kurz angerissen*
Es ist schon ein bisschen bitter, dass es dem gängigen B-Actioner so gar nicht mehr gelingen will, spektakuläre Karambolagen mit Anlauf mitten in die Herzen der Actionfreunde zu befördern. Wer möchte, kann an "Avengement" selbstverständlich den Kammerspiel-Thrill auf kleinem Raum loben, die bierselige Atmosphäre eines britischen Pub oder das extra-fiese Styling des Hauptdarstellers, der mit kahlgeschorenem Kopf, knorpeligen Säure-Narben und Silbergebiss aussieht wie ein Pitbull, den man ein paar Jahre in einer Erdgrube gehalten hat.
Eigentlich ist es aber traurig, dass ein innerhalb des Genres verdienter Regisseur wie Jesse V. Johnson seinen Dreh mit einem potenziellen Superstar seines Genres (vielleicht wird er ja mal in einem anderen Jahrzehnt wiedergeboren...) auf eine Kneipe und ein Gefängnis beschränken muss. Für einen "blutigen Freigang", wie der deutsche Titelzusatz verspricht, fehlt dann doch ganz eindeutig der Freigang.
Scott Adkins hat wie üblich mit dem Problem zu kämpfen, dass er die wichtigsten Charakterzüge seiner Figur zwar mit Bravour meistert, die Dinge jedoch, die ihn zu diesem Charakter haben werden lassen, nicht zu bewältigen weiß. Mit anderen Worten: Als überhebliches Arschloch, das den Knast überlebt hat und nun mit den miesen Verrätern aus seiner Vergangenheit den Boden aufwischt, wirkt er glaubwürdig, das aufrichtige Pflänzchen Gutes im Menschen, das er einmal besessen haben soll, steht ihm hingegen nicht so gut. Das ist nicht grundsätzlich ein Problem; schließlich hat man auch einem Schwarzenegger gewisse Züge seiner Rollen durchgehen lassen, ohne sie weiter zu hinterfragen.
Der Küchenpsychologie, mit der die Regeln des Gangsterfilms von hinten aufgerollt werden, hilft das aber auch herzlich wenig über den Berg. Irgendwo zwischen Guy Ritchies frühen Ganster-Grotesken und Martin Scoreseses irischer Folklore versucht Johnson seine Vendetta zu etablieren, doch egal, wie charmant-asozial sich der britische Slang in himmlischen Noten mit dem Dunst des Alkohols verteilt, egal wie eklig hier Kniescheiben und Köpfe mit der Pumpgun zu roten Staub zermalmt werden, man möchte sich am liebsten an einen der leeren Tische setzen, sein Spülwasser mit zu wenig Schaum nippen und den alten Zeiten nachtrauern, als da draußen vor der Tür noch richtige Konzept-Actionchoreografien geplant und umgesetzt wurden. Kein zahnärztlich attestiertes American-History-X-Zitat könnte jemals für diese Sehnsucht entschädigen.
Avengement ist für sich genommen vielleicht ein netter Rache-Thriller, dreckig und brutal; es ist aber auch der x-te Aufguss derselben Formel, mit der Adkins als Wirbelsturm durch die Milieus gejagt wird (weiterhin bleibt "The Accident Man" in dieser Disziplin der beste seiner jüngsten Versuche). Damit rundum zufrieden zu sein bedeutet in gewisser Weise, den Untergang des Action-Kinos schulterzuckend hinzunehmen.