☆☆☆Masterpiece☆☆☆
Once Upon A Time In... Hollywood !!
Leo und Brad sind Rick und Cliff...und sie rocken in diesem fantastischen "Was wäre wenn..."-Märchen das Jahr 1969.
...und womit bedient Quentin Tarantino einen Zuschauer wie mich ?
Also es gibt LA im Jahr 1969, coole Musik, coole Autos, die Filmwelt des alten Hollywood, kultige historische Figuren(Sharon Tate, Roman Polanski, Steve McQueen, Bruce Lee, Charles Manson, Charles Watson, George Spahn,...) und kultige fiktive Figuren (Rick Dalton, Cliff Booth, Randy Miller, Marvin Schwarz, Trudi, Francesca Capucci,...) eingebettet in einer wahnsinnig tollen Geschichte.
Rick Dalton ist ein Schauspieler, dessen Karriere so langsam aber sicher durch das "New Hollywood" beerdigt zu werden droht. Sein treuer Freund und Stunt Double Cliff Booth steht ihm mit Rat und Tat zur Seite und die beiden versuchen schließlich gemeinsam diesen Untergang zu verhindern. Denn Rick spielt nicht mehr wie immer den coolen Helden sondern wird jetzt als schmieriger Bösewicht gebucht. Das bringt schließlich starke Existenzängste mit sich und Rick muss sich einer Wahrheit stellen, von der er nie glaubte, sich ihr stellen zu müssen.
Aber eigentlich zeigt sich erst durch diese Konfrontation mit sich selbst sein facettenreiches Talent...und das umso mehr...denn aus dem schwachen Selbstbewusstsein und den Selbstzweifeln entwickeln sich ungeahnte Talente, die zur besten schauspielerischen Leistung seiner Karriere führen. Aus dem eindimensionalen schablonenhaften Ur-Typus eines amerikanischen Filmhelden wird ein Charakter-Schauspieler. Dazu brauch es nur einen der lustigsten Nervenzusammenbrüche der Filmgeschichte (in einem typischen schäbigen Filmset-Trailer) und ein Gespräch mit einem kleinen smarten Mädchen namens Trudi...Yiiihaaa !!
Aber das ist bei aller Liebe irgendwie doch nicht so cool wie ein gefeierter Filmheld zu sein. Deshalb geht es zusammen mit Cliff und einem frisch aufgeplusterten Ego (dank dem ehrenwerten Mr. Schwarz) auf nach Italien um relevant zu bleiben...und zwar als Italo-Western Star :)
Rick auf dieser Reise zu begleiten ist ein wahres Fest für alle Cineasten unter uns. Ich liebe das italienische Kino der 60er und 70er und hab mich direkt Zuhause gefühlt. Alles mit vollster Hingabe und Liebe zum Detail...von Fake-Filmen bis hin zu Fake Kinopostern, die mit der echten Kinogeschichte gekreuzt wurden.
Es sind so viele Querverweise und Hommagen in diesem Film vorhanden, dass man eine eigene Analyse darüber schreiben könnte. Das ist wahre Filmkunst und zeigt, dass Filme zu machen kein Fließbandprodukt sein muss...sondern auch ein echtes Handwerk sein kann.
Bei Quentin ist nämlich von der Wahl des Filmobjektivs (zusammen mit Robert Richardson - Stammkameramann seit Inglourious Basterds - Du bist einer der besten !!) bis hin zum Gaffertape alles bis ins kleinste Detail geplant...alles mit Panavision Kameras auf echtem Kodak 35mm Film gebannt. So muss das ja auch sein!! Natürlich wurden in einigen Szenen auch andere Formate (in den TV Shows und Advertisements - Super 8mm und 16mm Ektachrome) verwendet, die im alten Hollywood und der damaligen TV-Welt dem Standard entsprachen.
Also wer mit dieser Story nix anfangen kann, der sollte besser seine Finger von diesem Film lassen. Once Upon A Time... folgt keiner traditionellen Erzählstruktur. Das finde ich sehr gelungen und erfrischend zugleich. Der Film lässt sich Zeit für die Personen und atmet erst mal durch bevor er drauf schlägt. Dieser Rhytmus lässt meine Liebe zum Kino wahrlich tanzen und die Magie, die von diesem Film ausgeht hat sich tief in mein Herz gebohrt.
Tarantino bemüht sich nicht cool zu sein. Er ist es einfach und genauso schreibt er seine Figuren. Marvin Schwarz z.B. haut keine obercoolen Sprüche raus, weil einige Fans oder Kritiker erwarten, dass jeder Charakter zwangsläufig eine coole pointenreiche Aussage runterplappern muss (nur weil es ein Quentin Tarantino Film ist?)
"The style goes with the substance" ist hier das Prinzip. Wenn jemand lustig ist, ist er lustig (z.B. Randy) und wenn jemand cool ist, ist er halt cool. Und das ist hier eindeutig Cliff "motherfucking" Booth. Auf Booth reimt sich Groove...und er hat ihn...eindeutig! Wer kann schon von sich behaupten Bruce Lee verdroschen zu haben...echt legendär.
Brad Pitt spielt ganz natürlich den rauen, harten Stuntman mit dem Durchblick. Er und sein wohlerzogener Hund Brandy sorgen nämlich für die ausgleichende Gerechtigkeit in diesem Film und deshalb traue ich dem Typen... auch wenn er seine Frau umgebracht haben sollte. Hey...nobodys perfect ;)
Die Geschichte wird umgeschrieben...
Tarantino hat Hitler gekillt (Juhuuu!!), die Sklaven befreit(Juhuuu!!) und das gespaltene Amerika danach wieder in einem Blutbad vereint(nochmal Juhuuu!!)
Jetzt geht es Charles Manson und seinen Hippie Kiffern an den Kragen. Besser gesagt geht es um den blutigen Niedergang von Charles Tex Watson (Sein Spruch:"Ich bin der Teufel und tue des Teufel's Werk" wird am Ende in die Lächerlichkeit gezogen und jeglicher Wirkung beraubt) Susan Atkins, Linda Kasabian und Patricia Krenwinkel, die im Auftrag von Charles Manson handelten. Tja ... auf einem Drogenrausch die Fehlentscheidung zu treffen, den eigentlichen Plan zu ändern und Rick Dalton töten zu wollen, wird nämlich mit dem Tod bestraft. Mit brutaler Gewalt von Chappi-Dose und Flammenwerfer niedergestreckt...Brandy darf auch endlich mal zubeißen...alle Guten überleben...Happy End auf dem Cielo Drive!!! WOW! LSD Zigaretten sind echt was feines ...
Dieser Film ist ein wunderbares Erlebnis und reiht sich in meine All-Time Favourite Liste mit Bravour ein.
Wichtig bei diesem Werk ist es, die historischen Hintergründe zu kennen und sich mit den Schlüsselereignissen rund um diese Zeitepoche zu beschäftigen. Dokus über Charles Manson sind sehr hilfreich oder der Doku-Thriller Helter Skelter - Nacht der langen Messer von 1976 (sehr realistischer Film- meine wärmsten Empfehlungen an dieser Stelle).
Die Ermordung von Sharon Tate (+ihrem ungeborenen Baby), Jay Sebring, Wojciech Frykowski, Abigail Folger und Steven Parent war eine unbeschreibliche und grausame Hinrichtung. Diese Tat ging in die US Kriminalgeschichte ein. Die ganze Welt war in Trauer und veränderte sich.
Tarantino hat hier filmische Genugtuung auf ganzer Linie geleistet um Sharon Tate zu retten. Er ist ganz klar der Held der Geschichte ohne überhaupt mitzuspielen. Die Tatsache, dass der Film auf mehreren Ebenen spielt macht ihn somit eindeutig zu einem Meisterwerk des gegenwärtigen Kinos.
Margot Robbie ist die perfekte Wahl für Sharon Tate...sie strahlt den Glamour und den Spirit, der von Tate ausging mit jeder Pore aus. Ihre Storyline wird mit bedacht in die Handlung eingestreut und bietet viele Einblicke in das Leben eines Filmsternchens der Sixties.
Die Nebenrollen sind bis hin zu den Typen, die im Hintergrund durch das Bild laufen dürfen perfekt durchgecastet. Burt Reynolds wäre eigentlich dabei gewesen, ist aber nach seinem plötzlichen Tod (R.I.P.) von Bruce Dern ersetzt worden. Al Pacino ist dabei...Kurt Russel ist dabei...Zoe Bell ist dabei...Luke Perry ist dabei(er ist leider nach den Dreharbeiten verstorben - R.I.P)...Lorenza Izzo (Ehefrau von Eli Roth) ist dabei... Dakota Johnson (Tochter von Don) ist dabei...Rumer Willis (Tochter von Bruce) ist dabei...Maya Thurman (Tochter von Uma)ist dabei...Margaret Qualley (Tochter von Andie McDowell) ist dabei...Tim Roth ist eigentlich auch dabei aber seine Storyline wurde am Ende wieder rausgeschnitten, da der Film in der Ursprungsfassung über 4 Stunden ging. Wie The Hateful 8 soll nun auch Once... eine Netflix Mini Serie werden, damit viele Figuren besser beleuchtet werden können. Der Cast ist wirklich ellenlang...ich liste hier jetzt nicht alle auf...
...es macht aber einfach sehr viel Spaß diesen Film zu schauen und zu rezensieren, mit Freunden darüber zu diskutieren und den Soundtrack zu hören. Wer sich auf den Film so einlässt wie ich es tue, wird damit belohnt die Luft von 1969 zu atmen. Denn dieser Film ist nicht nur ein Film...er ist ein Gefühl !
10/10