Review
von Leimbacher-Mario
Eher modernd statt lodernd
„Hellboy: Call of Darkness“ hatte es nicht leicht. Die Kritiken waren niederschmetternd zum größeren Teil, die Fans trauerten Del Toro und Pearlman nach, das Budget war nicht mehr zu vergleichen mit den beiden „Vorgängern im Geiste“. Da fällt es natürlich schwer, komplett objektiv zu bleiben und den Film nicht etwas gegen Windmühlen schwimmen zu lassen. Das drückte sich bei mir aber eher darin aus, dass ich das „Hellboy“-Reboot im Kino aussparte und auch daheim nicht direkt zupackte. Aber irgendwann musste diese Neuauflage dann doch auf den Bildschirm - zu sehr mag ich im Grunde die arschtretende (Antihelden-)Figur, zu groß war die Neugier, ob das wirklich ein solcher Reinfall sein kann. Denn immerhin ist auch David Harbour ein Sympathieträger und Neil Marshall kann das Filmemachen seit modernen Klassikern wie „The Descent“ oder „Dog Soldiers“ ja nicht ganz verlernt haben. Selbst wenn die auch schon lange Zeit her sind... Grobe (kaum wichtige) Handlung: eine uralte Bluthexe wird von dunklen Mächten reanimiert, zusammengesetzt, auf die Menschheit losgelassen - und nun kann nur der große rote Koloss aus der Hölle sie und den ewigen Untergang stoppen...
An seinen beiden indirekten Vorgängern muss man „Call of Darkness“ gar nicht erst messen. Marshall ist kein Del Toro, die Budgets waren ungleich höher, hier ist nun alles wesentlich künstlicher, weniger liebevoll und noch weniger handgemacht. Aber das heißt ja noch nicht automatisch, dass der neue „Hellboy“ von allen Seiten verbrannt werden muss, oder?! Nein, zumindest nicht total. Aber für jeden coolen Harbour-Moment, für jede Baba Yaga-Szene und jeden splattrigen Kampf mit den Riesen gibt es leider einfach drei Momente, die einen kopfschütteln, abwinken, vermissen lassen. Und daran kann ich leider gar nichts machen, egal wie viele Chancen ich serviere, was für ein leeres Blatt ich bereithalte. Und diese Ärgernisse reichen von einer enorm mageren Figurenzeichnung über zu viele (zum Teil auch dürftige) Computerwesen bis hin zu seiner Hyperaktivität und oft unangenehmen Lautstärke. Subtil waren auch „Doomsday“ und „Centurion“ schon nicht mehr - aber mit „Hellboy“ hat Marshall scheinbar komplett den letzten Hauch von Herz und Fingerspitzengefühl verloren. Und das scheint Fakt, darauf lenken ein extrem rockiger Soundtrack und ein unfassbarer Blutzoll (FSK 16 - WTF?!) sogar fast noch mehr Augenmerk. Da muss/kann er nächste Woche auf dem Fantasy Filmfest mit seinem neuen „The Reckoning“ einiges wieder gut machen... Weitere Miesmacher: Jovovich als blasses Bad Girl, Retortensidekicks, sprunghafte Geschichte, viele Punkte fühlen sich (schlechter!) recycelt an.
Fazit: oberflächlich, laut, seelen- und ideenlos - selbst wenn man einem großen „Hellboy 3“ von Del Toro nicht nachtrauert, ist dieser lauwarme, schludrige Aufguss recht enttäuschend, unnötig und überflüssig. „Hellboy: Call of Darkness“ kann mit comichafter Fantasy-Splatteraction punkten, am netten David Harbour liegt’s auch nicht - und dennoch brenne ich nicht für das Teil und streng genommen gehört es zurück in die Produktionshölle geschickt!