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Schon länger angekündigte Actionkomödie als nach Chasing the Dragon (2017) und Big Brother (2018) weitere Zusammenarbeit von Produzent Wong Jing mit Hauptdarsteller Donnie Yen, anders als dem Titel nach vermutbar ausdrücklich nicht als Remake des gleichnamigen Klassikers von Sammo Hung, sondern als eigenständiges Werk; inspiriert im Übrigen von einer Werbekampagne, in der Yen 2015 (für SinoMax Viscoschaummatratzen) im Fat Suit tätig war und erstaunliche Körperbeherrschung und Sinn für Humor an den Tag legt. Von der Ankündigung und den Dreharbeiten Ende 2017 bis zu verschobenen Veröffentlichungsdaten von August 2018 auf (ursprünglich) das Chinesische Neujahrsfest 2020 ist derart viel Zeit vergangen, dass aus der Volksrepublik China selber die ganz ähnlich angelegte Konkurrenz Fat Buddies (2019) bereits ein halbes Jahr zuvor erschienen und mit etwa 38 Mio. USD auch durchaus erfolgreich gelaufen ist.

Ein direkter Vergleich zwischen den beiden Produktionen ist aufgrund derzeitiger Umstände durch die Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 nicht möglich, da der Film zwar in Hongkong selber im Kino gelaufen ist, in China allerdings wie alle anderen und höchstwahrscheinlich auch kommerziell einträglicheren Titel (des chinesischen Neujahrsempfang) vom Starttag 14. Februar weg auf unbestimmte Zeit verschoben wurde. Und dort (entgegen dem Willen von Co-Produzent Yen) den Um- bzw. den Ausweg auf die Streamingdienste bzw. speziell dem von Tencent Video und iQiyi und deren fast 90 Millionen Abonnenten genommen hat; Ausleihpreis 6 Yuan für die Stammkunden und 12 Yuan für den Rest:

HK Cop Fallon Zhu Fu-long [ Donnie Yen ] wird nach einem verpatzten Einsatz in die Asservatenkammer abgeschoben und zusätzlich von seiner Freundin Chloe [ Niki Chow ] vor die Tür gesetzt, da diese sich vernachlässigt fühlt. Zhu, der aufgrund der Umstände im Leben enorm an körperlicher Masse zugenommen hat, sieht eine zweite Chance, als er von seinem früheren Partner und nunmehrigen Vorgesetzten Shing [ Louis Cheung ] dazu beauftragt wird, den Japaner Yuji [ Hiro Hayama ] nach Tokio zu überstellen, wo ihm dieser trotz der zusätzlichen Bewachung durch Inspector Endo [ Naoto Takenaka ] vom Tokyo Metropolitan Police Department prompt abhaut. Da die Polizei vor Ort nicht viel unternimmt und Yuji selber schnell von den Yakuza unter Führung von Shimakura [ Joey Iwanaga ] gekascht wird, macht sich Zhu mithilfe des früheren Polizisten Thor [ Wong Jing ] selbst auf die Fährte, ein wenig unterstützt und ein wenig auch behindert durch die Übersetzerin Maggie [ Jessica Jann ] und Thors streitbare Angetraute Charisma [ Teresa Mo ], die vielmehr auch die Gangster anzieht.

Nach einer Minute von Logos der unterschiedlich produzierenden Firmen, alles für sich einzeln namhafte Studios (Bona Film Group, Mega-Vision Pictures, Shanghai New Culture Media Group Co., TVB, Sun Entertainment Film Group usw.) und zusammen erst recht, bekommt man seine Rückkehr zu den Actionkomödien der Achtziger und frühen Neunziger, damals aus dem Ärmel geschüttelt und in Massen und oftmals trotzdem Klasse gefertigt. In den Bildern verstärkt bunt, knallig in den Farben gar, im Schnitt flott und in der Bewegung wie schwerelos luftig wird schon in der ersten Viertelstunde mit viel Cameoauftritten (von Bob Lam, Wong Cho-lam, Jim Chim, Anthony Chan, Lawrence Chou usw.) geprotzt und mit einem Setup, dass prompt mit einem Banküberfall inmitten der Stadt losgeht und danach noch an Tempo gewinnt. Eine comigale Hochgeschwindigkeitsverfolgung mit Kleintransporter schließt sich an, mitsamt einem wilden Massenkampf darin, wobei das Ansinnen deutlich auf Slapstick im Verbund mit humoristisch aufgelockerter Gewalt und deswegen auch durchaus dem Zeigen von einigen Destruktiven (zwei Polizeimotorräder werden unsanft vom tonnenschweren Gefährt zur Seite gedrängt und zu Fall gebracht, und die Schergen purzeln auch auf die Straße wie nichts), ohne die Resultate dessen oder gar Fatalitäten zu beobachten und immer mit vitalem Klamauk auf- oder abgelöst und seitens der Regisseure mit dem Grinsen im Gesicht.

Eine explodierende Bankhalle, sich wild überschlagende Autos und ein Crash in die Glasfassade des Polizeireviers später steht auch schon die Degradierung des Polizisten an, was mitsamt einer Trennung von der Verlobten, der Versetzung in die Asservatenkammer und sechs Monate lang Frustchips zu einer rapiden Gewichtszunahme aufgrund von steter Einsamkeit und Langeweile führt. Vorbei ist es mit den Zeiten, wo man eigenhändig (im Flash Point Zitat) mit Gangsterbossen aufgeräumt hat und sich (mitsamt einer SPL Parodie) in Hinterhöfen duelliert.

Der Witz an der Sache, an der bald auch mit dem Ausrutschen auf Bananenschalen, Toilettengags und nackten fliehenden Männern angereicherten Angelegenheit ist, dass die ganze folgende Handlung bei einer grimmigen statt schelmischen bis albernen Herangehensweise im Grunde ein willkommenes Update von Black Rain (1989), mit im HK-Film auch selten bis gar nicht genutzten Schauplatz Japan als angenehm geografische Abwechslung und einigen prominenten einheimischen Schauspielern als direkten Gegenüber wäre. Eine vertane Chance hier, wird zwar durchaus auf Konfrontationskurs gegangen und bspw. mit den Themen von Korruption in der Polizei, lokalen Schuldeneintreibern und eben den mit Drogen im großen Stil handelnden Yakuza gespielt, aber steht stets das Amüsement und die Freude an der Unterhaltung im Vordergrund; ein Ausfallschritt ganz zu den Wurzeln von Yens Karriere übrigens, der in Drunken Tai Chi (1984) schon Talent und Verständnis für körperlich agilen bis agitierten Wahnwitz besaß und in Mismatched Couples (1985) noch viel mehr.

Der Nachteil der Herangehensweise bzw. der Wahl des Genres ist: dadurch, dass die Geschichte ein anderes Ziel als Spannung und Tension hat, wird die Zeit auch mit anderen Dingen, mit Subplots und Nichtigkeit gefüllt, darunter beide angesprochene Beziehungen, die beide sichtlich nicht funktionieren und zuweilen auch sichtlich nicht interessieren. Zudem ist das schnelle Ablösen von Louis Cheung als Partner durch Wong Jing ein ganz großer Fehler und der Part von Yens Love Interest ist gut gespielt, aber schlecht geschrieben und aufgrund des überhand nehmenden Egoismus der Figur auch höchst unsympathisch bis negativ im Effekt. Als allerletztes sind die Actionszenen gerade mittig in einem Fischmarkt samt ausgedehnter Prügelei sowie die Vorstufe zum eigentlich Finale auf dem Tokyo Tower zwar gut, teils trotz der 'Körperfülle' vom Kleinen Dicken mit dem Superschlag erstaunlich behände sogar und im flotten (früheren) Jackie-Chan-Stil, also auch viel mit Gerätschaften, die benutzt und zweckentfremdet werden, lassen das Gros der derberen Stunts aber ungenutzt verpuffen; da wird sich leider selbst um die Wirkung gebracht und etwas der Nachhall verschenkt.

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