Die Nacht der lebenden Exoten
Jim Jarmusch, Kinopoet und sanfter Querdenker, hat den Vampirfilm aufgemischt,
kein Wunder, dass er sich nun als nächstes Subgenre den Zombiefilm rausfischt.
Mit einem der heftigsten Ensembles, das Untote je zerfleischen durften,
zu diesem Ausnahmekünstler eben von Swinton über Gomez bis Glover alle gerne kurvten.
Sein „The Dead Don't Die“ ist eine Countryballade mit Beißern und Gedärmen,
sie schafft es zu fesseln und faszinieren, ganz ohne zu splattern und zu lärmen.
Swinton mit Schwert, Murray back in Action,
egal wie cool der Trailer ist, im Grunde muss sich das Marketing mit einer sechs setzen.
Fans von Jarmusch, wozu ich mich zähle, wissen zwar in etwa was kommt,
doch Uneingeweihte man so fast schon zur Geldzurückerstattung bombt.
„The Dead Don't Die“ ist super lässig, geschwätzig und sogar überraschend meta,
hier ersetzen Situationskomik und bestes Timing zickiges Gezeter.
Schade ist, dass manch einer der (zu) vielen Handlungsstränge im Sand verläuft
und dass der sonst so sensible und vorsichtige Jarmusch sein Zombiegedicht am Ende in platten Messages ersäuft.
Doch auch das könnte gehören zur Essenz dieser fauligen Sorte,
ist sein Gesamtpaket doch alles andere als aus der Retorte.
Seine ganz spezielle, zurückgelehnte Art,
bringt er auch hier unter, und das ziemlich smart.
Arthouse trifft auf einen in den letzten Jahren totgetretenen Hype,
hier schreit man am Ende statt „Juhu“ eher „Bleib!“.
In Zeitlupe schlägt er Haken und kennt sein Metier und seine Vorfahren, die Filmhistorie genau,
dagegen wirkt manch ein hyperventilierendes Splatterfest von heute mehr als mau.
Fast eher Theater oder Hörspiel als lauthalser Lacher,
erwischt er einen auf dem falschen Fuß, war man am Ende sicher auch schonmal wacher.
Dennoch bin ich insgesamt angetan von seinem Spleen, den Scharmützeln und dem Charme,
sieht man doch viel zu gerne zu, wenn Iggy Pop beißt genüsslich in einen Darm.
In einem solchen Genre, etwas zu machen, was man noch nie zuvor hat geseh'n,
da kann man schonmal etwas Bewunderung gesteh'n.
Fazit: ein Zombiekalauer, wie kein anderer. Clever, melancholisch, typisch Jarmusch. Und eigentlich nur für dessen Fans. Alle anderen, die vielleicht eine Art „Zombieland“ erwarten, werden frustriert und gelangweilt (vielleicht sogar frühzeitig) das Kino verlassen. Ich mag ihn aber sehr!