Review

Erfolgsformeln a la "Vier Hochzeiten..." müssen natürlich ausgiebig wiederholt werden, denn der Traum vieler ist ja vor allem "der schönste Tag im Leben", da kann im Kino schon mal vorgefeiert werden. Dazu noch als Komödie und mit Julia Roberts in der Hauptrolle, dann ist die Mischung komplett.

Tatsächlich ist aus "My Best Friends Wedding" ein unterhaltsamer, grundsolider Film geworden, doch der gewisse Kultfaktor des Vorgängers geht P.J.Hogans Nachfolger zu seiner eigenen Erfolgshochzeitsdramödie "Muriels Hochzeit" leider ab. Das liegt aber nicht an seiner Arbeit, sondern an individuellen Fehlern.

So ist zum einen die Prämisse zwar anscheinend aufregend, doch die gute amerikanische Filmtradition läßt es bei Popcornfilmen nur sehr selten zu, daß das sich das liebende Paar am Ende nicht kriegt.
Da ist es schon ungewöhnlich, Julia Roberts als die "Böse" zu sehen, die aus rein egoistischen Gründen (Torschlußpanik, verpaßte Chancen) das Gefühl hat, ihren Freund selbst heiraten zu müssen. Immerhin ein gelungener Drahtseilakt, Roberts nicht als die Ehezerstörerin wirken zu lassen, die sie nunmal spielt. Daß wir trotzdem mit ihr fiebern und ihr das eigene Glück auch einmal gönnen, ist wiederum den Nebendarstellern zu verdanken oder auch gleich wieder anzulasten, je nachdem.

Ihre Konkurrentin ist hier Cameron Diaz, ein Strahlematz par excellence, der nun wirklich kein Wässerchen trüben kann, kein Naivling, aber so gut und rein, daß sie auch wirklich alles mitmacht. Für jemanden wie Roberts, die hier deutlich "typisch" männliche Züge zeigt, auch wenn weiblich umgesetzt, der wahre Horror und auch für den realitätsnahen Zuschauer ein wenig beißend, wenn Diaz als Idealvorstellung des denkenden Menschen/Mannes daherkommt und so gar keine Fehler hat.

Der entscheidende Haken in der Besetzung ist jedoch Dermot Mulroney. Interessanterweise erschließt sich im ganzen Film nicht dem Zuschauer, was Roberts an dem nun so anziehend findet. Zwar sieht er nicht allzu übel aus, aber geistig wirkt er immer etwas schleppend und würde zu Roberts keinesfalls passen. Spröde und leicht begriffsstutzig kommen als Attribute auch in Frage. Diaz paßt da natürlich besser und die Jagd auf den Wunschehemann entpuppt sich als Geduldsprobe, denn wenn wir schon mit Roberts leiden sollen, dann richtig um einen Mann, bei dem es sich lohnt. (Das wurde übrigens von mir mit mehreren Frauen überprüft - Mulroney kam bei niemandem an...)

Was kann man also sonst noch sagen? Daß Rupert Everett als Roberts schwuler Chef den ganzen Film rettet, wenn er denn die Szenerie betritt, was allerdings nur selten der Fall ist.
Daß Roberts in absoluter Hochform ist und am besten, wenn sie Pläne und Verschwörungen schmiedend durch die Hotelgänge rotiert. Eher bemüht dann schon die fiesen Pläne rund um eine scheußliche Karaokeeinlage und eine gefälschte E-Mail.

Besonders fehlend sind ein paar einprägsame Nebenfiguren, die "Vier Hochzeiten..." so angenehm machten, Lichtblicke in dieser Konfektionsware. Denn die hier vorliegende Hochzeit ist mal wieder klinisch steril reiches Amerika: sie aus reicher Familie, er aus dem wohlhabenden Bereich, tolle Kostüme, tolle Anzüge, Heiratsablauf nach schneeweißen Klischees. Manchmal braucht man halt diesen gesunden Unrealismus und das ist auch berechtigt, doch beschleicht einen hier das Gefühl, nicht den letzten möglichen Rest Witz aus dem Film gequetscht zu haben.

Das soll einen Liebhaber dieses Streifens nicht abhalten, denn man kann den Film genießen, ohne Vorbehalte zu haben. Im direkten Vergleich zum Vorgänger jedoch, schneidet für mich dieser Film ein bis zwei Stufen schlechter ab und zwar in allen Bereichen. Halt doch schmalziger als die englischen Produkte, aber nicht unverdaulich. (5,5/10)

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