Das eigene Geburtstagsgeschenk aus dem Laden einer Bekannten abholen. Etwas widerwillig macht sich die junge Akane auf den Weg. Vor Ort stellt sich zu ihrer und Ladenbesitzerin Chis Überraschung heraus, dass Akane eine wichtige Mission in einer fremden Welt, in der sie die „Göttin des grünen Windes“ ist, vor sich hat. Zumindest behauptet das ein Mann, der soeben aus dem Keller des Ladens gestiegen ist und sich Hippokrates nennt.
Klingt etwas sprunghaft, aber genau so ist der von Keiichi Hara inszenierte Anime auch gestrickt. Basierend auf einem Kinderbuch von Sachiko Kashiwaba ist „Wonderland“ eben genau das – ein Wunderland, welches sich vor dem Publikum, Akane und Chi ausbreitet.
Und audiovisuell ist der Anime wirklich gelungen. „Wonderland“ geizt nicht mit Schauwerten, bietet ein abwechslungsreiches Design nebst Architektur in den verschiedenen Regionen und verwebt gekonnt den ansprechenden und detailreichen Zeichenstil mit computergenerierten Elementen. Das Altertümliche steht der Welt ausgesprochen gut und wirkt in seiner Gesamtheit chic. Auch die Zeichnung der Figuren mitsamt der eigenwilligen Augen wirkt lebendig und mit einem realistischen Stil bedacht, im Falle von Pipo auch einfach niedlich.
Leider kann der Film inhaltlich und dramaturgisch da nicht mithalten. Charaktere und Geschichte stehen hier hinter der Präsentation zurück. Die Erzählung wirkt sprunghaft und zugegebenermaßen ist die eigentliche Story nicht umwerfend gestrickt. Das führt auch dazu, dass man sich eher von Schauplatz zu Schauplatz hangelt, dies mitunter auch zu schnell passiert. Insgesamt nimmt man sich über weite Strecken zu wenig Zeit, um all die Eindrücke wirken und die fantasievoll gestaltete Welt atmen zu lassen. Es mangelt nicht an Einfällen, aber an Raum für diese.
Auch die Figuren selbst bieten nicht viel Entwicklung oder Tiefe. Gerade auf der Seite der Antagonisten ist das sie lange umgebende Mysterium letztlich interessanter als die Auflösung. Die beiden Gegenspieler tauchen auch nur szenenweise auf und entwickeln damit keine Größe. Das ist schade, da der Eindruck haften bleibt, dass da mit einer ausführlicheren Schreibe durchaus interessantere Figuren drin gewesen wären. Auch hier sei nochmal auf die Vorlage verwiesen, es bleibt insgesamt doch eher kindgerecht.
Immerhin funktioniert der Humor, der hier und da eingestreut wird. Dieser entsteht mal durch die Reibung zwischen der zurückhaltenden Akane und der abenteuerlustigen Chi oder den Gegebenheiten der Welt, in der es einiges zu entdecken gibt.
Die Reise ist hier interessanter und lohnenswerter als das Ziel. „Wonderland“ bietet viel für die Sinne und so bleibt die Präsentation das Herzstück dieses diesbezüglich sehr gelungenen Animes, dem es bei aller Opulenz und allem Einfallsreichtum aber an einer spannend konstruierten Geschichte und ebensolchen Figuren mangelt. Das liegt wohl auch an der Zielgruppe, denn man hat eindeutig ein jüngeres Publikum im Visier. Eine erwachsener erzählte Geschichte mit mehr Tiefe und Charakterzeichnung wäre wünschenswert gewesen, aber auch so ist „Wonderland“ einen Blick wert, wenn man einfach in dieser märchenhaften Welt verweilen möchte.