Review

Es gibt wenige filmische Werke, von denen ich behaupten kann, mir auch als Mann die ein oder andere Träne unter schwerem Schlucken verkneifen zu müssen. Dieser hier ist einer davon.

„Legenden der Leidenschaft“ ( direkte eingeschoben: mal wieder die Kritik an einem deutschen Titel, welcher hier wie so oft zugunsten einer vermeintlich publikumswirksameren Variante „um-übersetzt“ wurde; Originaltitel lautet: „Legends of the Fall“, also etwa „Herbstlegenden“ ) ist ein bewegendes, packendes, perfektes cineastisches Epos über Familienbande, Loyalität, Betrug, Hass und Freundschaft, das den Zuschauer von Anfang an zu fesseln und mitzureißen weiß.

Regisseur Edward Zwick ( „Glory“, „Ausnahmezustand“, „Mut zur Wahrheit“ ) hat bei der filmischen Umsetzung des Stoffes der literarischen Vorlage, einer gelungenen Jim-Harrison – Novelle, ganze, ja beste Arbeit geleistet.
Eine ausführliche Inhaltsangabe spare ich mir, ich empfehle den schnellstmöglichen Konsum des Films hierzu.

In bewegender epischer Breite erzählt Zwicks Film voller Anspruch und Niveau und abseits jeglichen Hollywood – Kitsches und sonstiger filmischer Klischee – Fallen die Geschichte der Familie Ludlow, bestehend aus dem kriegserprobten Vater und drei Söhnen, ergänzt durch einen indianischen Freund und einige weitere Bekannte, von der Jugendzeit über den schicksalsträchtigen ersten Weltkrieg über den wirtschaftlichen Aufstieg des einen und die Abenteuer des anderen Sohnes sowie die Prohibition bis hin zu tragischen Endpunkten und neuen Versöhnungen.

Die gesamte Geschichte ist dabei komplex konzipiert und äußerst facettenreich. Neben der schonungslosen Darstellung des Weltkriegsgeschehens ( nahezu schon eine Hommage an den Klassiker „Im Westen nichts Neues“ ) und den sehnsüchtig-verlorenen, in voller Hoffnung auf Selbstfindung angelegten Weltreise – Episoden Tristans implementiert Zwick eine würdevolle, tragische romantische Komponente, eine Liebesgeschichte zwischen einer Frau und drei Männern, gedehnt über mehrere Jahrzehnte und niemals übertrieben oder unpassend wirkend.

Die Schluss-Sequenz hat klares Klassiker – Potential: Nach dem gewaltsamen Tode von Tristans Frau folgt eine bewegende Revenge – Szenerie des Familienclans, eingebettet darin die nächste familiäre Tragödie;
nur noch getoppt wird diese mitreißend montierte Filmpassage durch das schlichtweg genial inszenierte, fesselnde epische Ende, das alle offenen Fäden nochmals zusammenführt und komplett in Dauerzeitlupe gehalten ist, wobei die über die Jahre hinweg mehr als einmal strapazierten Familienbande sich letztlich als stärker erweisen und drei weitere Menschen den Tod finden müssen...

Hier wie auch den gesamten Streifen betreffend ein ganz großes Lob an den wundervollen Soundtrack von Komponisten – Routinier James Horner; seine musikalische Untermalung trägt das Gezeigte nicht selten maßgeblich mit.

Weiteres elementares Positivum: Die Darsteller sind allesamt mehr als passend und hervorragend besetzt und machen ihre Sache wirklich großartig, allen voran ( auch der Neben-Cast ist excellent ) natürlich das überzeugendst spielende Protagonisten – Quartett Sir Anthony Hopkins ( „Das Schweigen der Lämmer“ ), Brad Pitt ( „Sieben Jahre in Tibet“ ), Julia Ormond ( „Fräulein Smillas Gespür für Schnee" ) und Aidan Quinn ( „The Assignment“ ).

Insgesamt betrachtet haben wir hier, mit „Legends of the Fall“, also ein bewegendes, fesselndes Epos, ein großartiges und perfektes, vollendetes und ausgefeilt – ausgereiftes episches Familiendrama, das aufgrund einer klasse Handlung, superber Besetzung, genialer Inszenierung und überlegenem Soundtrack und einfach einer Vielzahl von bewegenden, epischen, traurigen und hoffnungsvollen Momenten vollends überzeugen kann und ohne Frage zu den schönsten und besten cineastischen Werken gezählt werden muss.

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