Review

Cinema Paradiso


Pedro Almódovar ist ein spanischer Regieweltstar und durchaus eine lebende Legende. Da darf man schonmal zur Autobiografie ausholen - doch natürlich nicht im klassischen Sinne, sondern in bunt, vielfältig und künstlerisch wertvoll. Etwas melancholisch, quirlig, klassisch, stilvoll und ziemlich emotional. Eben ganz Almodóvar... Wir folgen einem alternden Regisseur, der im Herbst seiner Karriere und vielleicht auch seines Lebens wichtige Teile und entscheidende Momente dieses nochmal Revue passieren lässt und der gleichzeitig mit etlichen Wehwehchen und viel Melancholie, ja auch Depressionen und Sucht, zu kämpfen hat.  Überaus grandios gespielt von einem Antonio Banderas, an dem die Zeit auch nicht einfach so vorbei gegangen ist, der jedoch nichts von seiner Magie, seinem Charme und seiner Spitzfindigkeit verloren hat. Selbst durch eine oft ziemlich triste und jammernde Oberfläche, durch die, nicht zuletzt durch ihn selbst, immer genug Hoffnung, Liebe und Glauben schimmern, dass das Ganze nicht zu einer ätzenden, puren Selbstbemitleidung auf höchstem Niveau anwächst. 

Für mich übersetzt sich der Originaltitel einfacher in Richtung „Schmerz und Ruhm“, was auch besser passt und weniger sperrig klingt. Aber so ist das nunmal mit den deutschen Titeln. Da kämpft nicht nur das Genrekino sondern auch das Arthouse mit unnötigen Einfällen. Zurück zu Almodovars filmischem Lippenbekenntnis. „Dolor y Gloria“ ist farbenfroh und flackernd, mal witzig und mal bitter wie das Leben selbst. Nicht ohne sich mit einem dicken Kuss zu verabschieden und nicht ohne seine eigene Jämmerlichkeit etwas zu beschmunzeln. Alterswaise? Dritter Frühling? Lebensmüde? Frohsinnig? Selbstironisch? Kitschig? Diva? Regiemeister? Überlebenskünstler? Hypochonder? Farbvirtuose? Vorbild? Kinonerd? Freund fürs Leben? Wahrscheinlich von allem etwas. Und dennoch kommt mir jedes einzelne davon zu kurz und den Weg zu meinem Herz gingen diese 110 Minuten immer nur ansatzweise. Schade. Sein „8 1/2“ schon irgendwie, auch ganz er, doch nie das Meisterwerk, was man dadurch erwarten würde, könnte, müsste. Vielleicht auf den zweiten Blick ergiebiger. Doch in seiner ersten Begegnung eine Enttäuschung auf hohem Niveau. Denn ganz ehrlich: selbst ein mittelmäßiger Almodovar ist noch immer weit über dem Durchschnitt. 

Fazit: Kleid und Beharrlichkeit - Almodovars intimstes, persönlichstes Werk. Aber bei weitem nicht seine Höchstform. Die von Banderas schon eher. Über jeden Zweifel erhaben... ? Nein. Denn ein gutes Stück Oberflächlichkeit kann man hier meiner Meinung nicht wegreden. 

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