Review

Es ist durchaus mutig von Jacob Estes, sein Regiedebüt mit dem Thema der Zeitreise anzugehen, dem von Natur aus häufig Logiklöcher anhaften. Was an ähnlich gelagerte Filme wie „Happy Deathday“ und noch mehr „Frequency“ erinnert, entpuppt sich als eine Mischung aus Thriller und Sci-Fi, die eine simple Prämisse zum Teil unnötig verkompliziert.

Polizist Jack (David Oyelowo) pflegt ein gutes Verhältnis zu seiner Nichte Ashley (Storm Reid) und ist umso erschütterter, als er diese eines Tages nebst ihren Eltern ermordet vorfindet. Kurz nach der Beerdigung erhält er einen Anruf von Ashley, die aus der Vergangenheit anruft. Jack bleibt nicht viel Zeit, Ashleys Schicksal zu beeinflussen und ihren Mörder zu finden…

Leider fallen die Figurenzeichnungen etwas dürftig aus, obgleich zu Beginn das herzliche Verhältnis zwischen Jack und Ashley in einem Diner Sympathien schürt. Glaubhaft ist allerdings die Reaktion von Jack, als er erstmals von der vermeintlich toten Ashley angerufen wird: Ein makaberer Scherz oder Einbildung in Form von Trauerbewältigung? Kurz darauf erfährt Jack, dass Ashley in einer Art Paralleldimension handelt, die zwei Wochen zurückliegt.
Und weil ein Cop berufsbedingt nicht an paranormale Gegebenheiten glaubt, lässt er Ashley etwas an ein Tor sprühen, was prompt sichtbar wird.

Diese Formen des Austausches zwischen Gegenwart und vermeintlicher Vergangenheit bleiben jedoch rar, zumal Ashley zunächst nicht erfährt, warum sie in diese oder jene Richtung recherchieren soll. Folgerichtig wird viel telefoniert und es gibt zahlreiche Parallelmontagen. Richtig spannend wird es allerdings eher selten, zumal das Erzähltempo nicht sonderlich flott ist und kaum Situationen in Bedrängnis entstehen. Erst im letzten Drittel wird das Tempo ein wenig angezogen, wobei es in Sachen Action in Form einer kurzen Verfolgung und einer kaum erwähnenswerten Schießerei etwas mau aussieht.

Die Suche nach dem Mörder gestaltet sich zwar halbwegs interessant, die Auflösung liefert allerdings erahnbare Tendenzen, die beinahe ins Klischeehafte gehen. Jedoch stimmen die finalen Bilder einigermaßen versöhnlich und ergeben im Kontext des Zeitreisethemas sogar Sinn. Im Mittelteil ist man diesbezüglich ein wenig nachlässig, zudem wird etwas zu sehr mit getrübten Wahrnehmungen gespielt, was zeitweilig ein wenig Verwirrung stiftet.

Ein deutlicher Pluspunkt ist Hauptdarsteller David Oyelowo, der mit starker Präsenz und vielen Nuancen noch recht viel aus der einfach gestrickten Figur herausholt. Storm Reid performt ebenfalls solide, während Alfred Molina sichtlich Freude an der Rolle des Polizeichefs hat. Derweil unterstreicht der ruhige Score die teils melancholische Note des Geschehens, bei der die Kamera zuweilen zu Unsicherheiten neigt.

Was bei „Frequency“ das Funkgerät war, muss hier das Mobiltelefon richten: Die Prämisse ist zwar bekannt, doch das dazugehörige Potential wird nicht voll ausgeschöpft, zumal sich nicht allzu viele mitfiebernde Momente ergeben. Die eine oder andere Wendung zündet nur bedingt und obgleich es insgesamt nie langweilig wird, wartet man vergebens auf erinnerungswürdige Momente.
5,5 von 10

Details
Ähnliche Filme