Nicht jeder Retro-Film sieht auch wie einer aus. Manchmal reicht eine Prämisse, die an Werke früherer Dekaden erinnert und somit etwas altbacken daherkommt. Und damit ist nicht der Blitzeinschlag gemeint, der einen vermeintlich toten Körper binnen Sekunden zum Leben erweckt, was unweigerlich an Frankenstein erinnert.
Schauspiellehrerin Lena (Barbara Crampton) hat das Trauma ihrer Totgeburt vor 16 Jahren noch nicht ganz verarbeitet. Noch ahnt sie nicht, dass Tess (Kayleigh Gilbert) über all die Jahre vom damaligen Pathologieassistenten unter Verschluss gehalten wurde. Nun, ausgestattet mit elektrokinetischen Fähigkeiten, bahnt sich Tess einen Weg zu ihrer Mutter und räumt jeden beiseite, dem sie Ungerechtigkeit anlastet…
Zwei Verfilmungen von Stephen King standen augenscheinlich Pate: „Carrie“ und noch mehr „Feuerteufel“. Statt Feuer gibt es eben Überspannungen und gedanklich gesteuerte Elektrik etwa in Form eines Fahrstuhls oder eines Fahrzeugs in der Tiefgarage. Leider werden die 16 Lebensjahre von Tess nur vage angedeutet, zumal sich die Motivation des Leichenbestatters ebenso wenig erschließt, wie die Reanimation eines verstorbenen Säuglings per Gewitter, - schließlich hätte es jeden Leichnam oder gleich alle in der Pathologie erwischen können.
Was folgt, sind 77 Minuten auf dem inszenatorisch zurückhaltenden Niveau gängiger TV-Ware. Die wenigen Ableben, welche jeweils einige Szenen zuvor erahnbar sind, fallen unspektakulär und unblutig aus, manche werden gar ins Off verlegt. Die dazugehörigen Überspannungseffekte fallen immerhin zweckdienlich aus und es ist schließlich der ungewöhnlichen Ausstrahlung von Kayleigh Gilbert zu verdanken, dass die Chose nicht gänzlich langweilig wird. Jemand wie Tim Burton hätte die helle (oder besser dunkle) Freude an ihr.
Auch das Zusammenspiel zwischen Gilbert und Crampton zählt zu den wenigen Highlights. Dass beide darstellerisch etwas drauf haben, offenbart sich innerhalb einer Schauspielprobe, bei der sie eine problematische Mutter-Tochter-Beziehung austragen, was natürlich nicht von ungefähr deutliche Parallelen zur Realität aufweist. Vielleicht hätte die Angelegenheit als reines Drama weitaus besser funktioniert, bei der ein gelangweilter Michael Paré als Cop wohl eher überflüssig gewesen wäre.
Denn von Splatter, jump scares oder einem Twist ist man hier meilenweit entfernt und auch die Spannung hält sich in Grenzen. Ansatzweise zündet die Atmosphäre, da es hier übermäßig häufig zu Gewittern kommt und Dahinsiechen an einsamen Plätzen kann ebenfalls eine leicht morbide Stimmung erzeugen. Ansonsten ist „Reborn“ altmodisch anmutender Stoff, der an Videothekenkram der späten Achtziger erinnert (in der Auslage ganz unten oder direkt auf dem Grabbeltisch).
4,5 von 10