Der ehemalige Videoclipregisseur Antoine Fuqua muss sich langsam aber sicher Sorgen machen, dass seine noch junge Karriere ein jähes Ende findet, denn nach so vielen finanziellen Debakeln an den Kinokasse muss man ihn zum Flopregisseur abstempeln. Ohne Frage war sein Debüt „The Replacement Killers“ kurzweiliges Actionkino und „Tears of the Sun“ ein überraschend drastischer Kriegsactioner, aber sie floppten, genau wie letztjährlich „King Arthur“, an den Kinokassen und waren nicht das, was das Publikum sehen wollte. Die rühmliche Ausnahme „Training Day“ konnte vorwiegend auf den dafür auch Oscar-prämierten Denzel Washington („Crimson Tide“, „Man on Fire“) bauen, denn ohne das entsprechende Zugpferd wäre auch dieser Cop-Thriller, wie in jüngerer Vergangenheit ähnlich strukturierte Filme, untergegangen. Was kann Fuqua also wirklich?
Eine Frage, die „Bait“ nicht beantworten kann, denn er ist Standardware, die auch nur aufgrund seiner teuren Ausstattung ihren Weg ins Kino fand, anstatt in den Regalen der Videotheken zu versauern. Auch wenn hier anfangs noch der Eindruck erweckt wird, dass man hier es mit einer Produktion des Kalibers Bruckheimer (witzigerweise zitiert Komponist Mark Mancini sich hier sehr oft selbst aus den Bruckheimer-Vehikeln „Bad Boys“ und „Con Air“) oder Joel Silver zu tun hat. Der Anfang, ein (viel zu einfach vonstatten gehender) Einbruch, bei dem jede Menge Goldbarren verschwinden, Schusswaffengebrauch, Wortwitz und eine kurze Verfolgungsjagd inklusive quer stehendem Tanklastwagen lassen Hoffnung aufkeimen, dass es hier tatsächlich um einem routiniert heruntergekurbelten Hochglanzschinken mit möglichst maximaler Kurzweiligkeit handelt, doch Pustekuchen.
Jamie Foxx („Collateral“, „Miami Vice“), damals gerade dank „Any Given Sunday“ Rampenlicht schnuppernd, wandelt nur zu überdeutlich auf den Spuren des von Will Smith („Bad Boys 2“, „I, Robot“) langsam wieder abgelegten Typus des vorlauten, wortgewandten, großmäuligen Negers, dessen Mundwerk nur Fassade ist und der in Wirklichkeit, wenn es brenzlig wird, die Biege macht. Als Krabben- äää Garnelenräuber verknackt, vertraut der schwer herzkranke Jaster (Robert Pastorelli, „Eraser“, „Heist“) ihm in der Zelle Hinweise an, die zu jenen, während der ersten Minuten geklauten, Goldbarren im Wert von über 40 Millionen US-Dollar führen. Der Mann ahnt, dass er nicht mehr lebend hinaus kommt und soll letztlich auch Recht behalten. Stellt sich zwar die Frage, warum sein Kompagnon, offenbar eine Intelligenzbestie, sich nicht einen fähigeren Mitarbeiter für den Coup aussuchte oder ihn nicht allein durchzog, aber hey, wir haben hier Popcornkino vor uns.
Edgar Clenteen (David Morse, „ The Crossing Guard”, „The Rock”), Agent des Schatzbüros, ergreift die letzte Möglichkeit, um nicht nur den immer noch auf freien Fuß befindlichen Partner (Doug Hutchison, „The Green Mile“, „The Salton Sea“), ein über alle Maßen fähiges Hackertalent, unschädlich zu machen, sondern auch noch den Goldschatz wiederzubeschaffen und setzt Alvin Sanders (Foxx), ohne das der davon in Kenntnis gesetzt wird, verwanzt als Lockvogel auf freien Fuß. Irgendwann wird das Computergenie schon anbeißen...
Nicht nur ein Großteil der ganzen technischen Spielereien, die die spektakuläre Observation erst ermöglichen, erinnern frappierend deutlich an Tony Scotts Hit „Enemy of the State“, sondern auch Fuquas Inszenierung, die sich mit den Schwenks über die Skyline New Yorks, Aufnahmen der geschäftigen Stadt im Zeitraffer, sowie ausführlichem, Atmosphäre förderndem Farbfiltereinsatz, sehr deutlich am Akzente setzenden Stil Scotts orientiert, ohne dessen rasante Klasse zu erreichen.
Der Plot verläuft, allein vom Tempo her, eher gemäßigt, die leider zu selten auftretende Action ist mittelmäßige Konfektionsware und ehrlich gesagt nicht sonderlich sehenswert. Ein paar Verfolgungsjagden hier, ein bisschen Rumgerenne dort, mal etwas Schusswaffengebrauch und das war es auch schon. Im Grunde die handelsüblichen Elemente, die man von dem Film auch erwartet, leider ohne eine berauschende Umsetzung.
Fatalerweise erlaubt sich das Skript, den ohnehin notorisch unterentwickelten Hacker Bristol (Bei der Begabung hätte ich einfach online ein paar Konten leer geräumt...) zwischenzeitlich eine komplette Auszeit zu gönnen, damit Alvin sein Leben wieder unter Kontrolle bringen kann, sich wieder mit seiner Frau, die inzwischen einen Sohn hat, versöhnt und zudem, geläutert, tatsächlich von aller Kriminalität loszusagen versucht, um ein ehrliches Leben zu beginnen, was ihm einige Sympathien der Überwachungscrew (u.a. David Paymer und Jamie Kennedy) ein- , den Film aber in keinster Weise voranbringt, sondern einfach nur ein paar, zugegeben witzige, Situationen beschert (u.a. will er in einem Laden anheuern, den er mal überfallen hat).
Brenzlig wird es erst wieder, wenn Bristol aus seiner Verdammung frustrierst ausbricht und Alvin unter Druck setzt, damit der ihn dann endlich zu den Goldbarren führt. Das Tempo erhöht sich im Schlussdrittel zwar deutlich, dafür geht dann der Plot völlig vor die Hunde. In einer nicht gerade erinnerungswürdigen CGI-Sequenz explodiert ein entführter Agent, die Wanze fällt auch aus und funktioniert dann plötzlich und warum sich Bristol alles so höllisch kompliziert macht, eine riesige Bombe bastelt, dann auch noch so einen blödsinnigen Fehler begeht, nämlich Alvin die Fesseln abnimmt, wissen wohl auch nur die drei Drehbuchautoren.
Final passt so ziemlich gar nichts mehr zusammen und da ist das freundliche Handshake von Alvin und Edgar Clenteen, der in seiner Skrupellosigkeit ja zwischenzeitlich auch auf das Leben seines Köders schiss, nur die Krönung.
Speziell David Morse, der nach wie vor nicht die Aufmerksamkeit erhält, die ihm eigentlich gebührt, ist in seiner Rolle chronisch unterfordert, weil seine Entscheidung Alvin zu verwanzen und auf freien Fuß zu setzen, ja alles andere als Erfolg verspricht und er sich dann ein ums andere Mal damit abkämpfen muss, den knallharten, alle Mittel einsetzenden und nie moralische Bedenken habenden Operationsleiter so etwas wie Glaubwürdigkeit abzuringen. Wo sind eigentlich die guten alten Bürger- und Menschenrechte geblieben?
Jamie Foxx kann immerhin sein komisches Talent und sein flottes Mundwerk ausspielen, ist aber in einer Rolle gefangen, die nur allzu typisch für das Genre ist und fällt deswegen hier auch nicht sonderlich auf. Was er wirklich drauf hat, sollte er dann erst vier Jahre später mit „Collateral“ und „Ray“, seinen Durchbrüchen, zeigen.
Fazit:
Klar unterdurchschnittlicher Thriller, der in vielen Belangen Defizite offenbart. Schauspielerisch geht „Bait“ noch geradeso in Ordnung, aber Fuquas, wenn auch stylische, ideenlose Inszenierung, die nur mäßigen Actionszene und der vor allem Klischee durchtränkte, abkupfernde Plot und zum Schluss dann sämtlichen gesunden Menschenverstand großzügig von Bord kippende Plot regen doch auf. Logisch muss es bei einem Actionthriller nicht immer zugehen, doch wenn die unlogischsten Verhaltensweise sich zugunsten der überkonstruierten und unglaubwürdigen Idee häufen, wird es ärgerlich.