Gleich zu Beginn des Films informiert uns eine Texttafel darüber, dass Amerika unterhöhlt sei von Tunnels, Gängen und verlassenen Minenschächten, einige von ihnen ohne Zweck und Aufgabe.
Das Bild der Schattenseiten, die emporsteigen, weil nun ihre Zeit gekommen ist, die Welt zu übernehmen, bewaffnet mit Scheren, um womöglich das Land zu zerteilen, das ist natürlich eine schön plakative politische Metapher im passend zweideutig betitelten US. So antworten die Schattenwesen auf die Frage, wer sie sind, herrlich simpel: „We‘re Americans“.
Dualität, Synchronität und Spiegelungen sind das große Motiv des Films – doch auch hier bleiben manche Bilder ohne Zweck, ohne Aufgabe, werden angedeutet, jedoch nicht konsequent weiterverfolgt, bleiben rein atmosphärisch, spielerisch. Gespielt wird auch mit Genreverweisen, GOONIES und C.H.U.D. Videocassetten, T-Shirts mit JAWS und THRILLER-Aufdrucken, der Drehort von THE LOST BOYS, schrille Choräle, die an THE OMEN mahnen, Standardsituationen zahlreicher Home Invasion-Thriller und natürlich das Hauptmotiv der BODY SNATCHER, der unfertigen menschlichen Kopien, die uns unserer Identität berauben wollen.
Im Ganzen ergibt das daher leider kein ganz stringentes Werk, jedoch einen deutlich besseren Genrefilm als Jordan Peeles Erstling GET OUT. War dieser noch stark als Satire angelegt und versank nach ein paar wenigen spooky Szenen storymäßig in übelstem Gehirntransplantationstrash, so ist US ein durchgehend spannender Gruselfilm mit äußerst unheimlichen Performances (die Doppelrollen müssen den Schauspielern irre Spaß gemacht haben) und interessanten metaphorischen Ansätzen, auch wenn diese nicht ausformuliert werden auch wenn und gegen Ende noch der schlimmste Stimmungskiller zum Einsatz kommt, den man im Horrorgenre kennt: Logik.