Chin Bo [ Sammo Hung ] ist geschieden, lebt allein und ernährt sich kümmerlich von Gelegenheitsjobs, zu denen auch Versuchstests als menschliche Laborratte dazugehören. Die Kredithaie machen ihm täglich die Aufwartung; da verspricht eine bezahlte Scheinheirat mit der illegalen Immigrantin Jade Lee [ Maggie Cheung ] schnelles Geld. Nach zwei Monaten soll der Spuk eh schon wieder vorbei sein; Jade will danach nämlich standesgemäss ihre Sandkastenliebe Peter [ Alfred Cheung ] ehelichen. Als dieser allerdings mitsamt der Mitgift wie vom Erdboden verschluckt ist und Chin Bo schon wegen dem Betrug vor der Einwanderungsbehörde kaum eine Chance hat, Jade nicht rauszuschmeissen, müssen sich beide arrangieren...
Einer der selteneren Produktionen der 80er Jahre, in denen Sammo Hung nicht automatisch mit die Regie übernahm, sondern sich den Anweisungen eines anderen unterwarf; wobei Alfred Cheung neben Paper Marriage auch bei To Err is Humane das Kommando innehatte.
Cheung ist kein wirklich aussergewöhnlicher Regisseur, dem man seine Filmographie ganz unbesorgt in die Hände legen möchte; sondern ein Filmemacher mit zwar Sinn für die harmlose Komödie zur richtigen Zeit, aber mehr auch nicht. Die einzig wirkliche Ausnahme stellt nur sein beeindruckender On the Run dar, aber der fällt auch gänzlich aus dem sonstigen Schema heraus und stellt wohl eher einen Zufallstreffer dar.
Hierbei schuf er einen Vorgänger von Green Card, der abgesehen davon, dass er die Idee zuerst hatte auch mit einem zumindest für HK Fans besseren Gesamtpaket aufwarten kann und für diese weitaus erquicklicher als das amerikanische Pendant sein dürfte. Allerdings auch nur für die Liebhaber derartiger Hackstücke, die sich halt nicht an Logik etc festhalten.
Cheung fabriziert als Autor und Regisseur eine bunte Mischung aus Humor, Drama und Action, die zutiefst in den 80ern angesiedelt ist und auch vollkommen danach aussieht; in der Epoche tickten die Uhren noch etwas anders. Gesetzt ist der Film dazu noch in Los Angeles; was man allerdings nicht so wirklich festlegen sollte, da Anspielungen auf New York ebenso auftauchen wie ein deutliches Kanadisches Flair; wo er dann auch tatsächlich gedreht wurde. Aber das immer noch nicht erklärt, wieso jeder vom Professor bis zum Kneipenbesitzer fliessend Cantonesisch spricht. Stören daran sollte man sich wohl kaum; denn wenn man das Skript wirklich zerrupfen will, kann man gleich ausmachen. Zuviel Arbeit. Zumindest war Cheung selber schlau genug, sich schnell aus der Handlung rauszuschreiben und am Ende aus dem Nichts noch für Action zu sorgen.
Die Geschichte ist abseits einiger Einblicke in die diffuse Großstadt ansonsten relativ klein gehalten und spielt zumeist in dem abgelegen Häuschen von Chin Bo, der ausserhalb der Metropole an einem Fluss lebt und mit der Waldlage einen wirklichen schmucken Rückzugsort gefunden hat. Sicherlich ist die Wohnung im Vergleich zu dem mittlerweile seiner Exfrau gehörenden Haus sehr karg eingerichtet, aber dafür ist die Umgebung viel gemütlicher und der perfekte Ort für eine langsame Annäherung der sich beiden Fremden.
Trotz der anfänglich erscheinenden krassen Gegensätze besitzen sie in der momentanen Lage viel mehr gemein, als sie erkennen: Beide wurden von dem Partner, den sie lieben und vertraut haben, hintergangen und sitzengelassen. In beiden Fällen spielt Geld eine Rolle, dass sie nun nicht mehr haben und sich erst mühsam wieder verdingen müssen; nicht um reich zu werden, sondern überhaupt um die Runden zu kommen. Und beide haben im gelobten Land keine andere Chance auf Erwerb und müssen nehmen, was ihnen angeboten wird; auch wenn sie dem nicht gewachsen erscheinen: Chin Bo geht als Ex Boxchampion völlig aus der Form in ein Undergroundturnier. Jade lässt sich vor einer Horde geifender Männer beim Schlammcatchen erniedrigen.
Und sie sind natürlich mit der jetzigen Lage überhaupt nicht einverstanden und auch nicht mit ihrem aufgezwungenen Gegenüber.
Nach und nach wird man sich ebenso wärmer wie der Plot ausführlicher wird, die Lebensumstände ausserhalb der notgedrungen intimen Zone vorgestellt werden und die Probleme von draussen ebenso zunehmen wie der vereinte Widerstand dagegen. Einige derbere Spässchen sind zwar vorhanden, aber nehmen nie überhand. Die Comedy selber verleitet einige Male zum Schmunzeln und einige Male zum Augenrollen; hält sich zumindest die Waage. Auch das durchaus präsente Drama verhält sich recht zurückhaltend und umkleidet das Geschehen wärmer als gemeinhin erwartet.
Chin Bo verhält sich zwar anfangs öfters wie ein Drecksack, aber die Gründe dafür werden mit der Abfuhr seiner Exfrau [ Joyce Godenzi, Hungs spätere Ehefrau ] relativ plausibel erklärt. Er und auch die anderen Beteiligten benehmen sich über die zunehmende Zeit dann auch wie normale Menschen, was erfreulicherweise auch den „Bösen“ [ Billy Chow, ehemaliger WKA Kickboxing Champion ] miteinbezieht.
Sicherlich findet beileibe nicht alles in der Realität statt. Allein die bezahlten Experimente der Forscher sind so dermassen dämlich, dass sie eigentlich nur aus einem sehr kreativen Hirn oder doch eher einem ganz schlechten Film kommen können; aber abseits einiger Albernheiten sind die Zustände in dem gegebenen Kontext nicht so arg wirklichkeitsfremd und deswegen auch verständlich und soweit nachvollziehbar gehalten.
Die meisten sehen sich den Film sowieso nur wegen Maggie Cheung im Badeanzug und natürlich den Kämpfen an; müssen dafür dann allerdings eine Weile ausharren, werden aber auch entsprechend belohnt.
Die zwei Fights im Ring sind zwar allein nicht das Warten wert, werden aber im letzten Drittel mit Auseinandersetzungen auf, in und um dem Flagschiff "Santa Maria" kräftig angezogen.
Dieses steht nämlich als Nachbau und Touristenatraktion in der West Edmonton Mall, welche eine Viertelstunde lang zum perfekten Standort des Showdowns wird.
Die Action von Lam Ching Ying und Yuen Wah nutzt den gegebenen Spielraum eines der grössten Einkaufs- und Vergnügungszentren der Welt hervorragend aus; die Stunts quer durch den Freizeitpark und das Spassbad tun schon vom Zusehen weh, die Zweikämpfe sind ebenfalls knochensplitternd. Angesichts des Dargebotenen ist es einem fast schon leid, dass man vorher anders beschäftigt wurde; so schnell wie die Möglichkeit hierfür aus dem Hut gezaubert wird, hätte man durchaus auch eher daraufkommen und für weit mehr Einlagen sorgen können.
Schade um die vertane Chance.
So bleibt es bei einer recht unterhaltsamen Romcom, die sicherlich für den Moment vergnügliches Entertainment mit zwei gut aufgelegten Darstellern ist; aber bis aufs Ende schnell wieder vergessen sein dürfte. Sammo in engen, roten Unterhosen rasch aus dem Kopf zu kriegen ist aber vielleicht auch nicht das Schlechteste.