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Wir begleiten den Extremkletterer Alex Honnold bei seinen Vorbereitungen, El Capitan im Yosemite Valley Free Solo zu durchklettern: Eine knapp 1.000 Meter mehr oder weniger senkrechte Wand, durchzogen von Platten und gigantischen Risssystemen: Kletterrouten, die zu den schwierigsten der Welt gehören, und Alex Honnold will dort ohne Seil durch. Free Solo eben. Im Verlauf des Films lernen wir den Kletterer besser kennen, erfahren von seiner Freundin wie sehr Honnold auf das Klettern fixiert ist, lernen die Filmcrew kennen (selber alles erfahrene Kletterer), und nehmen an den Vorbereitungen teil. Und an der Durchsteigung der Wand selbstverständlich auch.

Ich: Leider alles sehr amerikanisch gehalten, mit weinender Freundin und der Mutter und den deprimierten Kumpels ... Einmal habe ich mich gefragt, ob ich in der Fortsetzung von DIE BRÜCKEN AM FLUSS bin.
Aber dann das letzte Drittel - die eigentliche Kletterei. Unglaubliche Bilder, sehr dynamisch gefilmt und extrem spannend umgesetzt. Ich habe stark gezittert, und das war sicher nicht nur das ungeheizte Kino. Gottseidank war ich der einzige in der Reihe: Einige Moves habe ich tatsächlich reflexartig mitgemacht. Honnold an der absoluten Grenze der Bewegungsfähigkeit, er MUSS um die Kante greifen, und meine Hand zuckt mit. So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich habe auch wirklich schon viele Filme gesehen, aber ich habe noch absolut nie anschließend von dem gesehenen Film geträumt! Heute Nacht bin ich wirklich geklettert - frei, und mit viel Angst im Kopf.

Mein langjähriger Bergkamerad und Kletterpartner: Tolle Bilder. Wobei ich das Thema Freundin, Freunde, Mutter trotzdem interessant finde. Weil es den Konflikt zeigt zwischen Liebe und Freundschaft und der größten Liebe Berg und Klettern mit aller Konsequenz. Und dass das Klettern immer mehr Bedeutung hat wie ‘ne Partnerschaft und dass die trotzdem zu ihm stehen. Aber eben wissen, dass jeden Tag der Anruf kommen kann, dass es ihn nicht mehr lebendig gibt.

Ich: Klar ist die Sache mit Familie und Freunden und Freundin und so ist relevant für das Verständnis der Person Alex Honnold. Aber es war mir oft zu kitschig umgesetzt. Wenn sie mit tränenerstickter Stimme von der letzten(!) Umarmung spricht, und dazu der Regen Tränen an die Scheibe plattert, dann ist das, Verzeihung, platt. Platt und rührselig. Auch die Sache mit dem Wohnungskauf hat zwar ein wenig den Menschen Honnold beleuchtet, war aber eigentlich überflüssig. Ich habe in meinem Leben bislang zwei Klettererfilme gesehen: AM LIMIT und JÄGER DES AUGENBLICKS. Beide in erster Linie mit der Zielgruppe Kletterer, beide ohne falsche Romantik einfach nur packend erzählt. In JÄGER DES AUGENBLICKS gibt es diese Szene, wenn sie dann endlich die Routen eingerichtet haben, und sich in die Wand aufmachen. Dazu ganz laut Nothings else matters von Metallica - Ich sag Dir, diese Gänsehaut vergisst Du als Kletterer nie! Die Herangehensweise bei FREE SOLO ist halt eine andere, eine familientauglichere. Da sprechen dann gottseidank die Bilder für sich ...

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