Enorm erfolgreiche Actionkomödie aus Südkorea, die im Jahre 2019 unangefochten den Spitzenrang bei den einheimisch sowieso durchweg gut laufenden und sich dem sonstigen Hollywood-Erguss auch weiterhin stabil entgegen stellenden Produktionen für sich beansprucht und zu Recht das oberste Treppchen erklimmt. Zu hoch waren der Zuschauerandrang und sind entsprechend die Einnahmen, und das, obwohl die Geschichte allein nicht bloß in eben bspw. den USA schon öfters variiert wurde, in Die Nacht hat viele Augen (1987) oder auch den noch weniger 'großen' Cops & Robbersons – Das haut den stärksten Bullen um (1994), sondern auch kurz zuvor direkt wie hier im chinesischen Lobster Cop (2018) erzählt. Das letztere mag bzw. wird Zufall sein, die Produktions- bzw. Veröffentlichungsdaten überschneiden sich zu eng und wird der Film nicht konkret als Remake gezählt – beide Länder haben sich zuletzt mehrfach ausgetauscht oder zusammen gearbeitet, dann aber immer mit offizieller Nennung – ; Tatsache ist nur, die Originalität allein kann es nicht gewesen sein, sondern eher die Spielfreude des Teams und der spezielle Anklang beim Publikum, dass seine Polizisten mal nicht korrupt haben wollte und mal keine grimmige Gangstergeschicht'.:
Das Narcotic-Team von Chief Go [ Ryo Seung-ryong ] bestehend aus Detective Jang [ Lee Honey ], Detective Ma [ Jon Seon-kyu ], Yeong-ho [ Lee Dong-hwi ] und Jae-hoon [ Gong Myung ] hat ein Problem mit ihrer Erfolgsrate, ist die nämlich quasi inexistent, dafür explodieren die Kosten, was sie auf das Abstellgleis ihres Chefs [ Kim Eui-sung ] zu schieben droht. Ein Tipp vom frisch zum Captain beförderten Kollegen Chief Choi [ Song Young-kyu ] bietet quasi die letzte Chance, sollen sie sich doch auf die Fährte des Drogenhändlers Lee Moo-bae [ Shin Ha-kyun ] begeben und diesen observieren. Um das möglichst ungestört machen zu können und dennoch nicht aufzufallen, kauft sich der Trupp mit dem letzten Gesparten (und dem Pensionsfonds von Go) eine erfolg- und mittellose Hähnchenbraterei direkt gegenüber vom Unterschlupf, die eigentlich auch nur zur Tarnung betrieben werden soll, zufälligerweise aber plötzlich begeisterte Kundschaft anzieht.
"I feel sorry for the cops in this country. Where's the dignity?"
Die Einleitung bietet bereits mehrere Varianten des noch kommenden Humors und die Stärken und die Schwächen auch des koreanischen Unterhaltungskinos, quasi das fünfminütige Beispiel im Extrem, hier anhand des Versuches der Festnahme eines kriminellen Mittelsmanns, der mit möglichst wenig Aufwand und auch möglichst wenig Schaden, zur Sicherheit aller entsprechend 'geschnappt' werden soll. Und dies am Ende zwar gelingt, aber die negativen Faktoren in keinerlei Rechtfertigung zum Nutzen stehen. Ein sichtlich 'kleiner Fisch', dessen Fluchtversuch überhaupt nur wegen der Unfähigkeit der Polizisten gelingt, und wo am Ende mehrere Männer auf großer Höhe auf den Erdboden gefallen und – noch schlimmer – auf einer Verkehrskreuzung nicht nur gleich ganze Wagenkolonnen miteinander kollidieren, sondern der Verdächtige auch noch von einem Bus gerammt und in das Krankenhaus geschickt wird. Humor durch Verallgemeinerung, durch Verballhornung, durch Satire, durch Parodie, durch mehrerlei Anwendungen einer Verzerrung, entweder die Zeitlupe oder das genaue Gegenteil dessen, was angekündigt und entsprechend erwartet wird, durch das Spiel mit verschiedenen Realitäten, auch der Überschneidung des Filmwissens des Zuschauers mit dem Filmwissen der Figuren hier. Überraschender und effektiver in dem ganzen Hallodri ist, dass die erste Duftmarke der Spicy-Chicken Police (alberner deutscher Zusatztitel) und die erste Ankündigung eines formidablen Crowdpleasers setzt, ist ein Stunt aus dem Nichts, eben einer der ungebremsten Sprünge durch ein Fenster direkt auf die Straße, der als Ausrufezeichen für sich selber und hier als Tüpfelchen auf dem i funktioniert.
"Do you remember the stew she made? The one that tasted like poop?"
Der Film selber arbeitet im folgenden ganz ähnlich, er nimmt viele bekannte bis liebgewonnene Zutaten des einheimischen Genrekinos und arbeitet mit diesen Motiven, der Kampf Gut gegen Böse, der narrativ den Rahmen bildet, das ansonsten überall gegenwärtige Thema von Brutalität und Korruption, was hier nicht vorhanden, und wenn dann deutlich abgeschwächt bebildert ist, dazu fünf normale Personen als die 'Helden' der Geschichte, fünf alltägliche Arbeiter, die bislang schon ihren Job machen, aber weder so richtig ehrgeizig darin, noch (scheinbar) so richtig körperlich oder geistig talentiert für Besseres auch nicht und oftmals auch nicht so besonders mit Glück gesegnet sind. Eine 'Gurkentruppe', wo das schwächste Glied eigentlich jeder von ihnen sein kann und irgendwo auch ist, und die dennoch oder auch deswegen genug Sympathien füreinander haben und auch Empfänger von Sympathie und Empathie seitens des Publikums sind.
"Are you doing this as a cover or are you using undercover as an excuse?"
Gedreht ist das locker-flockig unauffällig, auch meistens unaufgeregt, zeitlos quasi, da fern von inszenatorischen Mätzchen und seine Handlung in Ruhe bebildernd und nicht zusätzlich mit unnötiger formeller Aufmerksamkeit belegt. Die Personen und ihre Konstellation samt Aufgabe steht an erster Stelle, ein Budget hinter dem Projekt ist sicherlich vorhanden, aber nicht unbedingt riesig und mangels weiterer Spektakelszenen auch nicht nötig. Eine gewisse Solidität gehört zum Standard des (bis dahin) gutsituierten lokalen Kinos und ist mit ein Ergebnis und wiederum auch mit ein Grund für dessen (auch globale) Beliebtheit; gerade der Distributor CJ Entertainment macht 'Hollywood' für die Einheimischen und den Amerikanern damit Konkurrenz, ohne rein zu kopieren und dennoch mit genügend landestypischer Note und Konsequenz. Der Plot steht nach einem Viertel, und ist ab dann und das auch auserzählt; theoretisch zumindest, wird hier erst dann das Kreative (und ein paar Kampfszenen zur Unterhaltung) ausgepackt, zusätzlich die Themen von Freundschaft und Familie behandelt und der steinige Weg zum Finale gelegt. Dies ist erneut vieler Kampfszenen beinhaltend, dann trotz Können in der Choreografie schon etwas ermüdend angelegt.