Rape & Revenge ist in dieser Fortsetzung des 1978er Films »Ich spuck auf dein Grab« (aka »Day of the Woman« aka »Blood Angel« aka »I Spit on Your Grave«) eigentlich nur Nebensache und gleichzeitig - abgesehen von Camille Keaton - der einzige Bezug zu Meir Zarchis Erstlingswerk. Während das Original in seinem erdrückenden Realismus durchaus feministische Züge und Interpretationsmöglichkeiten aufweist, ist »Deja Vu« als "richtige Fortsetzung, die Fans des Originals verdienen" vielleicht eher als eine verächtliche und spöttische Antwort auf die Entwicklung eines Genres, dessen Fanbase immer brutaler, härter, menschenverachtender bedient werden soll/will. Anders sind mir die endlosen wie inhaltsleeren Dialoge oder sinnlos lange Kameraeinstellungen nicht zu erklären.
Der Film wirkt insgesamt wie eine sehr sehr langgezogene (148 Min.) Verspottung von US-amerikanischen Hinterwäldler:innen (Hillbillies, Rednecks, White Trash), die im völligen Overacting und auf albernste sowie klischeehafteste Weise den Großteil der Screentime einnehmen. Hinzu kommt eine eher schwurbelig vermittelte Kritik an der scheinheiligen Religiosität der Landbevölkerung (Religionskritik wäre wohl zu viel des Lobes), die ihren eigenen Hass und ihre eigene Gewalt gerne mit Kirchgängen und Bibelzitaten als das Gute und Gottgewollte versuchen zurechtrücken. Dies ist wohl das einzig realistische und glaubhafte dieses Films, denn das Klischee der homophoben und rassistischen evangelikalen "Amis" ist ja sehr bekannt und für Teile der US-Bevölkerung leider auch zutreffend (ohne zu vergessen, dass es solche religiösen Fanatiker:innen genauso in Deutschland und anderswo gibt).
Die eine Vergewaltigungsszene, die - abgesehen von den Rückblenden in den 78er Film zu Beginn von »Deja Vu« - im Film stattfindet, nutzt wie im Original die Stilistik der Vertierung des Täters. Trotzdem wirkt es hier, und ebenso in den Revenge-Szenen zum Ende hin, eher wie Overacting und aufgrund der immanenten Unglaubwürdigkeit des Films und der Charaktere wird keine realistische Bedrohlichkeit erzeugt – was keine Kritik sein soll, sondern lediglich meine Wahrnehmung wiedergibt.
Was bleibt ist ein ziemlicher Humbug von Film, der wohl am meisten von den Erwartungen zehrt und natürlich finanziell profitiert, diese jedoch - ob absichtlich oder nicht - mit aller Macht enttäuscht oder gar verhöhnt. Entweder ist es einfach nur ein grottiger Film geworden oder Meir Zarchi hat ein Meisterwerk an Humor geschaffen, der sich gegen das Publikum richtet. #AndyKaufman
Entscheidet selbst ;-)
PS: Ich empfehle übrigens sowohl für »Ich spuck auf dein Grab« als auch für »I Spit on Your Grave: Deja Vu« die englische Originalfassung, da die deutsche Synchro in beiden Fällen nicht zu ertragen ist. Im Fall von »Deja Vu« macht es das aber auch nicht viel erträglicher ;-)