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Die mit senegalesischen Wurzeln in Paris geborene Regisseurin Mati Diop sorgte bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes für eine Premiere, denn ihr Regiedebüt war das erste einer schwarzen Filmemacherin. Immerhin konnte sie den Jurypreis einheimsen für einen Film, der irgendwo zwischen Gesellschaftsportrait und Romanze mit Mystery pendelt.

In einem Vorort von Dakar, Senegal: Arbeiter Suleiman, der gemeinsam mit Kollegen seit drei Monaten vergeblich auf seinen Lohn wartet, trifft sich heimlich mit der Geliebten Ada.
Jene ist jedoch dem reichen Geschäftsmann Omar versprochen, den sie in zehn Tagen heiraten soll. Als Ada auf ein Treffen mit Suleiman in der örtlichen Strandbar hofft, wird sie bitter enttäuscht. Später erfährt sie, dass Suleiman mit einigen anderen mit einem Boot in Richtung Spanien aufgebrochen ist…

Die Erzählung steigt beinahe dokumentarisch ein und fokussiert Suleiman, der während der Heimfahrt vom Job enttäuscht auf der Ladefläche eines Wagens hockt, während seine Kollegen ein Lied anstimmen. Im Hintergrund der Strecke ist das Meer erkennbar, der titelgebende Atlantik. Im Verlauf werden immer wieder Wellen in allen erdenklichen Farben und aus diversen Positionen ins Zentrum gerückt, als Ausdruck von Sehnsucht und einer vermeintlichen Freiheit.

Beim Treffen zwischen Ada und Suleiman liegt bereits etwas in der Luft, doch dem jungen Mann fehlt letztlich der Mut, weshalb er ihr eine Halskette überreicht. Eine Art Abschiedsgeschenk, welches sie nicht als solches erkennt. Ada schwankt indes zwischen Tradition und Rebellion. Einerseits beugt sie sich widerwillig dem Wunsch ihrer Eltern und erhält dadurch den Luxus des zumeist auf Reisen befindlichen Geschäftsmannes, andererseits bleibt ihr die eigentliche Liebe verwehrt.

Zwar ändert sich der melancholische Grundton eher selten, doch ab einem bestimmten Punkt gesellt sich eine mystische Komponente dazu. Aus unerfindlichen Gründen fängt das Ehebett noch vor der Hochzeitsnacht Feuer und die Polizei ermittelt, zumal Suleiman angeblich kurz vor dem Brand gesehen worden sein soll. Später tauchen noch zombieähnliche Figuren auf, während ein ermittelnder Inspektor von einer ominösen Krankheit heimgesucht wird.

Zuweilen erscheint der Stoff ein wenig diffus, da Wahrnehmungsebenen zum Teil fließend ineinander übergehen. Schwankend zwischen Träumen und Hoffnungen wird nicht immer ersichtlich, was sich in und um Ada herum abspielt, obgleich die Bilder spätestens ab Mitte des Geschehens einen leicht hypnotischen Sog entwickeln, was im Kontext mit dem überaus sauber abgestimmten Score deutlich eindrucksvoller wiegt als die eigentliche Erzählung, die phasenweise ein wenig auf der Stelle tritt.

Letztlich ist das Werk nicht eindeutig zu kategorisieren, denn man könnte sogar von einem Flüchtlingsdrama sprechen, bei dem nicht etwa der Emigrant, sondern die Zurückgelassene im Vordergrund steht. Später gesellen sich leicht übersinnliche Elemente hinzu, während einige Begebenheiten der Interpretationsbereitschaft des Betrachters überlassen werden.
Ein insgesamt ambitioniertes Debüt, zuweilen reichlich verträumt und poetisch, auf der anderen Seite solide performt und stilsicher inszeniert.
6,5 von 10

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