar, dass so lange Zeiten der Quarantäne Menschen verändern, einsam machen. Der Drang, nach draußen zu gehen, mit Menschen zu kommunizieren oder nur die Natur zu sehen wird irgendwann übermächtig. Will hat die undankbare Aufgabe, ihr zu erklären und begreiflich zu machen, das das erstmal die „Neue Wirklichkeit“ ist. Kommt einem bekannt vor? Interessanterweise wurde der Film vor der Corona-Pandemie gedreht, man könnte meinen, der Autor hatte eine Vorahnung. Die durch die nun ungleiche Rollenverteilung und Evas Isolation entstehenden Probleme werden gut dargestellt, Höhepunkt sicherlich der Anruf des Vaters, der Eva die Auswegslosigkeit der Situation und ihrer Unzufriedenheit damit verdeutlicht.
Man verrät nichts, wenn man hier darauf hinweist, das Eva letztlich doch erkrankt, denn das wird schon am Anfang des Filmes klar. Und das ist dann für Eva endlich die Befreiung, fast möchte man sagen: Lieber nur noch sechs Tage, als diesen Zustand noch länger zu ertragen. Und endlich kann sie raus in die Natur. Und natürlich geht es in dem Film auch um die Liebe der beiden, die viel aushalten muss.
Rückblenden:
Der Film fängt mit dem Tag 400 seit Beginn der Pandemie an, der Tag der Erkrankung Evas. Nachdem man zunächst noch wenig versteht, wird man in klug gesetzten Rückblenden vorsichtig über das Geschehen bis zu diesem Tag informiert. Wobei auch immer eingeblendet wird, um welchen Tag es sich dann handelt. Über die ganzen negativen Kommentare über die angeblich verwirrenden Rückblenden kann ich mich nur wundern. Aber wer wahrscheinlich einen B-Movie-Pandemie-Reisser erwartet hat, wird eh enttäuscht sein. Den dieser Film ist im intellektuellen Bereich angesiedelt und nicht im Action-Genre. Ein Tipp: Unbedingt zweimal anschauen: Dann wird alles gleich klarer und man kann die Botschaft des Films besser empfangen.
Musik:
Die Musik passt haargenau zu den Szenen, vor allen Dingen im Wald, leicht melancholisch unterstreicht sie das Tragische der Situation.
Darsteller:
Gut. Da habe ich definitiv nichts zu bemängeln. Sind aber auch nicht so viele.
Logik:
Zu den angeblich vielen Logiklöchern: Ist mir nicht sonderlich aufgefallen. Klar hätte die Verkleidung im Diner besser sein können, aber da war sie ja schon positiv getestet. Und der Polizist hat am Anfang ja erklärt: Kranke nehmen wir nicht mit. Somit entfällt für mich dieser Kritikpunkt. Ebenso sollte laut einigen viel zu wenig Chaos herrschen. Auch hier muss ich sagen: Warum? Die Staatsmacht ist noch aktiv, viele glauben auch, dass der Staat die Probleme lösen wird, und das ist ja sogar ein Punkt im Film: Sehr viele Frauen halten es für ihre Pflicht, dem Staat zu helfen. Im Übrigen gibt es durch die extrem vielen Todesfälle auch viel mehr für den Rest, um es mal salopp zu sagen. Hunger oder ähnliches herrscht nicht so schnell, und genug Männer zum Arbeiten sind ja da.
Fazit:
Irgendwo habe ich gelesen, das man die 10s-Vorspultaste von Prime hier gut anwenden könne, wegen der Langeweile. Dem kann ich nur vehement widersprechen. Es ist ein Beziehungsdrama in einer Pandemie: Wen so etwas interessiert, wird ordentlich bedient, mit einem SciFi-Extra und viel Empathie. Wer Pandemie-Horror-Action erwartet, sollte unbedingt die Finger davon lassen. Mir hat es jedenfalls gefallen, und die 10s-Vorspultaste brauchte ich an keiner Stelle.