Der Höhepunkt in Steve McQueens Karriere - zumindest meiner Meinung nach - und zugleich ein Kultfilm für Autofans und harte Kerle.
Beschäftigt man sich mit Steve McQueen und geht seine Filmographie durch, stellt man fest, dass es verhätltnismäßig wenig hochkarätige Kracher gibt, die den Ikonenstatus des Mimen rechtfertigen. Jedoch verkörperte McQueen den ewigen Draufgänger so überzeugend, zurückhaltend, elegant, maskulin bis machohaft jedoch stets charmant und mit einer immanenten Charaktertiefe, dass diese wenigen Filme reichten, um ihn zum Idol der 60er und 70er zu machen.
Auf die Spitze treibt er dieses Spiel durch die Verkörperung von Frank Bullitt, einem Cop aus San Francisco, der jenseits von Karrieretrieb und Formalitäten seinen Job ausübt.
Der Gegenpart Walter Chalmers (Robert Vaughn) ist daher ein Totalkontrast, der versucht die Regeln für sein eigenes Fortkommen zu nutzen. Vaughn verkörpert hier den prototypischen Schmierlappen von Politiker, der ohne Idealismus nur auf sein eigenes Wohl bedacht ist. Und als Vollblutopportunist versucht er, sich den guten Ruf Bullitts zu Nutzen zu machen und heuert diesen an, einen wichtigen Zeugen der Anklage gegen das organisierte Verbrechen zu schützen.
Jedoch wurde schon Chalmers gelackmeiert und so gerät der relativ einfache EInsatz aus den Fugen und Bullitt muss das Recht in seine eigenen Hände nehmen und wendet seine unkonventionellen Methoden an.
McQueen gibt sich dabei wortkarg (wie immer), stets cool bis unterkühlt, wirkt jedoch nie wie der makellose Held, wie man ihn oft in späteren Variationen des Themas antrifft.
Der Film an sich ist kaum als Highlight zu bezeichnen. Zu verworren ist der Plot, zu groß das ein oder andere Fragezeichen - jedoch sieht man hier gerne darüber hinweg. "Bullitt" entwickelt sich zu einer one-man-show und hätte ohne McQueen niemals so funktioniert. Regisseur Peter Yates ist dabei schlau genug, dem Hauptcharakter genug Raum zur Entfaltung zu geben. Schon die Szene, in der Bullitt von seinem Kollegen aus dem Bett geklingelt wird, zeigt wie dieser Film funktioniert. Zittrig und übermüdet sehen wir den Helden des Films auf der Bettkante sitzen (die letzte Nacht war lang...). Bärbeißg und menschlich startet Bullitt in das Abenteuer. Kerl und Lebemann - McQueen muss hier schauspielerisch nicht viel in die Waagschale werfen - läuft...
Jacqueline Bisset als seine Geliebte hat nur wenig mehr zu tun als gut und süß auszusehen, ist jedoch als Spiegel für den Charakter Bullitts von großer Bedeutung (inklusive Standpauke zum Ende hin). Die Szene, in der die beiden in einem Restaurant oder Club sitzen, ist ebenfalls von großer Bedeutung für den Film. Der hat wenig zu erzählen, tut dies aber so stilvoll, dass er trotzdem über weite Strecken ein Hochgenuss ist.
Die Musik Lalo Schifrins ist wohl der lässigste Soundtrack, der jemals komponiert wurde und unterstützt das Gesamtkonzept so massiv, dass "Bullitt" eine beinahe hypnotische Wirkung erzielt. Schon der Vorspann ist mehr Atmofilmchen als eine narrative Notwendigkeit. Großartig und fast so etwas wie ein erster Videoclip!
Die legendäre Verfolgungsjagd zwischen dem Mustang Fastback und dem Dodge Charger soll hier der Form halber noch kurz erwähnt sein. So wirds gemacht. Die Formel lautet für mich:
"Bullitt" ja - "Bourne" nein!
Dies ist eine SPANNENDE Verfolgungsjagd und Spannung entsteht nur, wenn der Zuschauer permanent nachvollziehen kann, was auf der Leinwand vor sich geht. Zudem sahen die Autos früher einfach besser aus und klangen auch so. Der V8-Sound der brüllenden Motoren lässt einen heute mit Tränen auf die Spritpreise schauen. Da werden pro Fahrminute mehr Liter Verbleites verheizt als ein VW Golf von Flensburg nach Passau schluckt! Und das ja auch noch bleifrei!!!
Neben dieser Männerdomäne erweist sich der Film auch sonst als sympathische Ausleuchtung maskuliner Verhaltensweisen. Bullitt kauft Fertiggerichte. Für diese Szene musste auch noch Zeit sein. Da wird der 67er Mustang am Bürgersteig geparkt (selbstverständlich in nur zwei Zügen), in den Onkel-Emma-Laden gewackelt und beherzt in die Tiefkühltruhe gegriffen. Einblicke in ein Männerleben. Ähnlich cool wie Eastwood in "Magnum Force" und die Nummer mit der Asiatin. Männerleben in San Francisco um 1970 - eine Studie...
Insgesamt ist "Bullitt" ein Film, der so nur in den späten 60ern entstehen konnte. Die Geschichte wirkt durch die Machart beinahe nebensächlich, bietet aber die Grundlage für zahlreiche Szenen, die über die Musik, die Kameraarbeit und natürlich Steve McQueen eine Paradebeispiel für Coolness im Film sind. Lalo Schifrins Musik ist eine glatte Eins, Jacqueline Bisset eine reizende Dekoration, die sogar sprechen kann und McQueen findet hier zur Form seines Lebens. Neben "Dirty Harry" und "French Connection" der beste Copfilm aller Zeiten - wegen des Stils und nicht wegen der mauen Story...
Es lebe der "king of cool"!
P.S.: Während des Films habe ich immer Bock auf einen trockenen Martini, nach dem Film auf Dosenbier!