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Das Beste ist der Vorspann: Dort, wo sonst beim animierten Marvel-Logo die Superhelden durchgeblättert werden, sieht man in dieser Fassung nur einen – Stan Lee, das kurz vor der Fertigstellung verstorbene Marvel-Mastermind, gefolgt von der Widmung „Thank you Stan“.

Stan Lee hätte einen besseren Film mit dieser Widmung verdient gehabt: CAPTAIN MARVEL ist trotz seiner interessanten Vorlage eine erstaunlich uninteressante Origin-Story geworden, der es über die komplette Lauflänge nicht gelingt, einen eigenen Ton zu finden und der nicht eine einzige eindrücklich in Erinnerung bleibende Szene gelingt. Außer denen mit der Katze vielleicht. Ja, die mit der Katze.

Es gibt Außerirdische, die wie Orcs aussehen (gähn) und häufiger andere Personen „shapeshiften“ als Tom Cruise in einem durchschittlichen MISSION IMPOSSIBLE Film (doppelgähn), die Schauspieler tragen allesamt eine Spur zu dick auf, es läuft erwartbare nostalgische 90er-Musik und zu allem Übel reanimiert man auch noch einen der langweiligsten Bösewichte des gesamten MCU.

Bleibt das Thema „female empowerment“: Hier hat sich Marvel ein Stück weit selbst ins Knie geschossen, denn dass es rund 20 MCU-Filme gebraucht hat, bis die erste weibliche Hauptfigur, die zudem noch das komplette AVENGERS Unternehmen inspiriert hat, ihren eigenen Film bekommt, ist eine Botschaft für sich. Der Film selbst behandelt das Thema sehr amerikanisch, sprich: einerseits plakativ, andererseits aber nicht wirklich substanziell.

Dass CAPTAIN MARVEL so ein zäher Mischmasch geworden ist, mag an den Machern Anna Boden und Ryan Fleck liegen, die bislang vor allem Indie-Filme und TV-Folgen realisiert haben und mit Superhelden-Action offenbar nicht viel anzufangen wissen. Und die auch in Sachen Humor nicht gerade selbstsicher scheinen – da wird alles mögliche an die Wand geworfen, um ein paar Lacher zu kassieren, aber nichts bleibt wirklich hängen. Mit Sicherheit aber liegt es – leider! – an ihrer Führung von Brie Larson, an sich eine tolle, natürlich sympathische Schauspielerin, die hier aber einfach nicht in ihre Rolle findet. Natürlich könnte man argumentieren, dass diese Selbstfindung Bestandteil des Plots ist. Doch Larson versucht sich mal als Fish-out-of-Water à la THOR, dann wieder als leicht überhebliche Superfrau, die Oneliner klopft, dann als sympathischer Kumpeltyp und schließlich als unzerstörbare Kampfmaschine. Da passt leider gar nichts so richtig zusammen.

Man darf gespannt sein, wie sich CAPTAIN MARVEL unter der Regie der Russo-Brüder im nächsten (letzten?) AVENGERS machen wird, denn wenn man den Post-Credit-Sting richtig deutet, hat sie dort ihren nächsten (ersten richtigen?) Auftritt.

Dass selbst die US-Kritik nicht über die Schwächen des Films hinwegsehen kann, zeigt diese wunderbar amüsante Kritik des Branchenmediums Entertainment Weekly.

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