Michael Winner war mir bisher nur als Regisseur der Bronson-Filme „Ein Mann geht über Leichen“ und „Death Wish 1-3“ bekannt. Mit „Hexensabbat“ versuchte er sich im okkulten Genre, womit er nichts Halbes und nichts Ganzes abliefert. Der Beginn spielt in Italien (sehr schön), wechselt aber nach einer zunächst nicht zuordbaren Kirchenszene nach New York, wo uns das Werbegirl Alison vorgestellt wird. Meiner Meinung nach handelt es sich dabei um einen mimischen Fehlgriff, denn außer einem halbwegs brauchbaren Lächeln hat Christina Raines nur den paralysierten „Kaninchen hat Angst vor der Schlange“-Blick drauf. Um das auch genauso rüberzubringen, zeigt sie in diesen Szenen immer ihre spitzen Hasenzähnchen, sodass man ihr am liebsten eine Mohrrübe in die Kauleiste schieben möchte.
Ihr Freund Michael (Chris Sarandon) ist da schon wesentlich routinierter, und seine Rolle fand ich interessanter, da sie offensichtlich ein Geheimnis in sich birgt. An dieser Stelle sei gesagt dass man aus dem Film auch einen interessanten Thriller hätte machen können, der sich um eine Verschwörung dreht, bei der Alison in den Wahnsinn getrieben werden soll. Doch stattdessen bemüht Winner das Phantastische, und präsentiert Charaktere, die nur Alison sehen kann. Doch ihre Nachbarn sind tot und waren in ihrem früheren Leben alle Mörder. Nach dieser Info, die im Film schon früh preisgegeben wird, kann man sich denken, worauf die Sache hinausläuft, zumal noch ein blinder Priester (Alisons einziger tatsächlicher Nachbar) und ein ominöser Kirchenfuzzi mitmischt. Jaja, da kann die Hölle nicht weit sein, und am Ende geht es rund. Ein Joe D’Amato hätte das Finale nicht besser hinbekommen, und die Masken sind erste Sahne. Auch die Gore- und Ekeleinlagen sitzen perfekt, aber das kann über die unausgewogene Mischung des Vorangegangenen nicht hinwegtäuschen.
Für einen Horrorfilm bietet „Hexensabbat“ zuwenig Grusel und Suspense, für einen Thriller zuwenig Spannung und zuviel okkulten Schnickschnack. Somit ist der Film weder Fisch noch Fleisch, wenn auch an sich nicht schlecht. Das Ende ist sehr gut umgesetzt, aber inhaltlich leider nicht überraschend. Alles in allem ist dieser Mix höchstens als durchschnittlich zu bezeichnen. Ich bin sicher, die Italiener hätten das 1977 besser hinbekommen: mehr Sleaze, ein schauriger Piano-Score, sympathischere Darsteller usw. Für die hiesige US-Adaption rücke ich 5 von 10 Punkten raus.