kurz angerissen*
Was hat es eigentlich mit dieser „Ma“ auf sich? Der Trailer hält sich sehr bedeckt, was die Motivation der von Octavia Spencer gespielten Titelfigur angeht und macht nur Andeutungen, was das Stimmungsbild angeht. Eine Prise Horror hier, etwas Milieu-Drama da und reichlich Thrill als finale Würze. Bezüglich des Inhalts betreibt Blumhouse mal wieder Geheimniskrämerei; eine Strategie, die bei „Get Out“ schließlich auch voll aufgegangen ist.
Tate Taylor, der unter anderem bei „The Help“, „Get on Up“ und „The Girl on the Train“ Regie führte, ist mindestens ebenso sehr an der sozialen Twilight Zone zwischen weißer und schwarzer Bevölkerung interessiert wie sein Kollege Jordan Peele, allerdings weniger stilsicher, wenn es darum geht, den Sozialkommentar in einer saftigen Genre-Mischung zu bündeln.
Wenn sich das Jugend- bzw. Generationen-Portrait jederzeit in ein Drama über emotionalen Missbrauch oder aber in einen Horrorfilm verwandeln kann, unterstützt das zwar die Unberechenbarkeit, mit der die Charakterisierung Mas vonstatten geht, zugleich zeigen sich jedoch dadurch handwerkliche Unsicherheiten und die Stärken eines jeden Genres werden durch das jeweils andere egalisiert. Wie man so schön sagt: Zu sanft für Horror, ein zu ernstes Thema für eine pubertierende Komödie, zu albern wiederum für ein Drama.
„Ma“ lebt dabei eindeutig von seiner starken Hauptdarstellerin, die in diesem Balanceakt jederzeit die Souveränität bewahrt – was nicht ganz selbstverständlich ist, ist doch bereits so mancher Darsteller bei einer derart unsteten Führung völlig entgleist. Eine Anlage, wie sie bereits in Sitcoms zur Schau gestellt wurde (man vergleiche etwa ihre Rolle mit dem Doug Heffernan aus der King-of-Queens-Episode „Hi, School“), nutzt sie für ein psychologisches Profil, das jederzeit nachvollziehbar ist und auch emotional berührt, sofern man gewillt ist, sich darauf einzulassen. Darauf aufbauend gelingt es dem Film immerhin, die schwierige Verbindung nicht nur zwischen Schwarz und Weiß, sondern auch zwischen Reich und Arm sowie vor allem Jung und Alt zu illustrieren.
Die finale Eskalation jedoch, nach Blumhouse-Regeln eine unvermeidliche Konsequenz des mysteriösen Trailers, erinnert wieder daran, dass der Stoff in einem nüchternen Sozialdrama im Stil der 90er Jahre vielleicht besser aufgehoben gewesen wäre – oder aber eben in den Händen eines Jordan Peele.