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Von den vielleicht Handvoll und auch an nur einer Hand abzuzählenden und auszuwählenden Regisseuren, die in den letzten aktuellen Jahren das recht schwindende Genre des preiswerten Actiongenres für die Auswertung auf Heimmedien (digital und analog) noch bedient haben, gehört Ernie Barbarash weniger wegen seiner eigenen Fähigkeiten dazu, welcher eher routiniert und vielleicht noch positiv durchschnittlich sind. Als vielmehr wegen dem Glück oder der Gabe, durch die richtige Auswahl an bekannten und relevanten Darstellern wie Van Damme (bei Six Bullets und Pound of Flesh) und/oder Adkins (bei Assassination Games) für auch entsprechende Aufmerksamkeit der Werke zu sorgen, ein zumindest solides Budget zur Verfügung zu haben und sich so positiver als die (oftmals bescheidene) Konkurrenz in Szene zu setzen. Handwerklich unauffällig, ein eher gediegenes 'Inszenieren', dass rar an Einfällen oder gar Höhepunkten ist, aber wenigstens den Grundanforderungen der Gattung Film entspricht und auch relativ zeitlos, d.h. nicht mit unnötigen Gimmicks vollgestopft gehalten ist:

Ho-Chi-Minh-Stadt. Nach einem größer angelegten Job des Auftragskillers Conner [ Andy On ] gegen die russische Mafia wähnt dieser eine Racheaktion, als kurz darauf seine Lebensgefährtin Maya [ Lily Ji ] trotz des Versuches einer Gegenwehr seinerseits  entführt wird. Das scheinbare Kidnapping und die Suche nach seiner Frau führt den Verzweifelten zu der Ärztin Anna [ Truong Ngoc Anh ], die ihm einen Mann mit gleichen Problem vorstellt: den im Krankenhaus eingelieferten Briten Quinn [ Scott Adkins ], der ihm gar Abenteuerliches zu berichten weiss, nach eigenen Angaben allerdings auch aus einem ganz anderen Jahrzehnt kommt und sowieso nicht ganz bei Sinnen scheint. Als das Trio allerdings plötzlich von diversen 'Männern' angegriffen werden, ist eine Zusammenarbeit zwingend nötig.

Der ursprünglich mit dem Arbeitstitel Twilight Zodiac selber als erneute Zusammenarbeit von Barbarash mit dem derzeit sowieso überaus fleißigen Adkins, der nahezu allein schon die Fahne der Zunft im Winde halten und für steten Nachschub wie bald Avengement, Seized und Strapped sorgend ist, wird wegen diesem natürlich auch seine Kundschaft finden; wobei weitere Anreize (möglicherweise) durch die Paarung mit Andy On für die Liebhaber asiatischen Kinos und (das einstmals was geltende) Aushängeschild einer Roger Corman Produktion vorhanden sind. Von der ursprünglich gedachten narrativen und dramaturgischen Richtung eines Entführungsthriller à la Taken (oder Stolen) für die heimische Kundschaft hat man sich nach den ersten bewegten Bildern in Form des Trailers übrigens schnell verabschiedet; 'Science fiction' Action mit einer ordentlichen Portion Blödsinn und hoffentlich einer ebenso reichhaltigen Dosis an (hier wenigstens pragmatischen und auch so choreographierten) Martial Arts ist nunmehr die Devise, was erstmal ungute Erinnerungen an Beispiele wie Attack Force oder Alien Agent am Schüren ist, aber eben auch viel Spielraum nach oben lässt

Und immerhin, und das kann man der Produktion schon zugute halten, betritt man hier gerade in den ersten absurden Minuten schon Neuland in Sachen Adkins und nimmt diesen und uns als Gewohnheitsseher mit auf eine Reise, die a) in einer Art Schlachthaus/Leichenhalle in einem Burgverlies in einem grün eingefärbten Fantasyland losgeht und b) den nach einem Sturz durch die Pappmauern des Schlosses in einen tiefen See gefallenen und im heutigen Vietnam aufgewachten Mann als stotternden Zausel mit der hässlichsten Jacke der Welt durch die Straßen stolpern sieht.

Wenn man diese Erscheinung in der ersten Viertelstunde verdaut und geschafft hat, kann einen eigentlich nichts mehr so richtig irritieren; die nun folgende, für die Online-Videoplattform iQiyi (= so was wie YouTube), einen Ableger von Baidu (= so was wie Google) produzierte Geschichte hat ab da an gänzlich Narrenfreiheit und macht aufgrund jeglicher fehlender Barrieren im Grunde auch alles, was es will. Angesichts dessen ist das Ergebnis in seinem Unterhaltungswert auch durchaus ordentlich angelegt, eher für die Fraktion, die auch schon Incoming (2018) zumindest etwas abgewinnen konnten und sich auch noch positiver an die erste Kollaboration von Adkins und On, den gleichfalls spinnerten Black Mask 2 (2000) erinnern.

Im Vergleich dazu und den sicherlich bescheidenen Mitteln ist der Einsatz der Tricktechnik hier übrigens gar nicht so schlecht, zumal das Meiste auch noch 'bodenständig' gewerkelt wird und die gut verteilten Actionszenen gerade im Aufbau der Geschichte (eine Konfrontation mit der mit Schlagstock und Elektroteaser bewaffneten Polizei in der Seitengasse, ein Hotelshootout mit auch fleißig Einsatz der eigenen Körperbeherrschung und Kampfkraft sowie ein Duell in einer abgelegenen Fabrikhalle) sind von schlechten Eltern nicht. Adkins kann kämpfen und zeigt es hier auch, und On als Screen Fighter sieht zumindest für die Kamera gut dabei aus. Den Rest der optischen Täuschung, Verformung und Verwirrung wird seitens der Regie ganz einfach altmodisch mit Spielereien an der Kamera und ein wenig Unterstützung durch Schleierentfernen oder -hinzufügen und leichten Farb- und Rausfiltern erzeugt; wobei das gewählte Szenario im seltener genutzten Vietnam noch zusätzlich seinen eigenen kleinen Effekt der Entfremdung hat.

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