Daß der Film scheitert, ist vor allem dem Hauptdarsteller Francesco Quinn und seiner Rolle als Cop John Reed anzulasten. Die Figur, welche die Morde eines religiös motivierten Serienmörders aufdecken soll, ist eine allzukrasse Anhäufung von Klischees.
Gerne bedient sich das Thrillergenre gebrochener, einsamer und zynischer Helden, aber hier ist die Ansammlung von Drogensucht, Alkoholismus, Machogehabe, Flüchen und dummen Pöbeleien einfach des Schlechten zuviel.
Natürlich gibt es im Thriller feste Regeln.
Wenn man das Privatleben eines Filmcops in einem einzigen Bild festhalten müßte, wäre es vermutlich das einer Figur, die in einer (dunklen!) Küche einen gähnend leeren Kühlschrank öffnet.
Aber in Murder Blues dreht man die Regler bis zum Anschlag auf und präsentiert den Polizisten in der kurzen Besuchszeit mit seinem kleinen Sohn gleich in einem
Striplokal beim Gespräch über das Gemetzel vom Vortag. Um sich dabei noch halbwegs achtbar aus der Affäre zu ziehen, hätte es eines wirklich guten Schauspielers bedurft, aber Körpersprache und Mimik wirken bei Quinn wie ein schlecht sitzender Anzug. Als Widersacher wird Brad Dourif aufgeboten, der hinter Gittern eine Art Katz-und Mausspiel mit Reed abzieht.
Wenn "Das Schweigen der Lämmer" nicht erst Jahre später erschienen wäre, könnte man Murder Blues als schnellen direct-to-video Trittbrettfahrer abhaken.
Was dennoch zu gefallen vermag, sind die Optik und die Musik, speziell die Nachtaufnahmen mit elegischem Saxophon im Hintergrund erzeugen atmosphärische Dichte.
Die Handlung wird nicht weiter verraten, weder von mir noch von demjenigen, der das Drehbuch zu verantworten hat, denn es gibt schon den einen oder anderen Schönheitsfehler in der Handlungslogik.