Hanzo the Razor (Rapid Eye Movies) Hanzo! Dirty Hanzo! Ein Gendarm der Tat, unbestechlich, furchtlos, ohne Respekt für die Obrigkeit! Chauvinistisch, politisch völlig unkorrekt und durch und durch dreckig, so präsentiert sich das japanische Exploitation – Kino Anfang der 70er. Wie so viele andere Verfilmungen dieser Zeit beruht die literarische Vorlage auf einem Manga von Meister und Multitalent Kazuo Koike (der vor allem mit seinem galanten Lone Wolf and Cub bekannt wurde!). Hanzo, dargestellt von dem Produzenten der Filmreihe, Shintaro Katsu (unter anderem noch bekannt geworden durch seine Zatoichi – Filme, aber auch die Lone Wolf and Cub - Filme, mit seinem Bruder in der Hauptrolle), verleiht seiner Figur neben all der Gewalt eine Tragik, und damit dem Charakter eine Tiefe, die eine Identifikation zwar immer noch sehr schwer macht, aber auch kein klares schwarz/weiß– Denken mehr zulässt. Sein Charakter ist auf beiden Seiten angesiedelt! Auf der einen Seite aufrecht, ehrlich unbestechlich, auf der anderen Seite sadistisch und schwer chauvinistisch veranlagt (ich muss da an die ziemlich skurrilen Sexszenen denken. Vor allem ist hier der typische 70er Jahre Chauvi am Werk. Frauen werden hier solange gewaltvoll zum Sex gezwungen, bis es ihnen Spaß macht. Alice Schwarzer kollabiert gerade!!), grob zu seinen Mitmenschen und zu sich selbst (Stählung durch Selbstfolterung, vor allem an seinem Penis… SICK!!)Die Geschichte ist nicht besonders tiefgründig, als Hanzo erfährt, dass der Auftragskiller Totenfluss - Kanbei trotz vorheriger Festnahme wieder auf freiem Fuß ist, und sein Vorgesetzter Onishi in diesem Fall seine Finger mit im Spiel hat, sich die Intrigen sogar bis ins höchste Shogunat erstrecken, ist es an der Zeit für Itami Hanzo zu handeln. Wie eingangs erwähnt, ist die Hanzo The Razor – Reihe ein Bestandteil der damals populären Exploitation – Welle. Da die asiatische Kinoindustrie zu der Zeit brach lag, unterlagen die Produzenten kaum einer Beobachtung staatlicher Instanzen, so dass sie künstlerische Freiheiten hatten die bis dato unmöglich erschienen. Entstanden ist daraus ein weiterer Meilenstein (aus heutiger Sicht), der mit gewagten Kamerafahrten, einem grandiosen Vorspann (der sich in Abständen über die ersten zwanzig Minuten des Filmes erstreckt), bestehend aus wilden Überblendungen, gesplitteten Bildschirmen unterlegt mit einem ziemlich funkigen Psycho-Jazz und ziemlich coolen Soundeskapaden, die allesamt sehr lässig daherkommen (später, in der Retrophase nannte man das dann Easy Listening). Hier sieht man, wo die Beastie Boys viele ihrer Ideen herhaben! Rapid Eye Movies, das kölsche Label für solche wunderbar abgedrehten Perlen, hat hier wieder hervorragende Arbeit geleistet. Neben einer tollen DVD (Bild und Ton sind erstaunlich gut, die deutschen Untertitel sind gut lesbar und nicht zu schnell) sticht wiedermal die nette Aufmachung ins Auge: diverse Postkarten und ein Filmplakat, rückseitig mir interessanten Infos versehen, runden den Spaß ab (der aber nur für erwachsene Interessierte ist, da keine Jugendfreigabe erteilt wurde!). Also allen, die damals zu jung waren, sich solche Perlen in den einschlägigen Bahnhofskinos anzugucken (mein Vater hat mich damals schon davor gewarnt!), oder einfach Spaß an funky Unterhaltung haben, sei diese Perle ans Herz gelegt! CFS