Ordentlich, wenn auch nicht spektakulär in den südkoreanischen Kinos gelaufener Horror-Mysterythriller, welcher in der Machart und der Verbindung der Genres genau dem Fahrwasser des Spielfilmdebüts von Jang Jae-hyun, dem 2015 mit etwa doppelt soviel Zuschauern gesegneten und auch von den Kritikern gelobten The Priests folgt; Jang hat in der Zwischenzeit noch das Drehbuch für House of the Disappeared (2017) verfasst, der auch diese Richtung des Spiels mit der Konfrontation der Realität mit dem Glauben und der Auseinandersetzung des Bewusstseins mit dem Unerklärlichen geht. War gerade The Priests als Bearbeitung eines eigenen Kurzfilmes noch mitten in der Großstadt, direkt in der Zivilisation und so konkret in der urbanen Gesellschaft angelegt, geht Svaha von vornherein in die Aussätzigkeit bzw. abseits der Gefilde, holt den Menschen aus den sicheren vier Wänden heraus und versetzt ihn in die Provinzialität. Eine Reise in das Ungewisse, abseits des Mainstream, mit eher ruhiger Erzählweise und viel buddhistischen Kauderwelsch:
Pastor Park Ung-jae [ Lee Jung-jae ] vom selbstgegründeten und neben seiner Assistentin Deaconess Sim [ Hwang Jung-min ] auch einzig besetzten Far Eastern Religion Research Institute verdient sein Geld damit, nach suspekten Religionsverbänden zu suchen, wozu er sich auch seines Undercovers Go Yo-sep [ Lee David ] bedient. Dabei stoßen sie auf die anfangs unscheinbare, dann allerdings zunehmend mysteriöse 'Deer Hill' Organisation, die bald auch wegen des flüchtigen Verdächtigen Kim Cheol-jin [ Ji Seung-hyun ] in einem Mordfall vom ermittelnden Chief Hwang [ Jung Jin-young ] aufgesucht wird. Die zunehmend in die Vergangenheit reichende Spur führt die beiden Männer mit Unterstützung eines ihrer Auftraggeber, des Mönches Hae-an [ Jin Seon-kyu ], und der zusätzlichen Informationen von Parks uniformierter Schwester Park Eun-hye [ Lee Hang-na ] nach Yeongwol County, Provinz Gangwon in den Nordosten des Landes, wo das junge Mädchen Lee Geum-hwa [ Lee Jae-in ] und ihr seit der Geburt anwesenden 'Begleiter' lebt. Ein Abgesandter von 'Deer Hill', Jeong Na-han [ Park Jung-min ] ist ihnen bereits einige Schritte voraus.
"The day I was born, goats wailed like crazy. And that day, a demon was born with me."
Ein Leben, das keines ist. Eine Geburtsszene, die verstört, da Unerklärliches passiert und dies auch weiter und die nächsten Jahre existiert. Eine Familie, wo die Eltern nicht mehr sind, und wo kein Tag seitdem die Normalität mehr einkehrte, wo man nur noch für sich eingesperrt ist und selbst die Flucht in den Alkohol nicht mehr hilft. Krähen, die beständig kreisen, eine Angst, die 14 Jahre anhält, und eine Gegend, die schon mehrfach gewechselt wurde, aber ein Platz vom Regen in die Traufe und ein Ort der Gänsehaut im Nacken und des Schauderns am ganzen Körper schon am helllichten Tage, geschweige denn in der Nacht, schon bei Sonnenschein und geschweige denn ohne die wabernden Nebel und die kreuchenden Schlangen ist.
"Evil is nothing special."
Eine Phase der Vorbereitung gönnt Jang seinen Zuschauern dabei nicht, wird schon eingangs geblutet, gestorben, gebissen und die Augen im Todeskampf verdreht. Ein Unwohlsein von der ersten Sekunde an, der Anblick eines bereits lang anhaltenden Zustandes, den man nicht haben will und den man zum Glück so auch nicht kennt. Aufklären und retten soll uns ein Pastor mit schlechtem Ruf, ein Spendenheini, der andere Religionen gegen sich aufgebracht hat und selbst von Nonnen gejagt und mit Eiern beworfen wird, dargestellt von Lee Jung-jae, der zum Glück für uns als grundsolider Darsteller mit eher etwas Langeweile im Portfolio, als ruhiger, konservativer Schauspieler mit normalem Aussehen und einer ebensolchen eher bodenständigen Karriere gilt. Der perfekte Durchschnittsmensch, niemand exaltiertes und niemand Aufsehen erregendes. Jemand wie du und ich. Obwohl, der Mann hier ist eher ein Scharlatan, einer mit Fehlern, auf der Suche nach Spekulativen und Spektakulären, und das soll er auch bald bekommen und das soll er auch bald kriegen.
"(...)why is it that all creatures have such sad eyes when they die?"
Ein wenig zur Auflockerung des Ganzen – welches auch gar nicht in die Richtung geht, die man eingangs nach einigen Ekelszenen erwartet, sondern das einfach als Stimmungsmache und Verstörung nutzt – helfen auch polizeiliche Interventionen, Mordermittlungen, das Aufspüren von Verdächtigen, Einbruchsaktionen von Pastor und Undercover hier, ein wenig trockene Recherche, die zu versteckten Türen und geheimen Räumen führt, ein tödlicher Sektenkult mit ehemals vier Abgesandten als Mordbuben, und die Schwester des Pastors, die ein 'hohes Tier' in der Seoul Namdaemun Police Station ist. Angesprochen werden der Missbrauch von Glauben, das Einflüstern von Gedanken, psychische Erkrankungen, eine frühe falsche Sozialisation und der Umgang mit der Religion, ihre Interpretation und der gesetzlich bereitgestellten Freiheit, wobei das allesamt eher nebenbei und indirekt behandelt wird und nicht offiziell als zentrales Diskussionsthema im Raume steht. Der Weg in die Spiritualität und Transzendenz ist hierbei allerdings von allen Seiten, sogar denen der Guten in der Geschichte eher mit abschätzigen Blick belegt – die auftraggebenden Mönche leben abgeschieden auf einem Berg, dort allerdings mit allem Fortschritt und Luxus ausgestattet und den großen Schlitten vor der Einfahrt, während der Pastor auch für eine Klatschpostille arbeiten könnte – und selbst das eingangs bevorstehende und dann auch dargebrachte Weihnachtsfest entpuppt sich hier nicht der feierliche Anlass, welches es für die meisten Menschen ist.