Trotz einiger prominenter Schützenhilfe, der Besetzung in einheimischen genreorientierten und/oder von den Amerikanern für den Weltmarkt produzierten Franchise-Werken, einem allgemein guten Aussehen und der unbestrittenen Physis und Akrobatil ist die zweite Karriere von Max Zang Jin bisher noch nicht so richtig in Schwung gekommen. Zhang, Jahrgang '74 (und damit auch nicht mehr der Jüngste), hat sich seit der Jahrtausendwende vermehrt als Darsteller in Kung Fu Filmen von My Way Film Company Limited und damit eher unter dem Radar laufend herumgetrieben; eine Tätigkeit, die selbst den (wenigen) Zuschauern der Filme im Nachhinein nicht wirklich geläufig und wo erst der spätere Auftritt gerne mal als Antagonist für den Finalkampf in bspw. SPL 2: A Time of Consequences (2015) oder Ip Man 3 (2015) tatsächlich nachhaltig und auch Auslöser für die nunmehrige Besetzung in Hauptrollen und der Versuch der eigenständigen Zugkraft ist. Invincible Dragon dabei als seit Anfang 2017 angekündigter Actionthriller, welcher zusätzlich zu seiner erfreulichen Setzung als HK-Produktion und damit einer Art Rarität auch von der Regie des eigentlich gattungsfremden Fruit Chan Goh und natürlich von den Erwartungen auf weitere formidable Martial Arts Szenen wie eine Prügelei im bald führerlosen und auch entgleisenden Regionalzug oder ein Zweikampf samt Zerstörung im Polizeirevier lebt:
Der als Undercover tätige Inspector Kow Loon, Spitzname 'Kowloon' [ Max Zhang ] wird nach einem gewalttätigen Konflikt mit 'seinem' ehemaligen Bandenchef 'Uncle' [ Lam Suet ] vor aller Augen der Öffentlichkeit in die New Territories vor HK versetzt, wo kuru darauf eine Mordserie beginnt, die speziell weibliche Polizistinnen zum Opfer hat. Kowloon macht sich mit seinem Team, darunter Chow Mo [ Endy Chow ], Jane [ Rachel Lee ] und seiner Freundin Fong Ning [ Stephy Tang ] auf die Suche nach dem sogenannten 'Lady Cop Killer', verliert bei einer aus dem Ufer laufenden Aktion allerdings seine Geliebte und und wird infolgedessen nicht nur seinen Job los, sondern auch den Antrieb und Lebenswillen. Erst als ein Jahr später erneut der Mörder zuschlägt, Kowloon dahinter entweder den alten MMA - Kämpfer und ehemaligen Ringgegner Alexander Sinclair [ Anderson Silwa ] oder dessen Assistentin Lam Dik-fong, Spitzname 'Lady' [ JuJu Chan ] vermutet und auch von seinem damaligen Vorgesetzten CSP Lai [ Hugo Ng ] sehr zu Unwillen von Superintendent Tso Chi-tak [ Kevin Cheng ] wieder engagiert wird, kommt wieder Bewegung in ihn. Zudem hilft ihm die Ärztin Kay Wong [ Annie Liu ], die allerdings auch bald in Gefahr gerät.
Chan, einer der profiliertesten kantonesischen Filmemacher hat sich zuletzt von reinrassigen kleinen Dramen eher für die Kritiker als für die Massen sowieso etwas weg bewegt, etwas geöffnet und andere Zutaten angetestet, Genremischungen geschaffen und scheinbar verschiedene Richtungen miteinander verwebt. Hier wird das erste Mal so etwas wie ein Modern Day Actionthriller samt Schusswechseln, akrobatischen Auseinandersetzungen, einer Hatz über die Häuserdächer geboten, die nach wenigen Minuten Vorspiel eröffnete Prämisse der Jagd auf einen 'Lady Cop Killer', die sich über einen größeren Zeitraum und auch einen größeren Platz mit vielen Beteiligten schon von der Ermittlungsseite her hinzieht. Das Austesten von neuem Material mit seiner eigenen Herangehensweise und beibehaltener Autorität – Chan ist hier auch Co-Autor, Editor und Produzent – ist einer der Pluspunkte des allerdings auch beizeiten etwas 'seltsam' wirkenden Filmes, welcher durch die gefühlt kleineren Veränderungen gegenüber 'normaler' Ware oder vielleicht auch nur der Erwartung und Anspannung auf Veränderung und mehr aber nur gewinnt und sich in den Vordergrund der Aufmerksamkeit schiebt.
Wie auch bei den letzten Arbeiten aus dem Cop VS Crime - Milieu des aktuellen HK Kinos ist natürlich auch schon das Vorhandensein einer weiteren Betrachtungsweise, das Hinzufügen eines neuen Exemplars aus der Region heutzutage etwas Besonderes, wird schon seit längerem von Auflösungserscheinungen eines einheimischen Filmgeschäftes gesprochen und (nicht nur) der kulturellen Übernahme der Sonderverwaltungszone durch das Mutterland der Volksrepublik China. Der mit vielerlei Arbeits- und Alternativtiteln wie The Man from Kowloon, The Man with the Dragon Tattoo, Kowloon Unbeaten oder Made in Kowloon versehene Film bewegt sich dabei wie auf der letzten Reise ausgiebig von schräg nach quer durch das Territorium, wird mit einer Undercoveraktion inklusive eines in aller Öffentlichkeit durch Pistolenschüsse abgetrennten Armes in Kowloon begonnen und dann über Morde in u.a. Lau Shau Fan, Tuen Mun und Tin Shui Wai und einem Underground Boxing Match in Yuen Long bis nach Macau zum nächsten Todesfall und wieder zurückgegangen; und ähnlich wie diese weite Verzweiung und das Pendeln hin und her ist auch der Rhythmus der Inszenierung angelegt.
Mal Tag, mal Nacht, mal hier, mal dort, werden alle Leute als Sekunden noch davor in Augenschein genommen, etwas die Chronologie durcheinander gebracht, Geschehnisse durch Erzählerstimme abgekürzt und Erkenntnisse gerafft. Eine teils merkwürdiges, auch nicht so richtig fokussiert scheinendes Gemengelage aus traditionellen Polizeifilm inklusive Ermittlung, Observierung, Verfolgung, Attacken aus Nichts, Konflikte im Team, Kompetenzgerangel mit dem Team der anderen Zuständigkeit sowie Mahnungen und Vorhaltungen des publicitysüchtigen Vorgesetzten, dazu eigene Traumata, die zum Vernachlässigen des körperlichen und psychischen selbst und schließlich und endlich kurz vor dem Showdown auch noch mal stilecht zu einer Trainingsmontage und bereit für den Finalkampf führen. So richtig entschlossen, diese gängigen Zutaten einzusetzen oder möglicherweise auch zu autorisieren, humorisieren oder gar parodieren ist der Film dann aber auch nicht, weder noch, wird sich nicht zwischen Fleisch und Fisch entschieden und bekommt man von jedem etwas und von allem ein bißchen.