Die vierköpfige Familie Kim lebt in einer wenig einladenden Untergeschoss-Wohnung und verdient sich ihr spärliches Einkommen zur Zeit vor allem mit dem Falten von Pizza-Pappkartons. Bis Kim Ki-woo, der Sohn, von einem Freund das Angebot bekommt, ihn während eines Auslandsaufenthalts als Nachhilfelehrer für Park Da-hye, eine Tochter aus reichem Hause, zu vertreten. Mithilfe seiner pfiffigen Schwester Kim Ki-jung fälscht er sich ein Zeugnis und stellt sich bei der vermögenden Familie Park vor.
Schnell kann sich Ki-woo bei der naiven Mutter Park Yeon-kyo als perfekter Nachhilfelehrer ausgeben – und seiner Schwester, die er als entfernte Bekannte Jessica ausgibt, ebenfalls eine Stelle bei den Parks als Kunsttherapeutin (!) für den kleinen, verwöhnten aber auch leicht gestörten Sohn Da-song verschaffen. Mit einigen kleinen Intrigen bringen sie auch den Chauffeur und die Hausangestellte Moon-gwang um ihre Stellungen und holen ihre Eltern, die sie dabei natürlich erneut als entfernte Bekanntschaften ausgeben, ebenfalls in den Haushalt. Dort nistet man sich schnell ein und genießt die Zeit, in der die Parks nicht daheim sind. Doch dann kehrt während eines Ausflugs der Parks auch die entlassene Moon-gwang zurück, welche das Anwesen schon lange vor den jetzigen Hausbesitzern bewohnte, denn sie hat ihren Mann vergessen. Der haust nämlich schon lange im Keller.. Als diese entdeckt, dass die Familie sich unter anderem auf ihre Kosten eingeschlichen hat und der Ausflug der Hausinhaber buchstäblich ins Wasser fällt und die Familie früher zurückkehrt als geplant, droht die Katastrophe.
PARASITE ist in erster Linie eine schwarze Komödie. Die Geschichte ist wirklich originell und wurde meines Wissens so auch noch nicht erzählt. Eigentlich hätte man so etwas eher von den Engländern erwartet, dass aber ausgerechnet Südkoreaner einen Film drehen, der jede Menge britischen Humor aufweist, finde ich schon extrem spannend.
Nun muss man aber auch dazu sagen, dass der Regisseur nicht wirklich dafür bekannt ist, einfache Filme zu drehen. Wenn ich da nur an MOTHER oder den total abgedrehten SNOWPIERCER denke, mischt er immer unterschwellig Gesellschaftskritik in seine Filme bei. So auch hier, obwohl ich finde, das diese eher zahm rüberkommt.
Die Story baut sich relativ langsam auf, ist aber in dieser Zeit trotzdem nie langatmig und man fragt sich, ob man auch so einen stupiden Job wie Pizzakartons falten annehmen würde, wenn man dringend Geld bräuchte. So weit wieder die sozialkritische Komponente.
Richtig unterhaltsam wird der Film aber erst, als die geschasste Haushälterin wieder auf den Plan tritt. Denn ab da überschlagen sich die Ereignisse, mit teilweise wirklich skurrilen Ideen. Am besten hat mir gefallen, wie man es schafft eine Taste des Handys als Waffe zu benutzen - auf sowas muss man erstmal kommen.
Erstaunlich auch, dass der Film satte 132 Minuten geht und eigentlich an keiner Stelle irgendwie ermüdet, wobei ich dazu sagen muss, dass das etwas melodramatische Ende nicht so recht zum Film passt. Denn auch wenn es unterschwellig um Gesellschaftskritik geht, ist PARASITE vordergründig doch eine Komödie, bei der man zwar wenig laut lacht, aber ein latentes Grinsen im Gesicht hat.
Asiatische Filme neigen aber allgemein zu solchen Abschlüssen. Ich denke da nur an LAST TRAIN TO BUSAN, der ebenfalls so endet.
Fazit: PARASITE ist eine Tragikomödie auf hohem Niveau. Neben den Darstellern sind auch die Dialoge erstklassig – die eigentliche Geschichte sowieso. Für einen Film von Regisseur Bong aber erstaunlich wenig sperrig, auch wenn einige User im Netz das trotzdem so empfinden. Sie sollten dann aber besser bei Till Schweiger Komödie bleiben. Das amerikanische Remake, da bin ich mir sicher, dauert nicht einmal ein Jahr. Wetten?