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Johnny English, ein sich gnadenlos selbstüberschätzender, dabei aber in Wirklichkeit selten dämlicher britischer Geheimagent, der als einziger einen Anschlag auf seine Kollegen überlebt hat, wird damit beauftragt, den bei einer Feier gestohlenen königlichen Schmuck wiederzufinden und den Täter ausfindig zu machen. Bei seinen Recherchen hinterläßt er Spuren des Chaos, aber zumindest erkennt er, wer hinter dem Diebstahl steckt: der größenwahnsinnige Franzose Pascal Sauvage, der nach der Abdankung der englischen Königin deren Nachfolger zu werden beabsichtigt. Nun liegt es an English, dies zu verhindern. Unerwartete Hilfe findet er bei der attraktiven Lorna Campbell...
Zugegeben - die Handlung klingt relativ flach, und so wie sie sich anhört, ist sie dann auch, was freilich nichts daran ändert, daß „Johnny English“ eine saukomische, höchst unterhaltsame Agentenparodie ist, die sich von einem Gag zum nächsten flüchtet. Dabei stört es nicht weiter, daß viele dieser Späßchen dem aufmerksamen Zuschauer bekannt vorkommen dürften. Sie sind zwar ausgelutscht und z.T. arg vorhersehbar, doch das trübt den positiven Gesamteindruck keinesfalls. So ist sogar die peinliche Bloßstellung des Erzbischofs von Canterbury immer noch ein großer Genuß, obwohl sie stark an eine Sequenz in „Die nackte Kanone 2 1/2“ erinnert (Dr. Meinheimer und sein Muttermal in Form einer dicken Frau auf der rechten Pobacke).
Neben herrlicher Situationskomik (vor allem die Bestattungsszene!) weiß vor allem Rowan Atkinson in der exakt auf ihn zugeschnittenen Titelrolle zu gefallen. Schon in „Mr. Bean“ stellte er Folge für Folge seine mannigfaltigen mimischen Fähigkeiten unter Beweis, und genau dies tut er auch in diesem Film. Seine unzählige Palette an Gesichtsausdrücken - sei es Selbstzufriedenheit, wenn er vor wenigen Sekunden mit einer Rakete eine Radarfalle abgeschossen hat, in die er getappt ist, oder sei es große Überraschung, wenn er erkennt, daß er versehentlich im Krankenhaus anstatt in Sauvages Apartment gelandet ist - lädt fortwährend zu herzhaftem Lachen ein und verhilft auch bei einem noch so abgedroschenen Witz immerhin noch zu einem amüsierten Schmunzeln. Seine Präsenz vermag auch eine schauspielerische Größe wie John Malkovich (als Sauvage) in den Schatten zu stellen, obwohl sich dieser in gewohnter Hochform befindet. In ihrem Filmdebüt überrascht das hinreißende Popsternchen Natalie Imbruglia (als Lorna), das nicht nur optisch zu überzeugen weiß.
Stolz sein kann Regisseur Peter Howitt auch auf die ebenso spektakuläre wie ungewöhnliche Actionsequenz, in der English und sein junger Kollege Buff (der paradoxerweise fähiger ist als English) mit einem Abschleppwagen ein schwarzes Auto verfolgen. In Sachen Tempo steht sie den populären Bond-Streifen in nichts nach.
Dieser rasante Mix aus Agentenparodie und Actionkomödie weiß durchgehend zu unterhalten, und fast jeder Gag trifft ins Schwarze. Außen vor lassen sollte man dabei auf gar keinen Fall die gelungenen Späße über die abwertende Einstellung der Briten zu den Franzosen. Aus diesem Grund fallen auch die Logikfehler nicht großartig ins Gewicht. Die Frage, zu welchem Zweck Sauvage überhaupt eine DVD mit seinen maßlosen Zukunftsvorstellungen als zukünftiger König angefertigt hat, bleibt genauso ungeklärt wie die Frage, warum die sich als Agentin herausstellende Lorna English überhaupt bei der Rettung des englischen Königreichs dabeihaben möchte, wobei sie doch genau weiß, daß er die störende Angewohnheit hat, alles zu vermasseln. Die unzureichenden Antworten auf diese Fragen sind aber eher nebensächlich. Jemand, der sich auf „Johnny English“ einläßt, sollte sich durch diese Tatsachen überhaupt nicht stören lassen, denn jeder weiß, daß es den Machern um atemlosen Humor ging und nicht um eine komplexe Story. Diesen Zweck hat der Film ausreichend erfüllt.
Zum Schluß sei noch ein lobendes Wort über den Titelsong verloren, der mir ausgesprochen gut gefallen hat.

Fazit: Regisseur Howitt hat sicherlich das Komödiengenre nicht neu erfunden, aber „Johnny English“ ist dennoch anspruchslos-irrwitziges Unterhaltungskino mit zahlreicher Situationskomik, das ein 85-minütiges Gagfeuerwerk bereithält. Fans von Rowan „Mr. Bean“ Atkinson, der eine tolle One-Man-Show abliefert, werden auf ihre Kosten kommen, seine Feinde sollten diesen Film eher meiden. Ein großer Spaß, der gute Laune verbreitet! 6/10.

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