*** SPOILERWARNUNG ***
Kapitel drei beginnt dort, wo der Vorgänger endete. John Wick ist Freiwild, auf seine Beseitigung ist eine Prämie von zuerst 14 Millionen Dollar ausgesetzt. Und so ist alles, was mit sowas seinen Unterhalt verdient, hinter ihm her. Doch nicht nur das, er gilt als "excommunicado", so ist ihm der Zutritt ins Hotel "The Continental" verwehrt und überhaupt bleibt ihm nur die Flucht. Und diese führt ihn raus aus New York, über den Atlantik.
Und wie im Vorgänger taucht relativ am Anfang Buster Keaton auf, hier auf einem Bildschirm an einem belebten Platz. Regisseur Chad Stahelski machte keinen Hehl daraus, dass er diesen bewundert. Da haben wir immerhin etwas gemeinsam.
Gemeinsam mit Teil zwei hat "Parabellum" auch, dass hier die Welt, in der sich John Wick bewegt, erweitert wird. Dazu gehört nicht nur der Ortswechsel, es wird auch das Tätigwerden des "High Table", quasi der Dachorganisation der Assassinen, bebildert. Hier in Form der Richterin (Asia Kate Dillon), die den Geschehnissen um Wicks Nichtableben auf den Grund geht. Neben etwas Erläuterung zu Johns Herkunft und Vergangenheit, was nicht wirklich nötig war, erfährt man weiterhin, dass es da noch etwas über dem "High Table" gibt. Und so sehr hier Stahelski und Kolstad, der wieder am Skript mitarbeitete, bemüht sind, ihre Welt mir mehr Inhalt zu füllen, wird das immer weiter Draufsatteln doch langsam etwas karikaturesk. Selbst in Filmmaßstäben. Aber gut, an und für sich ist diese ganz eigene Mythologie doch interessant und man will eben immer wieder was Neues bieten.
Das schafft man unter anderem mit der teilweisen Verlagerung des Geschehens raus aus New York, Casablanca und Wüste sind eine optische Abwechslung. Im visuellen Stil bleibt sich die Serie treu, Dan Laustsen liefert wieder kräftige Farben und ist auf Übersicht bedacht, was bei den ausufernd durchkomponierten Actionszenen durchaus Lob verdient. Auf diese Szenen ist wieder Verlass, sie nehmen einen nicht unerheblichen Teil des Films ein. Eine nette Ergänzung hier ist Halle Berry als Sofia, die sich in der Sequenz in Casablanca gut macht. Die eingesetzten Hunde bringen etwas mehr Dynamik ein, wobei der x-te Biss in den Schritt dann doch redundant wirkt. Trotzdem: auch der dritte Wick bleibt ein Actionbrett mit manchem Ideenreichtum und oft spritzender roter (CGI-)Suppe. Wobei es verwundert, dass es keine Sau interessiert, wenn sich Leute in der Bahnhofshalle abstechen.
Inhaltlich wird hier (wie erwähnt) das Worldbuilding wieder vorangetrieben, das Ende lässt sich die nächste Fortsetzung offen. Man versucht sich an etwas Gravitas, als was lebt man, als was stirbt man. Das wirkt hier doch etwas aufgesetzt.
Keanu Reeves hat die Rolle inzwischen verinnerlicht, sie passt ihm aber auch mehr als gut. Bekannte Gesichter wie Ian McShane und Laurence Fishburne tauchen wieder auf und Rezeptionist Charon (Lance Reddick) darf hier mal richtig mitmischen, wenn man sich durch die Eingeweide des Continental ballert. Neben Dillon und Berry ist Neuzugang Mark Dacascos als Gegenspieler und auch Fan erwähnenswert.
John Wicks dritter Auftritt bietet die erwartbar durchgestylten und konzipierten Actionsequenzen und enttäuscht in dieser Disziplin nicht. Trotzdem machen sich leichte Verschleißerscheinungen breit, trotz der fortschreitenden Erweiterung der Killerwelt. Oder vielleicht auch wegen. Insgesamt immer noch ein fetziges Franchise mit gewohnt stoischem Reeves, viel Blei, viel Blut und etwas Abnutzung der Formel.