Review

Wenn die Bewertung des Films sich ausschließlich nur auf die technische Umsetzung der Actionszenen beziehen würde, bekäme John Wick 3 ohne Probleme die volle Punktzahl. Zieht man jedoch weitere Maßstäbe wie z.B. Story Entwicklung und Logik zu Rate, werden zwangsläufig auch die zweifelsohne vorhandenen Schwächen des dritten Teils deutlich. Klar ist, dass bei einem reinen Actionfilm der Bewertungsschwerpunkt eher auf dem Actionteil als auf Irgendwelchen Handlungssträngen bzw. Wendungen liegt,  trotzdem gibt es auch hier Grenzen, ab wann ein Stoff als exorbitant oder gänzlich unrealistisch eingestuft wird und diese Grenzen muss jeder für sich selbst bestimmen.

Storymäßig fängt Teil 3 da an wo der zweiteTeil aufgehört hat - John Wick ist zum Abschuss gegen ein Kopfgeld von 14 Millionen $ freigegeben, weil er auf heiligem Boden Serano D‘ Antonio für dessen Verrat liquidiert hat, dank des Continental Chefs Winston (Ian McShane) bekommt er eine Stunde Vorsprung für seine Flucht. Die komplette filmische Mafia Organisation jagt Wick, bei seiner Odyssee durch die Unterwelt wird er von alten Weggefährten, bei denen er noch einen Gefallen offen hatte, unterstützt. Daraufhin schickt die Kammer eine Richterin (Asia Kate Dillon), die nicht nur John Wick, sondern auch alle seine Helfer zur Strecke bringen soll. Die Richterin heuert für diese Zwecke den Profikiller Zero (Marc Dacascos) an und die gnadenlose Hetzjagd 
nimmt ihren Lauf… 

John Wick Stammregisseur Chad Stahelski und seine Mannschaft liefern optisch perfekt ins Licht gerückte und  atemberaubende Dauer-Action, es gelingt ihnen sogar die Quantität, die Intensität und auch die Härte sowie den Blutgehalt der vorkommenden Kampfsequenzen nochmals gegenüber den beiden ersten Teilen zu steigern. Bei der Umsetzung wird auf einen ruhigen und eher klassischen Schnitt gesetzt, keine hektische Wackelkamera, der Zuschauer kann mühelos den zahlreichen Zweikämpfen folgen, neben unbewaffneten Duellen gibt es wieder viele Auseinandersetzungen mit Messern und Stichwaffen und als Sahnehäubchen hat man sich bei Chapter 3 ein paar völlig neue und innovative Ideen einfallen lassen: Ich kann mich nicht entsinnen, dass Kampfhunde und Pferde in Martial Arts Kämpfe aktiv eingebunden wurden, so werden diese Tiere als zusätzliche Waffe genutzt. Außerdem weiß auch die menschliche Kampfbesetzung zu überzeugen: Zu Keanu Reeves, der die Rolle des einsamen gejagten Rächers John Wick mittlerweile buchstäblich verinnerlicht hat und im Film sämtliche Stunts selbst ausführt, gesellen sich Marc Dacascos (American Samurai, Crying Freeman) und die indonesischen Actionstars Cecep Arif Rahman und Yayan Ruhian (Raid 1 + 2) als Material Arts erprobte Genredarsteller und tragen zu den atemberaubenden Fights bei. Generell weiß die darstellerische Leistung aller Filmmitglieder zu gefallen, wie schon in den beiden Vorgängern spielen Ian McShane als Winston und der Bettlerkönig Laurence Fishburne groß auf, abschließend macht Reeves dann nicht nur wie oben beschrieben in den Actionszenen eine überzeugende Figur, nein, er bringt auch die Verzweiflung und die charakterliche Zerrissenheit seiner Figur zusätzlich perfekt auf die Leinwand.

Doch bei all dem Lob für die Actiondarstellung müssen auch, wie oben schon erwähnt, ein paar kritische Worte zu manchen Story Inhalten bzw. zu einigen Plot Wendungen angemerkt werden. In den Vorgängern bestand das John Wick Universum aus einer eigenen, selbst erschaffenen mystischen Realität, die Unterwelt wurde zwar überzeichnet, aber trotzdem in sich schlüssig und glaubwürdig dargestellt, im dritten Teil wird stellenweise zu sehr übertrieben oder es werden nicht mehr nachvollziehbare bzw. unsympathische Handlungsentwicklungen eingebaut. Die alberne Suche in der Wüste nach dem Obersten der Kammer wirkt eher lächerlich als das sie die Geschichte weiter voran treibt, es entstehen hier erhebliche Längen, so ca. 30 Minuten weniger hätten dem Film nicht geschadet und das der Syndikatschef dann die Begnadigung in Aussicht stellt, wenn er Winston liquidiert, Winston aber im späteren Verlauf auf einmal Wick in den Rücken fällt obwohl dieser vorher eigentlich immer zu ihm gehalten hat wirkt dann schon ein bisschen and en Haaren herbeigezogen. Noch Undurchsichtiger wird es, wenn der Bettlerkönig (Laurence Fishburne) auf einmal wieder lebendig auftaucht, obwohl er von Zero regelrecht mit seinen Stichwaffen zerschnetzelt wurde und als Wick im Finale von mehreren Kugeln getroffen einen meterweiten Sturz in die Tiefe am Schluss ohne irgend eine Erklärung überlebt war ich im Kino nicht der Einzige, der sich die Augen gerieben hatte. Weitere eher nicht gelungene Plot Bestandteile sind meiner Meinung nach die komödiantischen Auftritte vom Profikiller Zero (erinnerst stark an die Rolle von Banderas in  Expendables 3) oder die schmierige Richterin der Kammer (Asia Kate Dillon), der man spätestens nach dem zweiten nervenden Auftreten den filmischen Tot wünscht.

So landen wir abschließend bei einer Wertung von 7/10 Punkten, John Wick 3 ist eine gute Fortsetzung, die actionmäßig seine beiden Vorgänger in den Schatten stellt, allerdings von der reinen Entwicklung der John Wick Geschichte her nicht mehr ganz so überzeugen kann, aus meiner persönlichen Sicht ist er der schwächste Teil der Reihe. Am Schluss wird ja schon mal ein möglicher vierter Teil angeteasert, ich bin gespannt, wie es dann weiter geht.

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