Review

Gibt es auch in der Variante „Mama sieht und hört alles“: Wenn die Nachtwanderung oder Party einige Tage dauerte, ältere Fahrzeuge zwangsläufig mal stottern oder die Haustür aufgrund zuviel Alkoholika wohl doch nicht nach außen aufgeht.
Produzent Jason Blum suchte sich mit Regisseur Tate Taylor und Hauptdarstellerin Octavia Spencer ein Winning Team („The Help“) und setzt ausnahmsweise mal nicht auf Übersinnliches.

Als die sechszehnjährige Maggie (Diana Silvers) mit ihrer Mutter (Juliette Lewis) von San Diego in ein überaus ländliches Kaff nach Ohio zieht, ist sie froh, rasch Freunde zu finden. Man schickt sie allerdings direkt los, um Erwachsene zum Kauf von Alkohol zu animieren, was die freundliche Tierärztin Sue Ann (Oktavia Spencer) für sie übernimmt. Kurz darauf stellt sie den Jugendlichen sogar ihren Partykeller zur Verfügung…

Blumhouse muss mit dem Klassiker des frischen Umzugs einsteigen, sonst funktioniert Genreware nicht. Dass die titelgebende Ma, also Sue Ann nicht nur wohltätige Absichten zu verfolgen scheint, ist natürlich selbstredend. Es geht halt in Richtung „Misery“ und Carrie 2.5.
Trotz Highschool Metier fallen die Charakterzeichnungen nicht gänzlich oberflächlich aus und wer wie Maggie einer Rollifahrerin hilft und ab und an beobachtet anstatt wie ein Loch zu saufen, hat berechtigte Überlebenschancen.

Da sich Regisseur Taylor voll und ganz auf Spencer verlassen kann, steht die ausdrucksstarke Mimin natürlich voll im Fokus und weil es vom Alter her passt, wird der Partykeller mit Songs wie „Funkytown“ oder „Safety Dance“ auch mal zur nostalgischen Musikbühne Richtung 80er, soviel Zeit muss sein. Weniger Zeit, oder besser gar keine hätte man diversen Rückblenden einräumen sollen, denn bereits beim ersten Flashback werden Großteile der Beweggründe enttarnt. Aufgrund des überzeugendes Spiels merkt man früh genug, wie der Hase läuft, auch ohne Diazepam.

Immerhin wird zwischenzeitlich gekonnt mit einigen Klischees und Vorurteilen gespielt, denn Juliette Lewis` Figur hätte fast Karriere in Hollywood gemacht und muss nun als schlichtes Casinopersonal die Kohle heranschaffen. Die füllige Spencer geht zwar selten auf ihre dunkle Hautfarbe ein („Hier ist nur Platz für einen von uns“), weiß ihre Rolle jedoch mit einigem Augenzwinkern auszuschmücken und ist überdies mit viel Energie bei der Sache, um sekundenschnell einen authentischen Gefühlszustand abzurufen, was dem Showdown durchaus zugute kommt.

Jener beinhaltet schon hinsichtlich der FSK16 keine Schlachtplatte, doch ein paar Spitzen sind noch auszumachen, während sich zwischenzeitlich einige Logikschwächen einschleichen.
In Ohio kann man beispielsweise auf offener Straße Leute überfahren, - die Leichen werden wahrscheinlich Richtung Graben verfrachtet, damit die Stoßdämpfer alter Trucks nicht leiden.
Das entsprechende Viertel ist eh so klein, dass man Schulfreunde und deren Nachkommen zwar per Mausklick über Social Media erkennen kann, aber eigentlich dürfte es hier gar kein Internet geben.

Einige Widersprüche sind zwar nicht unerheblich, reiner Nervenkitzel hält sich in Grenzen, doch die durchweg starken Mimen um Luke Evans, Allison Janney und Tanyell Waivers sorgen für eine gewisse Unberechenbarkeit innerhalb eines insgesamt leider recht vorhersehbaren Plots.
Knapp
6 von 10

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