Bei „Yentown“ wird von dem Zuschauer zwar eine ordentliche Portion Sitzfleisch erwartet, man bekommt aber in den knapp 2 ½ Stunden einiges geboten. Dramatik, Komödie und Liebe.
Nach dem Tod ihrer Mutter wird ein namenloses Mädchen von Verwandten zu Verwandten geschickt, aber jeder will lsie irgendwie wieder loswerden. So landet das namenlose Mädchen bei der Prostituierten Glico, die ursprünglich aus China stammt und in „Yentown“ ihr Glück und viel mehr Geld verdienen will. „Yentown“ deshalb, weil alle auf der Suche nach Yen sind, der japanischen Währung, um später wieder reich nach Hause zu gehen. Zwar hat Glico selbst nicht viel Geld, aber sie und ihr Freund Fei Hong und dutzende andere „Yentowns“ kümmern sich rührend um das Mädchen. Glico gibt dem Mädchen den Namen Ageha. Als ein Freier sich an Ageha vergehen will, wird dieser aus versehen getötet und muss beseitigt werden. Dabei entdecken sie in seinem Körper eine alte Kassette, auf der Sinatras „My way“ gespeichert ist. Doch viel wichtiger, auf der Kassette befindet sich auch der magnetischer Code für 10.000 Yen Scheine. So kann man leicht aus 1000 Yen Scheinen 10.000 Yen Scheine machen, und so an Wechselautomaten einen Gewinn von je 9000 Yen einsteuern. Mit dieser Taktik macht die Gruppe viel Geld, bis sie sich ein eigenes Lokal kaufen können, in denen Glico als Sängerin auftritt. Glico wird entdeckt, doch das Leben aller Beteiligten verändert sich...
Zunächst bekommt der Zuschauer eine Erklärung, was „Yentown“ und Yentowns“ überhaupt in diesem fiktiven Japan bedeutet. Danach erwartet einen ein Film, den man nicht mehr so schnell vergisst. Tragik und Komödie wechseln sich ab, ein Schuss Gewalt ist immer drin. Freundschaften zerbrechen offensichtlich an Geld und Macht.
Schauspielerisch gibt es hier einiges zu entdecken. Die damals 16 jährige Ayumo Ito überzeugt in der Rolle der Ageha, die ein scheinbar schweres Leben hatte und auch zu Begin wirkt ihr Leben alles andere als Sattelfest, erst als sie Glico aka Chara trifft, ändert sich ihr Leben zunächst. Chara ist in Japan wohl eine Berühmtheit auf dem Pop-Sektor.
Ferner ist der Film eine bunte Mischung aus scheinbar allen Erdteilen. Es gibt Japaner, Chinesen, Amerikaner etc. etc. Schon deshalb ändert sich die Sprache in „Yentown“ ununterbrochen. Mal bestimmt japanisch das Geschehen, dann mal wieder chinesisch und natürlich englisch. Englisch ist quasi die Brückensprache zwischen den Japanern und Chinesen und Ageha lernt auch fleißig englisch, um teilweise zu vermitteln. Es gibt komische Situationen. Ein gebbürtiger Amerikaner, der in Japan geboren wurde und deshalb kein Wort englisch kann, was auch an Japan liegt, wirkt schon irgendwie komisch.
Doch „Yentown“ zeigt nicht nur die Sonnenseiten im Leben. Mord und Mafia gehören hier ebenso hin wie traurige Szenen. Teilweise wird es auch recht graphisch und die Headshots sind nicht ohne. Doch diese bildet nicht den Hauptteil. Es geht um Menschen, die verzweifelt sind und einfach versuchen, sich in Japan ein neues Leben aufzubauen, genug Geld zu verdienen, um irgendwann wieder in ihre Heimat als reiche Leute zurückzukehren.
Teilweise ist „Yentown“ inszeniert wie ein MTV-Videoclip. Harte Schnitte, wackelige Kamera, dann bleibt die Kamera wieder starr und fängt die ruhigen Momente ein. Hinzu kommt immer wieder Frank Sinatras Soundtrack, sei es von Band von Sinatra persönlich oder leicht abgewandelt von Chara. Schon das macht den Film zu einem optischen und hörerischen Genuss, doch „Yentown“ kann wie gesagt viel mehr. Man sollte es sich einfach anschauen und sich für 2 ½ Stunden in eine andere Welt begeben. „Yentown“ gehört zu den Filmen, die man öfter als einmal anschauen muss, um alle zu erkennen und zu verstehen. Aber es lohnt sich definitiv.
Fazit: Ich würde den Film nicht als „Kracher“ bezeichnen oder gar als Film für jedermann, denn dafür ist „Yentown“ einfach zu speziell. Wer sich aber erst mal auf „Yentown“ einlässt, der wird nicht enttäuscht. „Yentown“ ist ein weitäsgehend ruhiger Film, der menschliche Schicksale beleuchtet, dazwischen aber immer wieder mal Fahrt aufnimmt. Ein Genre-Mix der besten Sorte welcher es wert ist, mehr als einmal angeschaut zu werden. Japan-Kino der besten Sorte.