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Eine junge Frau wird unschuldig wegen Mordes verurteilt und in einen Knast gesteckt, wo sie einem fragwürdigen Arzt ausgeliefert ist, der an seinen Insassinnen psychiatrische Experimente vornimmt. Wie viel Potential diese Ausgangssituation doch bietet – Appellierungen an die Angst vor Justizirrtümern, davor, Halbgöttern in weiß ausgeliefert zu sein, die hinter dicken Anstaltsmauern unbehelligt und unbemerkt von der Öffentlichkeit ihrem Handwerk nachgehen können, Klaustrophobie, Panik, Desillusionierung… oder schlicht derbe Frauenknast-Sleaze-Attacken nach Eurotrash-Vorbild? Leider verschenkt der Regisseur und Drehbuchautor dieses US-Psycho-Thrillers aus dem Jahre 1980, Gregory Goodell, fast sämtliche Möglichkeiten, einen packenden Film zu inszenieren, denn zu behäbig, behutsam oder einfach ideenlos reißt er viele Facetten halbherzig an, ohne sie wirklich auszureizen. Das führt zu einem unbefriedigenden Filmerlebnis, denn das Geschehen wirkt seltsam unmotiviert, oberflächlich und orientierungslos. Die Charaktere bleiben eindimensional und uninteressant, wenn man die hübsche Linda Haynes als Rachel Foster in ihrem Anstaltsalltag beobachtet, der in einem Fluchtversuch mündet. Hier wird die Spannungs- und Terrorschraube endlich etwas angedreht und die Szene, in der Rachel sich durch allerlei gemeinhin als eklig empfundenes Getier kämpfen muss, ist tatsächlich gut gelungen und dürfte zartbesaiteten Zuschauern auf den Magen schlagen (zumindest ist dies die einzige Szene, an die ich mich nach meiner ersten Sichtung im Kindesalter noch erinnern konnte, und nun weiß ich auch, warum), doch der Zusammenhang zwischen diesen Erfahrungen und dem letztendlichen Ergebnis des Experiments bleibt größtenteils der Phantasie des Zuschauers überlassen. Ebenso wie die angedeutete Masturbationsszene der ansonsten recht zeigefreudigen Linda Haynes. Allzu schmutzig sollte es dann eben doch nicht werden, genauso wenig wie allzu beklemmend, hart oder tiefgründig. Die Motivation des Doktors erschließt sich auch nicht so recht, wodurch die innere Logik auf der Strecke bleibt. So bleibt es bei einem leidlich unterhaltsamen Versuch mit einigen guten Ansätzen, der mehr enttäuscht als alles andere und schnell wieder in Vergessenheit geraten wird.

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