Review

Ein Mann, drei Söhne, eine Frau…16.12.2008

Edward Zwick kann Krieg. In fast all seinen Filmen geht es in der einen oder anderen Weise um bewaffnete Auseinandersetzungen, wobei diese nicht immer im Vordergrund des Films stehen. Zwick ist einer der wenigen Regisseure, die sich für ihre Geschichte die notwendige Zeit lassen, um den Charakteren einen entsprechenden Hintergrund zuteil werden zu lassen. Das ist an sich löblich, wird nur ab und an eine Spur langatmig, und so wünscht man sich hier im vorliegenden Film an der einen oder anderen Stelle eine Straffung oder, wie bei den Streifen von Regisseur Binder, den Verzicht auf einen kleinen Nebenschauplatz. Es soll nicht hektisch zugehen, da bin ich kein Freund von, doch zu gemächlich mag ich es auch nicht – schon gar nicht nach den Mühen eines langen Tages. Doch Zwick macht hier, das sei festgestellt, wenig falsch und dafür sehr vieles richtig.

Montana, 1913. Auf einer Farm tief im Nirgendwo lebt der Patriarch Ludlow mit seinen drei Söhnen Tristan, Alfred und Samuel. Ludlows Frau hat das öde Dasein satt und verschwindet in die Stadt. Und so geht das Leben dahin, Samuel importier seine Verlobte, man legt zunächst ein zufriedenes Landleben. Doch der erste Weltkrieg verändert alles – die drei Söhne nehmen daran Teil, Samuel stirbt, und von da ab geht es dahin mit dem schönen Leben. Alfred und Tristan buhlen um Samuels Ex, die seltsamerweise auf der Farm verharrt, und man darf festhalten, daß die Frau am weiteren Geschehen absolut schuldig ist. Frauen haben es in diesem Film durchaus schwer und sterben gerne durch Pech oder eigene Hand…und nach vielen Wirrungen und Irrungen sind schließlich Vater und Söhne wieder Freunde und eine Familie, wenngleich es aus mit der Unbeschwertheit ist.

Zwick kann mit zwei Pfunden wuchern – zum einen sind es die wunderbaren Landschaftsaufnahmen, die bei seinen Filmen stets von hoher Qualität sind, zum anderen die hervorragenden Schauspieler, von denen die Herren Hopkins und Pitt hervorzuheben sind. Pitt trägt zwar den Film hindurch eine Frisur des Grauens, ist aber als wortkarger Kerl wirklich gut besetzt. Hopkins gelingt es, die schweren Schicksalsschläge samt einer gewissen Unbarmherzigkeit gut zu verkörpern, wenngleich man es nach dem Schlaganfall leicht übertreibt. Aber egal, das Altern auf der Farm scheint ohnehin anders zu funktionieren als im Rest der Welt, denn Die Jungs verändern sich innerhalb von 15 Jahren kein bißchen. Gibt es in Montana vielleicht Indianerkräutlein, die das mit sich bringen? Nix wie hin…Und so ist man als Betrachter in seinen Sessel geschmiegt, folgt hier und da einer guten Actionszene, erfreut sich an Landschaft und Menschen, wird nicht gelangweilt und verbringt insgesamt einen schönen Abend bei der Familie Ludlow – mit einigen Längen…8/10.

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