Ein blutiger Augapfel blickt uns starr entgegen, dann hypnotische Farbwirbel hinter den Vortiteln: hier ist Roger Corman am Werk.
Und er schenkt uns einen echten B-Film-Klassiker der kostengünstigen Art, denn der Mann konnte durchaus Regie führen, wenn er denn wollte.
Veteran Ray Milland spielt hier den verbissen Wissenschaftler, der zu viel tut, um damit noch Gutes zu bewirken, indem er sich sein neues Augenpräparat gleich in Überdosis in die Guckerchen schüttet, um sein Sichtspektrum ins Unendliche zu erweitern.
Corman inszeniert den Film wie einen Trip: mittels Kameralinsen wirken die Blicke Millands auf die Welt wie das beste LSD-Umwelt, das man sich vorstellen kann: Farben, Wirbel,Schlieren, Negativbilder. Zwischendurch guckt er sehr kontrolliert durch alles durch, was nötig ist: eine Tumorpatientin, die Wände, eine Krawatte, Spielkarten. Auf einer Party (ja, das mußte sein) kann er plötzlich durch sämtliche Klamotten sehen und die heiße, Twist tanzende Menge, hottet nach FKK-Manier. Natürlich sieht man die Damen alle von hinten und südlich der Schultern und nördlich der Knie wird eh nicht gezeigt, aber Milland sieht das alles leicht amüsiert und selbst die wackere Doktorin wird hier nicht züchtig, als sie gewahr wird, daß sie bloßgestellt ist.
Der Film sonst ist wie ein Negativbeispiel für ein Moralstück: Milland experimentiert ungebrochen weiter, kippt das Zeug in seine Augen und kriegt zunehmend keine Ruhe mehr.
Seine Mitmenschen sehen ihn wahlweise als Heiler oder als Satan, wollen ihn ausnutzen oder verdammen, jedoch erkennt niemand die Möglichkeiten, die Xavier aus durchaus guten Absichten aber auch nicht gut genug verkaufen kann.
Als Arzt stößt er versehentlich seinen Freund aus dem Fenster, auf einem Rummelplatz wird sogar er zum Ausgestoßenen und die polizeiliche Verfolgung macht auch nichts besser.
Selbst die Flucht in eine höhere Wahrheit (Religion) bringt ihm am Ende keinerlei Erlösung, da er das Gefüge des Universums schon durchdrungen hat und bis zum Kern vorgestoßen ist: seine Auge haben sich in eine schwarz glitzernde Substanz verwandelt, die lovecraftsche Anleihen zu nehmen scheint. Natürlich hinkt der Film an seinem dramaturgisch unebenen, aber moralisch schön ambivalenten Skript und den Budgetbeschränkungen, aber Milland ist in Höchstform, stets zwischen Sympath und Unsympath pendelnd.
Die Schlußeinstellung schließlich soll in den 60ern den Leuten die Schuhe ausgezogen haben und tatsächlich ist so gefilmt, daß sie immer noch heftig wirkt, doch ist Cormans Film nie vordergründig nur auf den Effekt bedacht. Hier wäre wirklich mal ein gutes Remake fällig, denn die Technik hat die Ansprüche des Stoffes inzwischen eingeholt. (7/10)