Review

Staffel 1


Schlüssel zu meinen Schmerzen 

Auf die lange angekündigte Realverfilmung bzw. Netflixserie zur erfolgreichen, mittlerweile abgeschlossenen Comicreihe „Locke & Key“ war ich dieses Serienjahr mit am heißesten oder zumindest gespanntesten. Denn die Bücher von Joe Hill, dem Sohn von Stephen King, gehören zu meinen Lieblingen und hängen mir am Herzen. Es stand also, sicher nicht nur für mich, viel auf dem Spiel... Und leider muss ich sagen, dass ich nun etwas mehr nachvollziehen kann, warum sich die vielen „Death Note“-Fans damals über den dazugehörigen US-Netflix-Film so echauffiert haben...

Erzählt wird von der Locke-Familie, die in das alte Keyhouse zieht und dort schaurige, mysteriöse Geschichten erlebt, rund um magische Schlüssel, ausgefuchste Dämonen und eigene Traumata... Eigentlich richtig geil, gruselig und gehaltvoll... eigentlich... 

OFFEN
+ enorm hochwertiger Look - von den Effekten bis zum Schnitt 
+ man merkt, dass Netflix hier durchaus Hoffnungen auf den nächsten Überhit hatte 
+ gute Jungdarsteller 
+ eine heisse Hexe
+ einige Schlüssel einfach genial umgesetzt (Headkey) z.B. 
+ Horrorelemente (trotz Abschwächung) schon noch da
+ famose Gastauftritte (King, Savini)
+ fetter Cliffhanger, viele Möglichkeiten 
+ fast alle Schlüssel werden schon verbraten; alles wird in die Waagschale geworfen 
+ leichtes, aber nie aufdringliches Retrofeeling
+ teilweise wird das Flair der (deutlich besseren!) Vorlage getroffen 
+ top Computereffekte
+ schön, dass man nach der holprigen Produktionsgeschichte endlich das finale Produkt sieht  

GESCHLOSSEN
— kaum Geheimnisse werden übrig gelassen 
— Figuren oft erstaunlich unsympathisch geschrieben 
— leider deutlich eher an die YA-Zielgruppe angepasst 
— Horrorelemente entschärft; insgesamt nicht hart, erwachsen genug 
— zu unblutig, zu zahm 
— Umsetzung der Bösewichte arg fragwürdig 
— Schlüssel werden zu schnell und aufgereiht enthüllt
— Story in den Comics viel behutsamer und krasser aufgebaut 
— manchmal etwas unnötig kompliziert 
— zu viele (neue) Nebenfiguren? 
— nerviges Liebesdreieck
— die Schattengeister im Finale sehen oft billig und nicht furchteinflössend aus
— tonal und thematisch (!) oft chaotisch und unkonzentriert 

Fazit: nicht auf dem Niveau der Comicvorlage, deutlich abgeschwächt, verwässert, jugendlicher und gehetzt - und dennoch sieht „Locke & Key“ oft sehr stark aus, hat (zumindest für Teens) gelungene Gruselelemente und eben einige geile Grundideen, Möglichkeiten, Schlüssel, deren Substanz und Kerne sich von den Seiten doch noch genug auf den Bildschirm retten. Solider Schlüsselanhänger. Aber eigentlich hätte das noch besser werden müssen... (6/10)

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