Nach fast zehn Jahren, in denen er ausschließlich für Fernsehserien arbeitete, mag Russell Mulcahy der Sinn nach einem Spielfilm gestanden haben und so realisierte in seiner australischen Heimat den biographisch angehauchten Abenteuerfilm „In Like Flynn“.
Die titelgebende Redewendung soll sich auf niemand geringeren als den frühen Hollywoodstar Errol Flynn beziehen, der vor seiner Schauspielkarriere Abenteurer war. So sieht man Flynn (Thomas Cocquerel) in der Auftaktszene schon im Einsatz, wenn er und ein von ihm durch den Dschungel von Papua-Neuguinea geführtes Filmteam von Eingeborenen gejagt werden. Dabei gehen einige Leute ruppig drauf, Assoziationen zu Werken wie der „Indiana Jones“-Reihe und Peter Jacksons „King Kong“ kommen auf und zudem sind mit Dan Fogler und Lochlyn Munro zwei Nasen aus Hollywoods zweiter bis dritter Reihe dabei, die aber nach dem Auftakt keine Rolle mehr spielen. Aber so ein bisschen (B-)Starpower kann ja nicht schaden, dachte man sich wohl.
In der nächsten Phase des Films stellt Flynn in Australien mehr oder weniger freiwillig sein Team zusammen, mit dem er das nächste Abenteuer bestreiten will. Das wären: Rex (Corey Large) – ein alter Kumpel und guter Brawler; Dook (William Moseley) – ein Jungspund, noch etwas grün hinter den Ohren, den Rex nicht so mag, der aber gute Seemannsfähigkeiten besitzt; und Charlie (Clive Standen) – ein alter Seebär, der seine Familie verloren hat und dessen Boot Flynn von jenen Piraten mopst, die es zuvor Charlie gestohlen haben. Typische Abenteuerfilmcharaktere also, die aber auch kaum mehr Charakterisierung als jene kurzen Sätze oben erfahren.
Mit diesem Trio im Schlepptau jedenfalls wieder nach Papua-Neuguinea aufbrechen, weil er bei seinem Abenteuer mit dem Filmteam eine Karte fand und dort enorme Goldschätze vermutet. Doch auf der Reise warten noch so einige Gefahren, von der wilden See bis hin zu menschlichen Übelwichten…
„In Like Flynn“ erinnert an diverse „Indiana Jones”-Rip-Offs, die zwar das große Vorbild beklauen wollten, aber nicht ganz die Magie und den Drive hinter Spielbergs Abenteuerreihe kapierten. So bereiste zwar auch Indy die Welt, doch stets mit einem klaren Ziel und klar definierten Gegenspielern – beides geht „In Luke Flynn“ vollkommen ab. Stattdessen zerfällt der Film in kleine Episoden, in denen man sich gegenseitig das Herz ausschüttet (ohne dabei irgendeine Form von Charakterentwicklung voranzutreiben), sich mit irgendwelchen auf dem Weg getroffenen Übelwichten zofft oder von vermeintlichen Freunden verraten wird. Und der Schlussspurt wirkt dann nur noch wie blanker Hohn, wenn der Film die Schatzsuche, die ja eigentlich das anfangs erklärte Ziel des Helden war, unter den Tisch fallen lässt. Stattdessen erfährt man kurz, dass Flynn bald nach Hollywood berufen wurde, sieht ihn in einem netten In-Joke beim Dreh von „Captain Blood“ mit Olivia de Havilland (Ashlee Lollback) und dann rollt auch schon der Abspann, während der Zuschauer sich so leicht verschaukelt fühlt.
So läuft der Film dann episodenhaft am Publikum vorbei, ohne irgendeinen Spannungsaufbau oder ähnliches. Zudem tauchen Figuren auf, die erst groß eingeführt werden, etwa Flynns Ex-Freundin Rose (Isabel Lucas), die aber schon nach kurzer Sceentime ohne größeren Eindruck aus dem Film verschwinden. Nicht dass es bei dem Herrenquartett besser wäre: Flynn ist halt der coole Weiberheld und harte Knochen, über Rex und Dook erfährt man noch weniger und Charlie hat tatsächlich eine tragische Hintergrundgeschichte, die ihn aber immer so viel oder wenig peinigt wie es dem Drehbuch gerade beliebt. Am Ende schafft „In Like Flynn“ es tatsächlich kurz zu packen, wenn eine Figur eine dramatische Sterbeszene bekommt – was aber kurz darauf wieder verpufft, weil eine zweite Figur sich aus unerfindlichen Gründen in Gefahr begibt, um auch noch eine (forciert wirkende) dramatische Sterbeszene zu bekommen. Am Drehbuch, basierend auf einem Roman von Errol Flynn, schrieben ganze vier Leute mit, darunter Flynns realer Enkel Luke und Rex-Darsteller Corey Large, aber es macht trotzdem wenig her.
So kann sich der Film glücklich schätzen, dann mit Russell Mulcahy immerhin einen versierten Regisseur am Ruder zu haben, der den Film trotz der Scriptprobleme und einem Budget von gerade einmal 12 Millionen Dollar ziemlich gut aussehen lässt. Natürlich kann „In Like Flynn“ in Sachen Schauwerte nicht gegen die Hollywoodkonkurrenz anstinken, die deutlich teurer ist, doch bei manchen Dschungelszenen am Anfang oder einem dramatischen Unwetter auf hoher See kommt Abenteuerstimmung auf. Die wenigen Actionszenen sind kompetent inszeniert, wobei vor allem ein Boxkampf heraussticht, den Flynn in einer zwielichtigen Spelunke gegen den Champion eines Gangsterbosses austragen soll. Leider zeigen sich auch hier die Scriptprobleme, denn die Action folgt keiner Dramaturgie, sondern wird einfach mal eingestreut, ein großes finales Set-Piece oder einen Showdown gibt es wie gesagt gar nicht.
Es hilft dem Film auch nicht, dass sich das Hauptdarstellerquartett eher im Bereich von okay bewegt, aber nicht so wirklich herausragt. Was bei Corey Large, William Moseley und Clive Standen vielleicht zu verzeihen gewesen wäre, ist bei Thomas Cocquerel ein echtes Problem. Der Mann ist immerhin der titelgebende Held, lässt es aber an jenem einnehmendem Charisma und Charme mangeln, welches den echten Flynn zur Leinwandgröße machte. Überraschend ist eher wie viele bekannte Gesichter da in Bit-Parts zu sehen sind, ohne dass man sie so recht wahrnimmt: Isabel Lucas als Verflossene, Costas Mandylor als halbseidener Kerl, Nathan Jones als Schlägertyp. Einzig und allein Callan Mulvey und David Wenham können noch Akzente setzen – letzterer spielt eine Rolle, die man ansatzweise als Hauptschurken des Films bezeichnen könnte, aber angesichts des Kraut-und-Rüben-Drehbuchs nicht so wirklich kann.
So bleibt dann Abenteuerkost, die mit ihrem vergleichsweise geringen Budget und schwachem Drehbuch nie das für das Genre so wichtige Abenteuerfeeling vermitteln kann, durch blasse Figuren enttäuscht und im Endeffekt eine Ansammlung kleiner Episoden bleibt. Russell Mulcahy inszeniert die Actionszenen kompetent, lässt Locations und Ausstattung relativ edel aussehen und sorgt für gelungene Einzelpassagen – gegen die Geburtsfehler dieses Films kommt er dadurch aber nur bedingt an.