Stellt euch einen dreizehnjährigen Jungen vor. Stellt euch, vor, dieser Junge liest in der Fernsehzeitung von irgendeinem japanischen Gangsterfilm. Den Namen Takashi Miike hat er zwar noch nie zuvor gehört, aber er hat halt gerade nichts anderes vor, also kann man sich das Filmchen ja mal anschauen.
Den Namen Takashi Miike hat er noch nie zuvor gehört.
Plötzlich prasseln die ersten Szenen aus DoA wie ein Platzregen auf ihn ein, und er wird diesen Namen nicht mehr so schnell vergessen. DoA wird zu seiner Einstiegsdroge in die Welt des abseitigen japanischen Gewaltkinos. Und natürlich war ich dieser Junge vor fünf Jahren.
Seitdem hab ich schon diverse andere Miikes gesehen, viele davon weitaus besser als dieser, trotzdem hat dieser diese besondere Stellung als der Erste. Gerade durch die eben erwähnten Anfangsszenen entfaltet er eine aggressive Sogkraft, der man sich nicht so leicht entziehen kann, denn nachdem Sho Aikawa und Riki Takeuchi den Film eingezählt haben, stürzt diese gewaltige Bilderflut aus umherfliegender Nudelsuppe, meterlangen Kokslines, gewaltiger Blutfontänen und genereller Gewalttätigkeit auf den Zuschauer ein und fesselt ihn erst mal an seine Sitzgelegenheit. Nach dieser brachialen Eröffnung allerdings, die der dreizehnjährige Junge ungläubig mitverfolgt hat, kühlt der Film erst mal ab, wird wieder etwas „normal“. Die Geschichte ist geradezu klassisch: Eine kleine Gruppe von Gangstern spielt zwei rivalisierende „Banden“, in diesem Fall Yakuza und Triaden in der Absicht gegeneinander aus, dadurch selbst Macht und Einfluss zu gewinnen. Während Takeuchi, der japanische Steven Seagal, den Anführer dieser Gang spielt, verkörpert Aikawa den abgewrackten Polizisten, der auf den Fall angesetzt ist und gleichzeitig zu Hause miterleben muss, wie seine Familie in die Brüche geht. Als es auf beiden Seiten zu erheblichen Verlusten kommt, wird aus der Sache ein äußerst persönliches Duell.
Nach dem fulminanten Einstieg nimmt der Film also ein doch eher gelassenes Tempo an, nimmt sich auch viel Zeit, seine Hauptfiguren vorzustellen, sie in Alltagssituationen zu zeigen, um dann aber hier und da wieder diverse Abscheulichkeiten zu präsentieren, man denke nur an das Planschbecken. Opfer dieser Abscheulichkeiten sind immer wieder Freunde, Kollegen oder Familienangehörige von Takeuchi oder Aikawa, und jeder Tote nährt den Hass der beiden aufeinander. Eigentlich sollte es am Ende dieser Geschichte zu einem konventionellen Duell der beiden Antagonisten kommen, doch das war den Beteiligten scheinbar doch zu langweilig, weshalb es zum Schluss eine noch viel größere Überraschung als am Anfang gibt. Ein unerbittlicher Zweikampf, der die Worte „comichaft überzeichnet“ völlig neu definiert. Ein Finale, das den dreizehjährigen Jungen in totaler Verwirrung zurückgelassen hat. Und ihn letztendlich aber doch ziemlich begeistert hat.
Bleibt abschließend zu sagen, dass der Film ohne Anfang und Ende wahrscheinlich ziemlich durchschnittlich wäre. Aber hey, er hat nun mal beides!