Review

Anders als die vier Vorgänger steht die fünfte Liebesgrüße, „Die Bruchpiloten vom Königssee“, nicht für sich allein sondern knüpft direkt an das Ende des vierten Teils an, erzählt die Geschichte von den Rivalen Sepp (Peter Steiner) und Bürgermeister Brummberger (Franz Muxeneder) mit erstaunlicher Kreativität und flottem Tempo fort. Beide Filme entstanden sozusagen back-to-back im Jahr 1978 und markieren den kreativen Höhe- und Schlusspunkt der äußerst erfolgreichen Filmreihe. Mit dem lauten, hektischen Revue-Stil der Marischka-Filme haben die sorgfältig in Szene gesetzten Fortsetzungen zum Glück nichts zu tun und so krankt auch der fünfte Film nur selten an seiner eigenen Machart.

Gunter Otto beweist abermals sein Gespür für ästhetisch fotografierte Erotik und sein sicheres Händchen für die Besetzung junger, natürlicher Frauen für die freizügigen Szenen. Wieder spielt keine Frau eine tragende Rolle, allesamt dienen nur dem Schauwert des Films, außer Rosl Mayr, die in einem kurzen Auftritt als Fahrradfahrerin ihre routinierte Vorstellung der alten Hexe zeigt.

Obwohl die Handlung an den vierten Teil anschließt bemüht sich Otto auch hier wieder um größtmögliche Eigenständigkeit und trifft mit der Idee einer Flugschule voll ins Schwarze. Als Schülerinnen reist eine Gruppe knackiger und williger Mädchen ein, die sich schon bald an den bayerischen Mannbildern zu schaffen machen. Wer aber eine billig aufgezogene Aneinanderreihung plumper Bettspiele erwartet, könnte falscher kaum liegen. Während man sich im ersten Teil formal an die Vorgaben aus Bauernschwank, Revue- und Heimatfilm, ließ man im zweiten Teil mit den Ruhrpott-Kumpeln eine andere Mentalität auf die Bayern stoßen und nahm im dritten die bornierte Kleinstadt-Mentalität aufs Korn. Nachdem der vierte Film deutlich auf bürokratische Sturheit abzielte, so schlägt das Drehbuch im fünften Teil eine ähnlich individuelle Richtung ein.

Der Traum vom sorglosen Leben hat Willy und Sepp erfasst, die im Vorgänger arbeitslos wurden, zu Geld kamen und nun wieder vor dem Nichts stehen. Die willkürlich angewandte Macht der (Lokal)Politiker und deren Bedacht auf das eigene gute Ansehen wird grell karikiert, ohne jemals einen wirklich ernsthaften Standpunkt einzunehmen. Auf absurde Weise vermittelt der fünfte Teil aber neben dem üblichen Lokalkolorit eine sehr ruhige Stimmung. Weniger Prügel, Slapstick und Brachialhumor bestimmen den Rhythmus des Plots, der hier im fünften Teil wohl am dichtesten erzählt wird.

Auch „Die Bruchpiloten vom Königssee“ bietet einige fragwürdige Einzelheiten, so zum Beispiel ein deutlich sichtbares Hakenkreuz auf dem alten Flugzeug, welches zwar kaschiert wird, doch nur auf notdürftige und leicht durchschaubare Weise. Außerdem ist kurz zu sehen wie Georg Einerdinger einem Bullen an die Hoden greift, ganz zu schweigen von der politischen Inkorrektheit. Abfällige Bemerkungen über Gastarbeiter aus dem Kongo sind einerseits in einen witzigen Rahmen gestellt, andererseits könnte auch hier auf die konservative Borniertheit angespielt werden. Neben der schwer homophoben Darstellungsweise Einerdingers ist der Franzose Max Montavon in einer höchst lachhaften Rolle als klischeehafter arabischer Scheich zu sehen, inklusive haarsträubender Kostümierung. Aber Schwamm drüber, wir sehen einen Lederhosenfilm und ein bisschen Sch(w)und ist immer.

Peter Steiner kehrte zwar der Reihe den Rücken, nicht aber der Sexklamotte und wirkte noch in vielen weiteren Genreproduktionen mit, unter anderem in „Lass laufen Kumpel“. Obwohl ihm seine häufige Mitwirkung in diesen Filmen von vielen Seiten vorgeworfen wurde rehabilitierte sich sein Image wieder vollständig. Sein „Stanglwirt“ wurde ein großer Erfolg und in dieser Paraderolle kokettierte Steiner immer wieder mit seiner Vergangenheit im Lederhosenfilm.

Fazit: Auch der letzte Teil der Reihe mit der angestammten Besetzung kann hervorragend unterhalten und bietet ein versöhnliches Ende an. „Die Bruchpiloten vom Königssee“ beweist einmal mehr, das die „Liebesgrüße“-Reihe als Messlatte für den bayerischen Erotikfilm gelten darf. Motivierte Darsteller, einmalige Naturkulisse und zotiger Humor vereinen sich ein letztes Mal harmonisch und bis ins Detail stimmig.

7,5 / 10

Übrigens ist „Die Bruchpiloten vom Königssee“ erste Film der Reihe, der ohne das eingängige Titellied „Liebesgrüße aus der Lerderhose’n“ auskommt.

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