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Für Cusack wird es eine Notlösung ein, für Willis schnelles Geld, für Cage vielleicht sogar die Offenbarung: das Mitwirken schon seit längeren nicht mehr oder nur noch selten in Hollywood und an dessen statt die Beteiligung in kostengünstigen und ebenso qualitativ reduzierten Direct to Video oder Video on Demand Werken. B-Pictures, die schnell und sicher einzig überhaupt nur wegen des ehemaligen und von früher noch bekannten 'Star' konsumiert werden und ansonsten und überhaupt eher am Untergehen in all der Masse an wöchentlichen Neuerscheinungen sind. Dabei wird der jeweils neue Willis natürlich sowieso geschaut, in der leeren Hoffnung auf etwas Besseres und mehr, danach kommt gleich der Cage, der nicht nur fleißiger im Ausstoß – es stehen u.a. bereits Running with the Devil und Primal in den Startlöchern, Color Out of Space ist auf Festivallauf und Kill Chain abgedreht – , sondern in den Filmen auch tatsächlich anwesend und auch sichtlich Mühe gebend und mit Begeisterung oftmals dabei ist. Für Ihn selber ist das nicht nur die Erfüllung einer künstlerischen Freiheit, die er in großen Studioproduktionen nicht bekommt und wo er selber auch nicht mehr für rekrutiert wird, sondern auch die Möglichkeit des häufigen und schnellen Dreh, des sich Auspowern in der Arbeit und der Kreativität. Für den offenen Zuschauer sind die gebotenen Performances auch zuweilen ein Gewinn, für den häufig unbekannten Regisseur die Chance, ein Publikum über den Tellerrand zu erreichen und für den Schauspieler ein Gelände, dass er ganz allein beackern kann; ein Nutzen für alle also, möchte man meinen. Oder doch nicht?

Der Kleinkriminelle Frank Carver [ Nicolas Cage ] ist für seinen Boss Max [ Dave Kenneth MacKinnon ] ins Gefängnis gegangen, sechs Jahre waren angedacht im Ausgleich für 450.000 USD, herausgekommen sind fast zwei Jahrzehnte, die auch nur wegen einer tödlichen Erkrankung mit vorzeitiger Entlassung abgegolten sind. Nach 19 Jahren Haft sieht Frank seinen Sohn Joseph, Spitzname 'Joey' [ Noah Le Gros ] das erste Mal wieder, die Mutter ist schon kurz vor der Inhaftierung gestorben und Kontakt zu Anderen, v.a. allem zu den früheren Wegbegleitern aus der Gang bestand sonst nicht. Frank checkt sich mit Joey in eine luxuriöse Hotelsuite ein und kauft sich ein paar Schießeisen, womit er erst seinen früheren Freund Q [ Benjamin Bratt ] einen Besuch abstattet und dann schon geschwächt von seiner Krankheit auf die Pirsch nach Jimmy „The Dragon“ [ Mohamed Karim ], Tank [ Ian Tracey ] und besonders Max geht.

"The road to hell is paved with good intentions."
Eine Entlassung aus dem Gefängnis in tiefster Nacht, kein Bus, kein Auto, ein Fußmarsch mit dem Sohn, der als einziger gekommen ist und auch als einziger mit ihm die ersten Meter geht. Ein schwieriges Gespräch, jeder Satz, jedes Wort wird auf die Waagschale gelegt und kann als Vorwurf gedeutet werden oder entsprechend auch zurückkomplementiert. Der Sohn ist 19 Jahre älter als bei der Festnahme, die Klamotten vom Entlassenen sind immer noch die Gleichen, der Kaffee draußen schmeckt genauso wie hinter schwedischen Gardinen, dafür gibt's nun endlich frische Luft, auch wenn diese zunehmend brenzlig wird und selbst dieser Genuss ein jähes Ende kriegt.

Die Hälfte des Lebens fast eingesperrt verbracht, hat Frank hier die Sinne eher für die einfachen Dinge des Lebens geschärft, für die Schönheit der Natur, die unsereins nicht mehr wahrnimmt und für das wenige Verbliebene aus der Vergangenheit, an dem er sich festhält und klammert fast und wofür er das letzte wenige seines Lebens fast gibt. Versprechen, die gemacht und nicht gehalten werden. Halluzinationen, die gelebt. Und Lügen, die erzählt. Eine Rache, die lang geplant ist und jetzt erst umgesetzt; und das, wo ein Teil der Leute längst schon tot ist oder nach jüngeren Nachfolgern und der Veränderung der Gegenwart abgelöst und zur Ruhe gesetzt.

Der schnörkel- und zeitlose Film von Shawn Ku – welcher im Verbund mit John Newman auch das Drehbuch geschrieben hat – erzählt die Geschichte von Frank, der nicht schlafen kann oder nicht schlafen will und auch etwas anderes im Sinne hat, dabei mit einer durchaus einnehmenden Gelassenheit,mehr behutsames, oft intim scheinendes (Crime)Drama als Rachethriller, welches gerade das ruhige erste Drittel der Annäherungsversuche zwischen Vater und Sohn und dem 'making up for lost time' durchaus überzeugend und involvierend hält. Die erste Actionszene, wenn man das so nennen will, ist dabei mittig in der Handlung erst gesetzt, nach einem stetigen Auf im Leben nun das erste Ab, die erste richtige falsche Entscheidung, die zurück zu den Wurzeln des Ganzen und auch wieder zurück in das Dilemma der Kriminalität führt. Ein versuchter Überraschungsangriff in einem Sexshop, bei dem die extra dafür gekaufte Maschinenpistole samt Schalldämpfer aber nicht viel und bald nur ein erbittertes Ringen und Prügeln im Hinterhof des Schuppens und dies zwischen vollen Mülltonen nützt. "What the hell happened to you? Frank. Frank, Frank, Frank, look. All of the guys that we came up with that didn't get killed, they all smartened up enough to know when it was time to get out. That game of "gang" shit that we used to play is for kids. Okay? And we are not kids anymore. They deserve what they got coming, okay? No question about it. But, fuck, hey. Is it really worth it?"

Die Resozialisierung, die nie begonnen hat, ist nun auch schon wieder ad acta gelegt, ironischerweise zerstört der Protagonist mit dem Weg der Gewalt, die u.a. eine Schießerei passend vor einer Seniorenresidenz beinhaltet und nicht einmal die betagten Leute aufscheucht, nicht nur seine eigene kleine Chance auf noch die letzte verbliebene glückliche Zeit, sondern auch die legitimen 'Karrieren' der teils solide gewordenen Blue Collar Arbeiter (Barkeeper, oder Metzger bspw.) aus der Vergangenheit gleich mit. Einer entschuldigt sich sogar, aufrichtig auch noch, doch Vengeance und nicht A Love Story ist alles, was über bleibt und der Tod ist alles, was zählt.

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