Die unter der Regie von Edward Zwick entstandene Literaturverfilmung "Legenden der Leidenschaft" gehört zu den Filmen, mit denen Brad Pitt Anfang der 90er berühmt und vor allem zu Hollywoods neuestem Frauenschwarm wurde. Ähnlich wie schon bei "Aus der Mitte entspringt ein Fluss" erzählt der Film die Geschichte einer friedlichen Bruderschaft, die durch die Liebe zur gleichen Frau auf eine harte Probe gestellt wird. Aber "Legenden der Leidenschaft" erzählt von viel mehr: von Liebe und Verbitterung, Naivität und Leid und von den Konflikten, die durch die äußerst unterschiedlichen Charaktere der Brüder entstehen.
Pitt spielt Tristan, den mittleren von drei Brüdern, die auf einer Farm bei ihrem Vater, einem ehemaligen Colonel der US-Armee, aufwachsen. Tristan ist ein Naturbursche, ein rauer, abenteuerlustiger Kerl. Dementsprechend präsentiert sich Pitt mit wehenden blonden Haaren und breiter Brust. Dem von ihm verkörperten Prinzip des naturverbundenen, ehrlichen und harten Lebens auf dem Land stellt der Film seinen älteren Bruder Alfred entgegen, der in die Stadt geht, Politiker wird - und sich Korruption und Verbrechen untergliedert. Die Zivilisation steht hier immer für Verlogenheit, Heuchelei und sinnlose Brutalität, während das Naturleben zwar hart und schmerzvoll sein kann, dafür aber immer ehrlich ist.
In großen Panoramabildern feiert "Legenden der Leidenschaft" diese Natur, zeigt die Berge, endlose Steppen und die entfernten Winkel der Welt, die Tristan in seiner unruhigen Art bereist, als wunderschöne Geschenke, die dem Menschen die Augen für den Wert der Welt öffnen sollen. So lange die Menschen mit dieser Natur verbunden sind, kommen sie zurecht - erst die Zivilisation führt zu Kriegen, in denen einer der Brüder stirbt, oder Verbrechen, die zu weiteren tragischen Toden führen.
Dieses Loblied auf das einfache, ehrliche Leben wird von Anthony Hopkins in der Rolle des lebensweisen Vaters hervorragend unterstützt. Überhaupt sind die Schauspielerleistungen durch die Bank stark und intensiv, und die Charakterzeichnungen sind so vielschichtig, dass man die Beweggründe jeder Figur nachvollziehen kann, wodurch sich die Tragik der aufeinander prallenden Lebensentwürfe noch verstärkt. Als roter Faden zieht sich die Liebe der Brüder zu Susannah (Julia Ormond) durch den Film, die Tristan und Alfred schließlich zu erbitterten Feinden macht und das Familiengefüge beinahe vollkommen zerbrechen lässt. Aus diesem imposanten Melodram erwächst im tragischen Finale sogar noch ein spannender Thriller.
Diese große Geschichte kommt freilich nicht ohne eine gewisse Portion Kitsch, Klischees und unglaubwürdige Szenen aus: Da rennt Pitt im Krieg ohne einen Kratzer quer durch niederprasselnde Granaten und Maschinengewehrsalven, um seinen Bruder zu retten, und werfen sich die heimlich ineinander Verliebten ständig schmachtvolle Blicke zu, die von endlosen Geigen untermalt werden. Und der Indianer, der mit auf der Ranch lebt und als Erzähler fungiert, bringt auch noch einige Mystik-Elemente in die Story ein. Das ist nicht unbedingt die subtilste Art des Erzählens, verleiht der Geschichte aber einen epischen Atem, der die großen Gefühle und die Tragik einzelner Wendungen angenehm hervorhebt.
Die insgesamt schöne, sehr gefühlvolle Musik von James Horner, die großen, wundervollen Landschaftsbilder und das starke Spiel der Darsteller machen "Legenden der Leidenschaft" zu einem mitunter etwas kitschlastigen, aber bewegenden und mitreißenden Film, der verschiedene Lebensentwürfe und Weltanschauungen miteinander kollidieren lässt und dem Zuschauer sanft die Fragwürdigkeiten der modernen Kultur aufzeigt. Ein schöner, tragischer, ein vielschichtiger und kluger Film.