Review

Alle gegen einen und einer killt alle


John Wick geht in seine dritte Runde. Er ist nun exkommuniziert und somit für die komplette Welt der Auftragskiller zum Töten, gegen ein schickes Kopfgeld, freigegeben. Doch er hat seinen Ruf und Legendenstatus (und einige einflussreiche Freunde) nicht umsonst, sodass die Killer dieses Planeten sich besser schonmal warm anziehen... Teil 2 ist für mich ein moderner Actionklassiker, Teil 1 hatte die Basis gelegt und zudem emotional den besten Kern und die packendsten Beweggründe. Part 3 legt die Messlatte was krasse Actionchoreographien und -Ideen angeht, jetzt nochmal ein wenig nach oben und vollendet damit (vorerst) eine Reihe, die spätestens jetzt in die Actiongeschichtsbücher einzieht. Mit hunderten Headshots und einem Bodycount, jenseits von Gut und Böse. Jetzt direkt nach dem Kinogang würde ich „Parabellum“ wohl als schwächsten Part bisher einstufen, allerdings auf einem verdammt konstanten und hohen Niveau. Mir fällt auf die Schnelle keine moderne Trilogie in diesem Genre ein, die da mithalten kann oder das gar toppt. John Wick ist jetzt schon eine Legende. Und selbst nach diesem fast zweieinhalb stündigen (!) Epos scheinen ihm nicht die Kräfte auszugehen. Mir im Publikum schon eher...

„John Wick 3“ zollt zu Beginn Buster Keaton in „The General“ Tribut, womit man bei mir direkt schonmal gewonnen hat. Dann geht es atemlos weiter zu einem ultrabrutalen Messerkampf, der das Gorelevel der gesamten Reihe erheblich anhebt. Keanu Reeves wirkt noch immer motiviert genug und nicht von seiner (auf den ersten Blick doch recht eintönigen und einsilbigen) Figur gelangweilt. Ich ebenso wenig. Seine Kampfskills und der Drang viele Stunts selber zu machen, sind eh wahnsinnig beeindruckend. Apropos: das sind ebenso Set Pieces auf Motorrädern mit Samuraischwertern, das komplette Casablanca-Szenario mit zwei vierbeinigen Helfern oder auch Mark Dacascos als (momentaner) Endgegner und Fan von Wick. Es ist ein Ballett aus Kopfschüssen und Fleischwunden, aus Knochenbrüchen und Klingen, aus Neonbeleuchtung und intelligent benutzter Umgebung. Manches wiederholt sich nun nach drei Filmen zwar doch, das viele CGI-Blut ist eher negativ auffällig und der videospielartige God Mode kann deutlich nerven und anöden. Doch die sogartige, knochenknackende, blutige und adrenalintreibende Unterhaltung hat wenig von ihrer Faszination verloren. Die Welt und Mythologie wird interessant weiter ausgebaut, der Score pulsiert und John Wick hat eine klasse Aura irgendwo zwischen Zukunft und alter Schule. Im schon angekündigten vierten Teil wird aber eine Neuausrichtung oder gar Neuerfindung notwendig sein, denn irgendwann hat man eigentlich alles gesehen und man dreht sich im Kreis. Egal ob bei den Figuren, bei der (nett gesagt) übersichtlichen Story oder sogar bei der unaufhaltsamen Action. 

Fazit: emotional schwächer als die Vorgänger, actiontechnisch in seinen Spitzen noch beeindruckender. Insgesamt fast auf deren Niveau und der Ausbau einer bisher heftig beeindruckenden Ballersaga. Die, wenn es nach mir geht, weitergehen kann, aber nicht muss. Denn (wenn auch minimale) Abnutzungserscheinungen in diesem eleganten Actionballett sind nicht zu leugnen... 

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